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Heizen ist teurer geworden – mal wieder

Wer seine Wohnung schön warm haben wollte, musste in den Jahren 2022 und 2023 besonders tief in die Tasche greifen. Nun haben Experten die Preisentwicklung des vergangenen Jahres beleuchtet.

Besser mal runterdrehen - Heizen kann teuer sein. (Symbolbild)
Foto: Fabian Sommer/dpa

Laut einer Studie sind die Heizkosten in Deutschland zwar gestiegen, aber nicht mehr so stark wie früher. Im vergangenen Jahr stieg der Preis einer Kilowattstunde Heizungsenergie in Zwei- und Mehrfamilienhäusern um etwa sechs Prozent auf 12,33 Cent pro Kilowattstunde. Dies ergibt sich aus dem Wärmemonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und beinhaltet Erdgas-, Heizöl- und Fernwärmepreise.

Im Jahr 2023 stieg der Durchschnitt um 20 Prozent und im Jahr 2022 um 38 Prozent – damals führten die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und das Ende der russischen Gasimporte über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu einem deutlichen Preisanstieg. Der Bund hat dies vorübergehend mit Preisbremsen gedämpft. Obwohl diese Preisbremsen im Jahr 2024 ausliefen, stiegen die Preise in diesem Jahr eher moderat an.

Der Wärmemonitor basiert auf Heizkostenabrechnungen für etwa 300.000 Zwei- und Mehrfamilienhäuser, die von dem Immobiliendienstleister Ista aus Essen erstellt wurden. Es handelt sich um rund zwei Millionen Wohnungen, hauptsächlich Mietwohnungen. Die Zahlen sind vorläufig, bisher sind nur etwa 60 Prozent der Daten für das Jahr 2024 erfasst, daher können Abweichungen noch auftreten. Vor einem Jahr hatten die Studienautoren auf Basis vorläufiger Zahlen ein Preisanstieg von 31 Prozent für 2023 berechnet – nach Einbeziehung aller Daten ergab sich nur noch ein Anstieg von 20 Prozent.

Bedarf bleibt konstant

Rechnet man Unterschiede im Wetter des jeweiligen Jahres heraus – man geht also von gleich kalten Jahreszeiten aus -, so sank der Bedarf auf Basis der vorläufigen Zahlen leicht, pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche wurden im vergangenen Jahr ungefähr 120 Kilowattstunden verbraucht. Inklusive der noch fehlenden Gebäudedaten dürfte er nach Einschätzung der DIW-Experten aber in etwa konstant geblieben sein. Im Vergleich zu 2021 war der Energiebedarf der Haushalte deutlich niedriger. «Der DIW-Wärmemonitor zeigt, dass viele Haushalte heute immer noch sparsamer heizen als vor der Energiekrise», erklärte Studienautorin Sophie Behr. 

Teurer Osten, billiger Westen

Das Preisniveau variierte je nach Region, mit einem Durchschnittspreis von 14,18 Cent pro Kilowattstunde in Ostdeutschland und 11,77 Cent in Westdeutschland. Die günstigsten Preise wurden im Allgäu (10,16 Cent) und in Oberfranken-Ost (10,26 Cent) festgestellt, während die höchsten Preise im Mittleren Mecklenburg/Rostock mit 16,55 Cent, in Prignitz-Oberhavel (Brandenburg) sowie im sächsischen Elbtal/Osterzgebirge (jeweils 15,77 Cent) lagen.

In den neuen Bundesländern müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher schon seit langem deutlich höhere Preise bezahlen: Der Statistik zufolge lag das Preisniveau in Ostdeutschland im Zeitraum 2010 bis 2022 ein Fünftel über dem Westniveau. 2023 näherten sich die Preise einander an, 2024 wurde der übliche Abstand in etwa wieder hergestellt.

Die Bewohner Ostdeutschlands profitieren davon, dass ihre Wohnungen oft besser saniert und wärmeisoliert sind als in Westdeutschland. Daher ist der Energieverbrauch im Osten geringer.

Die Autoren der Studie vermuten, dass der höhere Preisunterschied in Deutschland auf den größeren Anteil von Fernwärme im Osten zurückzuführen ist: Während der Ölpreis sank und der Gaspreis moderat stieg, stieg der Preis für Fernwärme im letzten Jahr um etwa ein Viertel. Dieser überproportionale Anstieg bei Fernwärme ist auf die verzögerte Preisfindung zurückzuführen, es handelt sich also letztlich um einen Nachholeffekt.

Forderung nach mehr Transparenz bei Fernwärme

«Die extrem unterschiedliche Preisentwicklung 2024 zwischen Fernwärme und anderen Energieträgern könnte die Akzeptanz der Wärmewende gefährden», warnt DIW-Ökonomin Behr. «Zu Unrecht, denn sie spiegelt nicht die langfristige Preisentwicklung wider.» Co-Studienautor Till Köveker fordert eine transparentere Preisgestaltung und Preisentwicklung bei der Fernwärme, etwa durch die verpflichtende Teilnahme von Fernwärme-Anbietern an der Preistransparenzplattform. Dies würde auch den Kartellbehörden bei der Identifizierung von Fernwärme-Anbietern helfen, die ihre Monopolposition ausnutzen und überhöhte Preise verlangen.

Köveker betont, dass die Preise für Fernwärme seit Beginn der Energiekrise insgesamt weniger gestiegen sind als die Preise für Gas oder Heizöl. In Deutschland sind die Heizenergiepreise seit 2021 um 77 Prozent gestiegen, während sie für Fernwärme nur um 67 Prozent gestiegen sind.

dpa