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Eierknappheit zu Ostern – Ursachen und Auswirkungen

Angebot und Nachfrage passen nicht zusammen. Eierproduktion durch Vogelgrippe beeinträchtigt. Preiserhöhungen vorerst unwahrscheinlich.

Die Nachfrage nach Eiern ist in Deutschland zuletzt gestiegen. (Archivbild)
Foto: Elisa Schu/dpa

Rot, gelb oder grün – bunte Eier stoßen zum Osterfest nicht nur bei Kindern auf Begeisterung. Hunderte Millionen werden jedes Jahr verkauft oder selbst gefärbt. Seit einiger Zeit gibt es jedoch Berichte darüber, dass die Eier in Deutschland knapp sind. Auch von Rationierung ist gelegentlich die Rede. Wie ist die Situation? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Gibt es eine Eier-Krise in Deutschland?

Tatsächlich ist es so, dass Angebot und Nachfrage in den vergangenen Wochen nicht zusammengepasst haben. Das berichtete der Bundesverband Ei, der die Eierwirtschaft in Deutschland vertritt. Es gab auf dem Markt weniger Hühnereier als benötigt. In der Folge stiegen die Großhandelspreise rapide in die Höhe. Die Situation hat sich Verbandspräsident Hans-Peter Goldnick zufolge mittlerweile aber gebessert: «Wir werden zu Ostern genügend Eier haben.»

Was waren die Gründe dafür?

Egg producers are facing several problems. One of them is bird flu. Due to the epidemic, laying hen stocks had to be culled again recently, including in northern Germany. It takes several months for new hens to grow up and fill this gap. This is exacerbated by cases around the world. Because Germany cannot completely supply itself with eggs. Demand could only be met by domestic production to 72 percent last year. Therefore, eggs have to be imported from abroad.

Nach Weihnachten ist es nach Angaben des Landesbauernverbands Baden-Württemberg außerdem üblich, dass die Produktion heruntergefahren wird. In dieser Zeit werden Herden ausgetauscht – das heißt, ältere Hennen werden ausgestallt und Jungtiere gekauft. «In den Monaten Januar und Februar waren unheimlich viele Legehennen-Ställe leer», sagte Goldnick. Ende März werde die Produktion aber wieder in vollem Umfang laufen.

In den USA ist die Lage heikler. Kaufen uns die Amis die Eier weg?

In den USA ist die Lage viel angespannter. Der Auslöser ist auch hier die Vogelgrippe. Millionen von Legehennen wurden getötet: Daraufhin wurden Eier knapper und teurer. US-Behörden haben deshalb um mehr Eier-Exporte aus Europa gebeten, auch aus Deutschland.

Über das Wirtschaftsministerium hat den Bundesverband Ei eine entsprechende Anfrage erreicht. Diese gebe man nun an die großen Händler und Produzenten weiter, sagte Goldnick. Dass viele Eier in die USA exportiert werden, hält er aber für unrealistisch. «Diese großen Mengen in einem Markt zu finden, der gerade so ausgeglichen ist, halte ich für sehr, sehr schwierig.»

Könnten Eier in den Geschäften nochmal knapp werden?

Kunden fanden in Lebensmittelgeschäften zuletzt bisweilen nur ein reduziertes Angebot an Eiern vor. Seit zwei Wochen hat sich die Lage nach Angaben des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) deutlich verbessert. «Die Warenversorgung ist stabiler», sagt Geschäftsführer Philipp Hennerkes. Auch er rechnet nicht damit, dass die Bitte der USA um Eier-Exporte sich für Kunden in Deutschland spürbar auswirken und zu Engpässen führen könnte. «Wir haben partnerschaftliche Kooperationen mit Erzeugern und die vertraglichen Vereinbarungen sichern die Versorgung ab.»

Werden die Preise vor Ostern steigen?

Für Kundinnen und Kunden von Discountern und Supermärkten dürften Eier nicht so schnell teurer werden. «Die Eier-Preise sind stabil», sagte Goldnick. Zwischen den Händlern und den Eier-Produzenten gebe es in der Regel einjährige Verträge, die im August oder September geschlossen werden. In den meisten Fällen seien also frühestens im Herbst Preiserhöhungen möglich. 

Verbraucher in Deutschland mussten wie bei anderen Lebensmitteln bereits in der Vergangenheit deutlich höhere Preise für Eier hinnehmen: Im Februar waren Eier 40,7 Prozent teurer als im Durchschnitt des Jahres 2020, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen.

Wie viele Eier werden in Deutschland verbraucht?

Dass Eier knapp waren, hängt auch mit der hohen Nachfrage zusammen. Der Eierverbrauch stieg im Jahr 2024 um mehr als vier Prozent auf 20,8 Milliarden Eier. Pro Person wurden durchschnittlich 249 Eier konsumiert – 10 mehr als im Vorjahr. Schon damals gab es einen Anstieg. Die vorläufigen Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) beinhalten verarbeitete Eier in Eiprodukten.

Warum werden mehr Eier gegessen?

Experten sehen mehrere Gründe. Das Ei sei in Zeiten anhaltender Inflation ein vergleichsweise preisgünstiges Lebensmittel, sagt der Leiter des BZL, Josef Goos. «Bei der Ausbreitung der flexitarischen Ernährung sind Eier zudem eine kostengünstige Quelle für hochwertiges Eiweiß.» Eier würden zunehmend als vegetarischer Wurst-Protein-Ersatz angesehen, beispielsweise Avocado-Brot mit Ei, sagt YouGov-Konsumexperte Werner Lauss. «Unsere Analysen zeigen, dass Eier von anderen Kategorien vor allem von Wurst gewinnen.» Der verstärkte Verzehr passe gut zu dem aktuellen High Protein-Trend. 

Wie viele Eier sind gesund?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt nur ein Ei pro Woche, beispielsweise als Frühstücksei oder Spiegelei. Die Empfehlung basiert nicht auf gesundheitlichen Gründen. Es handelt sich um eine Menge, die ausreichend für die Nährstoffzufuhr und Gesundheit ist, die Umwelt nicht übermäßig belastet und den durchschnittlichen Essgewohnheiten entspricht. Lebensmittel, die verarbeitete Eier enthalten, wie Nudeln, Gebäck oder Kuchen, sind hier nicht berücksichtigt und kommen zusätzlich hinzu.

Gibt es Alternativen zum Hühnerei?

Laut der Verbraucherzentrale kann man beim Backen und Kochen auf Eier verzichten und stattdessen Lebensmittel wie Bananen, Apfelmus oder Leinsamen verwenden. Für Gebäck kann ein Ei auch durch Stärke-, Soja- oder Kichererbsenmehl ersetzt werden, das mit zwei bis drei Esslöffeln Wasser vermischt wird. Eine weitere Option sind pflanzenbasierte Ei-Alternativen, die im Supermarkt erhältlich sind.

dpa