Das neue Verteidigungssystem erkennt Drohnen mit KI, um sie mit einer Granate zu zerstören. Umsatz steigt durch geänderten Geschäftskurs.
Heckler & Koch steigt in Drohnenabwehr ein

Der größte deutsche Hersteller von Handfeuerwaffen, Heckler & Koch, steigt in das Geschäft mit Drohnenabwehr ein. Man habe dafür einen Auftrag bekommen, sagte Firmenchef Jens Bodo Koch in Oberndorf. Einzelheiten nannte er nicht. «Drohnen sind für Infanteristen eine unglaubliche Bedrohung, wogegen es bislang nur wenige Lösungen gibt.»
Im neuen Verteidigungssystem von Heckler & Koch werden Granatwerfer oder Granatmaschinenwerfer auf einem Fahrzeugturm installiert und mit einer Sensorbox ausgestattet, die dank Künstlicher Intelligenz Drohnen am Himmel erkennt und ihre Bedrohung einschätzt. Daraufhin wird die Granate so programmiert, dass sie in der Nähe der Drohne explodiert. «In der Luft entsteht eine Metallwolke, in die die Drohne reinfliegt und zerstört wird», erklärte Koch die Funktionsweise des Systems.
Bei der Drohnenabwehr arbeitet Heckler & Koch mit dem KI-Spezialisten Autonomous Teaming aus München zusammen. Von Rheinmetall kommen Steuerungskomponenten für die Granaten, und der Fahrzeugturm ist von einer slowenischen Firma. «Wir sind der Systemanbieter, der das alles zusammenführt.» Man sei noch in der Aufbauphase des Projektes und habe erste Schießversuche gemacht, spätestens Ende des Jahres soll das Produkt fertig sein und verkauft werden.
Das neueste Produkt zeigt die veränderte Strategie des Herstellers von Sturmgewehren, Maschinengewehren, Granatwerfern und Pistolen. Als CEO Koch 2018 den Chefsessel bei der Schwarzwälder Rüstungsschmiede übernahm, war das Unternehmen ein traditioneller Waffenhersteller.
Inzwischen versteht sie sich als «Systemanbieter», der Waffenkomponenten von Zulieferern einkauft und sie als Gesamtsystem mitverkauft – etwa Schalldämpfer und Gewehr-Optiken. Auch deswegen macht die Firma deutlich mehr Umsatz als früher.
Auftragsbücher so voll wie noch nie
Die Geschäftszahlen für das letzte Jahr waren erfreulich. Aufgrund der russischen Bedrohung und der veränderten Weltlage steigen die Bestellungen von Militärs aus Nato-Staaten rapide an: Im Jahr 2023 lag der Auftragseingang noch bei 285,3 Millionen Euro, während er im Jahr 2024 um die Hälfte auf 426,2 Millionen Euro stieg – ein bisher unerreichter Wert in der Unternehmensgeschichte.
Der Umsatz stieg um 13,9 Prozent auf 343,4 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern (EAT) erhöhte sich um 9,6 Prozent auf 31,5 Millionen Euro. Durch umfangreiche Investitionen wurde die Produktion modernisiert. Dank des profitablen Geschäfts wird der einst hohe Schuldenberg kontinuierlich abgebaut, nach einer Tilgung von fünf Millionen Euro im Februar beträgt die Nettoverschuldung nun 90 Millionen Euro. Heckler & Koch beschäftigt etwa 1.250 Mitarbeiter, die meisten davon am Stammwerk in Oberndorf. In den USA betreibt das Unternehmen eine kleine Montagewerkstatt.
Die wirtschaftlichen Perspektiven sind nach Einschätzung des Managements gut. «Unser Unternehmen ist strategisch gut aufgestellt, um in einem anspruchsvollen Umfeld weiterzuwachsen», sagte Firmenchef Koch, dessen Namensgleichheit mit dem Firmengründer Theodor Koch zufällig ist.