Kakao-Preise auf Rekordhoch, Hersteller erhöhen Preise, Kunden bleiben Schokolade treu, Marken unter Druck.
Schokoladenpreise steigen weiter, wie reagieren die Kunden?
Für Schokoladenliebhaber ist dieses Jahr eine Herausforderung. Im Vergleich zum Vorjahr müssen sie derzeit deutlich mehr Geld ausgeben. Schoko-Weihnachtsmänner sind je nach Marke und Größe um bis zu 50 Prozent teurer, Lebkuchenherzen um bis zu 32 Prozent und Dominosteine um 12 Prozent. Dies geht aus einer Analyse des Preisvergleichsportals Smhaggle für die Deutsche Presse-Agentur hervor. Eine Vollmilch- oder Zartbitter-Tafel kostet demnach bis zu 17 Prozent mehr. Erst kürzlich hat Ritter Sport die Preise angehoben. Für die Alpenmilch-Tafel werden statt 1,49 Euro nun 1,89 Euro fällig – ein Anstieg um fast 27 Prozent.
Es war bereits Anfang 2024 absehbar, dass Schokolade – die Lieblingssüßigkeit der Deutschen – erneut teurer werden würde. Einige Hersteller hatten dies zu diesem Zeitpunkt angekündigt. Grund dafür sind schlechte Ernten und ein knappes Angebot in den Kakao-Anbauländern aufgrund von Trockenheit, Starkregen und Pflanzenkrankheiten. Der von der internationalen Kakaoorganisation (ICCO) ermittelte Tagespreis für Kakao stieg im April auf einen Rekordwert von deutlich mehr als 10.000 Euro pro Tonne. Obwohl er seitdem leicht gesunken ist, bleibt er weiterhin hoch.
Wie reagieren die Kunden darauf? Noch im Februar hatten fast 40 Prozent in einer YouGov-Umfrage angegeben, bei höheren Preisen weniger Schokolade zu essen. Doch dies ist zumindest bisher nicht der Fall. Daten des Marktforschers NIQ zeigen: Die verkaufte Stückzahl von Produkten wie Tafelschokolade, Pralinen, Schokospezialitäten und saisonale Artikel ist in den vergangenen 12 Monaten lediglich um 1,3 Prozent gesunken. Bei Markenprodukten fiel das Minus mit 0,5 Prozent geringer aus.
Pro-Kopf-Verzehr: Fast 10 Kilo
«Schokolade ist für viele Menschen mehr als nur eine Süßigkeit», sagt Karin von Funck, Konsumgüter-Expertin bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Die Süßigkeit sei fest verbunden mit Emotionen, positiven Erinnerungen aus Kindheitstagen und ganz bestimmten Anlässen wie Ostern oder Nikolaus. «In einer Welt, die sich rasant verändert und zunehmend stressig wird, ist und bleibt Schokolade ein Anker für viele.»
In den vergangenen Jahren ist Schokolade bereits teurer geworden. Laut Süßwarenverband stieg jedoch der Verbrauch sogar an. Der Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland ist – mit leichten Schwankungen – angestiegen, von etwa 9 Kilo im Jahr 2018 auf knapp 9,9 Kilo im Jahr 2023.
«Süßigkeiten sind Impuls- und Genussmittel, die Verbraucher sind hier weniger preissensibel», sagt der Lebensmittel-Experte der Verbraucherzentrale, Armin Valet. Bei Weihnachtsartikeln gelte das besonders. Da wollten die Leute sich und anderen etwas Gutes tun und griffen lieber zum Schoko-Weihnachtsmann von Lindt.
Häufiger Rabatte auf Markenartikel
Die Produkte von Herstellern wie Milka, Ritter Sport, Lindt und Ferrero sind für Händler besonders umsatzrelevant und wichtig. Sie gelten als Zugartikel, die Kunden in die Läden locken. Finden sie diese nicht vor, gehen sie woanders hin. Bei den Herstellern ist die Position für Preiserhöhungen deshalb gut. Dennoch erleben viele große Lebensmittelkonzerne herausfordernde Zeiten. Wegen der stark gestiegenen Preise greifen Konsumenten häufiger zu günstigeren Eigenmarken wie «Ja«, «Gut & günstig» oder «Rewe beste Wahl». Meist sind sie mit deren Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis zufrieden.
Die Markenhersteller setzt dies unter Zugzwang. Ihre Produkte haben es zum regulären Preis oft schwer. «Markenartikel werden wegen der hohen Preise viel stärker als früher nur noch gekauft, wenn sie im Sonderangebot sind», sagte Rewe-Chef Lionel Souque im vergangenen Jahr dem «Handelsblatt».
Der Umsatzanteil mit Werbeaktionen ist bei Markenartikeln gestiegen, wie Zahlen von YouGov zeigen. Ein Drittel des Umsatzes wurde mit Sonderangeboten gemacht, deutlich mehr als bei Gütern des täglichen Bedarfs insgesamt. «Mit Rabattaktionen versuchen die großen Markenhersteller, Marktanteile zurückzugewinnen, ohne ihr höheres Preisniveau dauerhaft aufzugeben», sagt Handelsexperte Kai Hudetz.
Wie werden sich die Preise entwickeln?
Bei Eigenmarken stiegen die Preise für Schokolade zuletzt stärker als bei Markenprodukten. Der Lindt-Weihnachtsmann kostet nur knapp 7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Andere Weihnachtsartikel sind laut Smhaggle jedoch deutlich teurer geworden. Ob Verbraucher deshalb weniger kaufen, kann bisher nicht beurteilt werden. Es liegen noch keine Zahlen von Marktforschern vor.
Wie werden sich die Preise entwickeln? Verbraucherschützer Valet kann sich vorstellen, dass auch andere Hersteller wie Mondelez (Milka) und Nestlé die Preise noch erhöhen. «Das Gefüge untereinander muss ja wieder passen», sagt Valet. Die gestiegenen Preise von Ritter Sport weckten Begehrlichkeiten. In den Verträgen mit den Kakaolieferanten seien die höheren Rohstoffpreise womöglich bislang nicht berücksichtigt. Experten gehen davon aus, dass die Zeiten niedriger Kakaopreise vorbei sind. Vorhersagen zufolge werden viele Anbauflächen wegen des Klimawandels künftig nicht mehr geeignet sein.
Auch Lindt & Sprüngli hat kürzlich auf die schwierige Marktsituation reagiert. Der Schokoladenhersteller bricht in diesem Jahr mit der Tradition, die unverbindliche Preisempfehlung auf den Produkten anzubringen. Bei Jahresprodukten wird dies vorübergehend ausgesetzt. “Die Kakaopreise sind derzeit sehr volatil”, sagt ein Sprecher. Die Preisentwicklung ist daher nicht absehbar.
Der Hype um die Dubai-Schokolade zeigt, dass viele Kunden den Preis nicht als so wichtig erachten. Eine Tafel kostet rund 15 Euro im Geschäft. Trotzdem bildeten sich vor den Geschäften bundesweit zuletzt oft lange Warteschlangen.