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Erben und Vererben in Deutschland: Offenheit und Klärung sind entscheidend

Eine Allensbach-Umfrage zeigt, dass viele Menschen das Thema Erbschaften meiden. Klare Regelungen und rechtzeitige Gespräche sind jedoch unerlässlich.

Nur wenige regeln ihren Nachlass (Symbolbild)
Foto: Jens Büttner/zb/dpa

Laut einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der Deutschen Bank reden die wenigsten Menschen zu Lebzeiten offen und rechtzeitig über das Erben und Vererben, obwohl immer mehr eine Erbschaft für die eigene Altersvorsorge planen. In Deutschland wird jedes Jahr ein Vermögen in Form von Geld, Gold, Häusern, Wohnungen, Aktien und anderen Wertpapieren vererbt.

«Grundsätzlich befassen sich große Teile der Bevölkerung sowie der Erben und Erblasser nur ungern mit dem Thema Erbschaften», heißt es in der Analyse. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der 1.068 Befragten antworteten entsprechend. Im Vergleich zu den vorherigen Umfragen 2015 und 2018 habe «der Unwillen der Bevölkerung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, eher zugenommen».

Große Sorgen vor Erbstreitigkeiten

Etwa die Hälfte der potenziellen Erblasser und der bisherigen Erben sowie fast 70 Prozent der zukünftigen Erben empfinden es als unangenehm, über dieses Thema nachzudenken. Gleichzeitig möchten weiterhin vier von zehn Befragten (41 Prozent) mehr Offenheit in ihrem persönlichen Umfeld zu solchen Fragen sehen.

Denn sowohl bei denen, die voraussichtlich etwas erben werden, als auch bei zukünftigen Erben steht eines ganz oben auf der Wunschliste: dass es keinen Streit um das Erbe gibt. 71 Prozent der zukünftigen Erben legen besonderen Wert darauf, dass die Aufteilung des Erbes klar geregelt ist, 67 Prozent der potenziellen Erblasser sehen das genauso.

Die wenigsten haben ein Testament

Trotzdem verfasst nur eine Minderheit ihren letzten Willen. Etwa ein Drittel (35 Prozent) der potenziellen Erben hat bereits ein Testament erstellt, wie sie selbst angeben. Im Jahr 2018 hatten dies noch 39 Prozent der Befragten angegeben.

Vor allem ältere Menschen regeln ihr Erbe, im Durchschnitt verfassen potenzielle Erblasser mit knapp 58 Jahren ein Testament. Von den unter 50-Jährigen gaben gerade einmal 11 Prozent an, ein Testament zu haben. Das zeige, dass junge Familien oft unvorbereitet seien, so die Schlussfolgerung der Deutschen Bank.

Vererbte Vermögen wachsen

Im Jahr 2023 beliefen sich Erbschaften und Schenkungen in Deutschland laut offiziellen Zahlen auf den Rekordwert von 121,5 Milliarden Euro. Dies entsprach fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr – und die Gesamtsumme der übertragenen Vermögen war sogar noch höher, da die Steuerstatistik Erbschaften und Schenkungen nicht erfasst.

Auch die Erwartungen der zukünftigen Erben wachsen: Laut Analyse rechnen gut ein Drittel (34 Prozent) mit einer Erbschaft von 250.000 Euro oder mehr. Im Jahr 2018 nannten 22 Prozent der Befragten diesen Betrag. Der Anteil derjenigen, die eine Erbschaft für ihre eigene Altersvorsorge nutzen möchten, ist ebenfalls gestiegen: von 52 Prozent im Jahr 2018 auf 60 Prozent in der aktuellen Umfrage.

Der Elefant im Raum

Wann sollte das sensible Thema der Erbschaft am besten angesprochen werden? Laut einer Umfrage sehen die Deutschen dies mit großer Mehrheit (82 Prozent) bei demjenigen, der etwas vererben wird. In der Regel wird das Thema nach Schicksalsschlägen oder Todesfällen angesprochen – selten bei Familienfeiern wie beispielsweise an Weihnachten.

39 Prozent der Befragten glauben, dass es angemessen ist, über das Thema Erben zu sprechen, wenn ein Familienmitglied oder ein Freund schwer krank wird. Für 28 Prozent wäre der Tod eines geliebten Menschen der richtige Zeitpunkt. 17 Prozent der Befragten finden es passend, dies bei Familienfeiern zu besprechen.

Raffael Gasser, Leiter Wealth Management & Private Banking Deutschland der Deutschen Bank, rät: «Wer die Vermögensnachfolge frühzeitig mit Familie und Experten diskutiertund professionell gestaltet, vermeidet Missverständnisse und Konflikte – zum Wohlder Erblasser wie auch der Erben.»

dpa