Im öffentlichen Nahverkehr sind immer mehr E-Busse unterwegs. Doch seit dem Wegfall einer Bundesförderung halten sich die Unternehmen mit ihren Planungen zurück.
Hochlauf der E-Busflotten im ÖPNV droht zu stocken
E-Busse sind inzwischen ein fester Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs. Laut einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC ist der Fahrzeugbestand bei den Verkehrsunternehmen seit Beginn des Jahrzehnts auf fast 3.400 Elektrobusse angewachsen. Fast die Hälfte davon wurde in den letzten zwei Jahren hinzugefügt.
Fast 2.000 neue Fahrzeuge in diesem Jahr
Die Verkehrsunternehmen planen allein für dieses Jahr, insgesamt knapp 2.000 neue Elektrobusse anzuschaffen. Die meisten davon sind Batterie-Fahrzeuge. Ein kleinerer Anteil besteht aus Bussen, die ihren Strom aus Oberleitungen beziehen, wie in der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen, sowie Brennstoffzellenbusse.
Vor allem die Städte sind führend beim Hochlauf von E-Bussen. Zwischen 2020 und 2024 hat sich die Anzahl der Kommunen mit emissionsfreien Bussen im ÖPNV auf 180 mehr als verdoppelt. Mit über 565 Fahrzeugen führt Hamburg die Liste an. Berlin hat derzeit 227 E-Busse, plant jedoch, die Zahl bis 2027 nahezu zu verdoppeln.
Der schnelle Anstieg hat verschiedene Ursachen. Einerseits gibt es gesetzliche Vorgaben des Bundes, wonach ein bestimmter Anteil der neu anzuschaffenden Stadtbusse emissionsfreie Antriebe haben muss. Bis Ende dieses Jahres beträgt dieser Anteil für Verkehrsunternehmen 22,5 Prozent der Neuanschaffungen. Ab 2026 sind es dann 32,5 Prozent. Diese Quoten gelten nicht für Busse, die in ländlichen Regionen im Regionalverkehr eingesetzt werden.
Bund hat Förderung eingestellt
Die Förderung für den Kauf von Bussen mit alternativen Antrieben wurde vom Bund eingestellt, da die alte Bundesregierung dies aufgrund des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts beschlossen hat. Trotzdem profitieren viele der in diesem Jahr bestellten Fahrzeuge noch von der Unterstützung des Bundes, da zwischen Bestellung und Auslieferung einige Zeit vergeht.
Der Hochlauf wird sich nach den aktuellen Planungen der Verkehrsunternehmen, die von PWC abgefragt wurden, in den nächsten Jahren deutlich verlangsamen. Schon im Jahr 2026 könnten nur noch etwa 1.200 neue Elektrobusse hinzukommen, 2027 sogar nur etwa 450.
Kosten für E-Busse deutlich höher als für Diesel-Antriebe
Die nach wie vor hohen Anschaffungskosten sind das Problem. Elektrobusse sind im Betrieb zwar aufgrund niedrigerer Energiekosten deutlich günstiger als Dieselfahrzeuge. Doch aufgrund niedrigerer Reichweiten, dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur und dem Preis der Busse an sich entstehen erheblich höhere Kapitalkosten.
«Ein im Jahr 2023 neu zugelassener Batteriebus kostet als Depotlader über den gesamten zwölfjährigen Lebenszyklus (bei 55.000 km Laufleistung pro Jahr) etwa 30 Prozent mehr als ein Dieselbus», schreiben die PWC-Analysten. Diese Kostenlücke dürfte sich im Laufe der kommenden Jahre zwar etwas verringern. Ganz verschwinden wird sie aber nicht.
Emissionsfreiheit bei Neuzulassungen ab 2035
Ohne flankierende Finanzierungs- und Förderinstrumente bestehe deshalb das Risiko, «dass der Umstieg auf E-Busse zulasten des ÖPNV-Angebots geht, was den klima-, verkehrs-, sozial- und strukturpolitischen Zielsetzungen widersprechen würde», heißt es weiter. Es brauche deshalb ein entsprechendes Bekenntnis der neuen Bundesregierung für eine solche Förderung.
Es besteht Eile. Laut einer EU-Verordnung müssen bereits ab 2030 90 Prozent aller neu zugelassenen Stadtbusse emissionsfrei sein, ab 2035 dann alle. Die gegenwärtige Stadtbusflotte umfasst insgesamt etwa 35.000 Fahrzeuge. Nach den bisherigen Planungen wären bis 2030 ungefähr 9.100 mit entsprechenden Antrieben ausgestattet.