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Erstmals 4.000 Dollar: Warum der Goldpreis steigt und steigt

Allein in diesem Jahr hat das Edelmetall bereits um mehr als 50 Prozent zugelegt – und andere Anlageformen abgehängt. Was sind die Gründe für den anhaltenden «Goldrausch»?

Der Preis für Gold steigt weiter.
Foto: Arne Dedert/dpa

Seit Wochen steigt der Goldpreis kontinuierlich und hat ein weiteres Rekordhoch erreicht. In der Nacht zum Mittwoch überschritt der Preis für eine Unze (ca. 31,1 Gramm) des Edelmetalls erstmals die Marke von 4.000 US-Dollar und erreichte am Vormittag einen Höchststand von 4.040 Dollar. Seit zwei Jahren zeigt der Goldpreis einen klaren Aufwärtstrend. Seit Ende 2024 hat sich der Preis des Edelmetalls bereits um etwa 53 Prozent erhöht.

Was sind die Preistreiber? 

Es ist eine Kombination aus verschiedenen Gründen, die für eine immer stärkere Nachfrage nach Gold sorgt. Zuletzt sind aber politische Krisen stärker in den Vordergrund gerückt. Mit dem Haushaltsstreit in den USA und dem «Shutdown» in zahlreichen amerikanischen Behörden sowie der sich zuspitzenden Staatskrise in Frankreich setzen viele Investoren verstärkt auf Gold, das bei Anlegern als «sicherer Hafen» in politisch unsicheren Zeiten gilt. 

Welche weiteren Gründe für den Preisanstieg gibt es? 

Zu diesen gehören insbesondere Spekulationen über sinkende Zinsen in den USA und der Kauf von Gold durch Zentralbanken, die ihre nationalen Reserven unabhängiger vom US-Dollar machen wollen. Ebenfalls eine Rolle spielen Goldkäufe durch Goldfonds sowie ein schwacher Dollar. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, führt eine Abwertung des Dollars dazu, dass Gold für Anleger außerhalb der USA günstiger wird – was die Nachfrage und den Preis steigen lässt. Auch Unsicherheiten bezüglich anderer Währungen verstärken die Flucht in das Edelmetall.

Spielt auch die Inflation eine Rolle?

Ja, Gold wird auch als Absicherung gegen Inflation angesehen. Wenn Anleger steigende Preise erwarten, investieren sie in Gold, um den Wert ihres Vermögens zu schützen. Wenn die Inflation höher ist als die Nominalzinsen, beeinträchtigt dies Spareinlagen. Gold generiert zwar keine laufenden Einnahmen, aber sein Wert bleibt erhalten.

Warum ist gerade Gold in unsicheren Zeiten gefragt?

Gold wird seit Jahrtausenden als sicherer Hafen angesehen, da es auch in Krisenzeiten umgetauscht werden kann. Im Gegensatz zu Währungen, die durch geldpolitische Entscheidungen beeinflusst werden können, oder Aktien, die Unternehmensrisiken oder -chancen widerspiegeln, behält Gold seinen Wert – über Grenzen und politische Systeme hinweg. Gold ist beständig und kann geteilt sowie transportiert werden.

Weshalb kaufen Notenbanken vermehrt Gold? 

Früher war Schmuck ein wichtiger Treiber der Goldnachfrage, aber jetzt entfällt ein Großteil auf Investitionen und Zentralbankkäufe. Notenbanken kaufen Gold aus strategischen Gründen, die hauptsächlich mit wirtschaftlicher Sicherheit und Unabhängigkeit verbunden sind. Währungshüter, insbesondere aus Ländern wie China und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften, wollen durch den Aufbau ihrer Goldreserven die Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren. Auch Länder, die mit Sanktionen belegt sind, bevorzugen Gold.

Warum kaufen sicherheitsbewusste Anleger nicht Staatsanleihen?

Auch hier spielen politische Krisen eine entscheidende Rolle. Die Märkte befürchten, dass Länder wie die USA, Japan oder Frankreich ihre Staatsverschuldung weiter erhöhen. Anleger sorgen sich, dass nicht genug Anstrengungen unternommen werden, um die Haushalte zu konsolidieren. Zudem drohen negative Bewertungen durch führende Ratingagenturen.

Wie sieht der Vergleich mit anderen Anlageklassen aus?

Auch andere Edelmetalle verzeichnen einen Anstieg. Gold sticht jedoch in diesem Jahr mit einem Anstieg von mehr als der Hälfte die meisten anderen Anlageklassen aus. Selbst der Bitcoin, der wie Gold von den geopolitischen Krisen und der politischen Unsicherheit profitiert, kann da nicht mithalten.

Kann der Preis von Silber ebenfalls so stark zulegen? 

Auch der Preis von Silber kennt seit Beginn des Jahres nur eine Richtung: nach oben. Ähnlich wie beim Goldpreis hat sich die Rekordjagd ab September deutlich beschleunigt. Die Notierung für Silber profitierte ebenfalls von starker Nachfrage und erreichte etwa zeitgleich mit dem Goldpreis ein Rekordhoch. Das liegt aber weit niedriger als der Goldpreis, bei 48,93 Dollar je Feinunze.

Ist Gold mittlerweile nicht zu teuer für Privatanleger?  

Offenbar nicht. Trotz des Rekordpreises können Edelmetallhändler wie Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus bisher keine Auswirkungen der hohen Preise erkennen: «In Deutschland ist die Nachfrage privater Investoren weiterhin ungebrochen hoch, ungeachtet des deutlich gestiegenen Preisniveaus», sagte er. Das starke Interesse zeigt sich auch bei der Nachfrage nach börsengehandelten Wertpapieren, die mit physischem Gold gedeckt sind (ETFs). Analysten der Postbank verweisen auf Rekordkäufe im September.

Wie weit kann der Goldpreis noch steigen? 

Experten sind sich einig, dass der Anstieg des Goldpreises noch nicht abgeschlossen ist. Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen sieht aufgrund der erwarteten Zinssenkung in den USA weiteres Potenzial nach oben und hat die Prognose bis zum Ende des nächsten Jahres auf 4.200 US-Dollar angehoben. Auch Heraeus-Händler Zumpfe ist der Meinung, dass die Dynamik des Preisanstiegs am Goldmarkt von den Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed abhängt. Wenn die Zinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt weiter fallen, bestehen Chancen auf eine Fortsetzung des Rekordhochs.

dpa