Ihr Vorgänger saß nur kurz auf dem Chefsessel: Marie Jaroni soll die Stahlsparte von Thyssenkrupp in bessere Zeiten lenken. Eine Premiere für Deutschlands größten Stahlkonzern.
Größte deutsche Stahlfirma erstmals mit Frau an der Spitze

In Deutschlands größter Stahlfirma hat erstmals eine Frau das Sagen. Wie Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg bekannt gab, wurde die bisherige Vertriebs- und Transformationsvorständin Marie Jaroni vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung zur Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens mit rund 27.000 Beschäftigten ernannt. Bei der Konzernmutter hatte bereits von 2019 bis 2023 Martina Merz das Sagen, nun findet diese Premiere auch in der Stahlsparte statt.
Die 40-jährige Werkstofftechnikerin, die seit Oktober 2014 im Vorstand ist, wird nach dem plötzlichen Abgang von Dennis Grimm nach nur 14 Monaten nun befördert. Sowohl ihr Vertrag als Vorständin als auch der Vertrag von Finanzvorstand Philipp Conze wurden um fünf Jahre bis 2030 verlängert.
Firma kämpft mit Problemen
Die Stahlfirma steht aufgrund der weltweiten Konjunkturschwäche und niedriger Preise unter Druck, Billigimporte aus Asien schaden der Duisburger Traditionsfirma. Die Produktionskapazitäten übersteigen die Nachfrage deutlich.
Das Management strebt durch den Abbau oder die Auslagerung von tausenden Arbeitsplätzen an andere Unternehmen an, Kosten zu senken und langfristig profitabel zu wirtschaften. Zum Zeitpunkt des letzten Standes hatte das Unternehmen etwa 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bis 2030 sollen es nur noch ungefähr 16.000 sein. Jaroni war wesentlich an der Verhandlung des erforderlichen Sanierungsvertrags beteiligt.
Daumen rauf auch von der Gewerkschaft
«Marie Jaroni ist es in den vergangenen Monaten mit strategischem Weitblick, Überzeugungskraft und großem Einsatz gelungen, wesentliche Weichenstellungen beim Stahl vorzunehmen», sagte die Aufsichtsratsvorsitzende der Stahlfirma, Ilse Henne. Lob gab es auch aus Gewerkschaftsreihen. «Marie Jaroni hat die entscheidenden Verhandlungen zum Sanierungstarifvertrag ziel-, konsensorientiert und fair geführt», sagte der IG-Metaller und Vize-Aufsichtsratschef Knut Giesler. Es sei «ein ausgeprägtes Vertrauensfundament» entstanden.
Der Vorstand der Stahlfirma, der nur aus vier Personen besteht, hat kürzlich einen Abgang verzeichnet. Der Personalchef Dirk Schulte hat sein Mandat aus persönlichen Gründen niedergelegt. Sein Nachfolger wurde von Aufsichtsrat Wilfried von Rath ernannt. Das Vertriebsressort, das bisher von Jaroni im Vorstand geleitet wurde, wird vorübergehend von Georgios Giovanakis übernommen, der bereits Vertriebschef eine Stufe unter dem Vorstand war.
Es ist wahrscheinlich, dass es bei der Duisburger Stahlfirma bald zu einem Wechsel des Eigentümers kommt: Die Muttergesellschaft Thyssenkrupp führt Gespräche mit dem indischen Stahlhersteller Jindal Steel über den Verkauf ihres Stahlbereichs.








