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Idealo fordert 3,3 Milliarden Euro Schadenersatz von Google

Vor Gericht fordert Idealo von Google Milliarden. Im Zentrum steht vor allem die Frage, wie lange der US-Konzern seine Marktmacht bei Preisvergleichen unrechtmäßig ausgenutzt hat.

Die deutsche Preissuchmaschine Idealo verlangt von Google Schadensersatz in Milliardenhöhe.
Foto: Andrej Sokolow/dpa

Das deutsche Preisvergleichsportal Idealo verlangt 3,3 Milliarden Euro Schadenersatz von dem US-Internetgiganten Google. Mehr als sechs Jahre nach der Klageerhebung hat am Donnerstag vor dem Landgericht Berlin die Verhandlung um die Milliardenklage von Idealo begonnen.

Die Preisvergleichsmaschine, die hauptsächlich zum Medienkonzern Axel Springer gehört, beschuldigt Google, seine dominierende Position als Suchmaschine über einen längeren Zeitraum hinweg ausgenutzt zu haben. Google bevorzugte dabei eigene Angebote gegenüber Idealo. Das Portal verlangt außerdem detaillierte Informationen über den Traffic, die Umsätze und Gewinne von Google. Der US-Konzern lehnt die Forderung nach Schadensersatz als übertrieben ab.

Milliardenstrafe durch die EU-Kommission

Im Jahr 2017 verhängte die EU-Kommission eine Wettbewerbsstrafe in Höhe von 2,4 Milliarden Euro gegen Google. Diese Geldbuße wurde im September 2024 vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg bestätigt.

Der Preisvergleichsdienst Google Shopping ist der Hauptstreitpunkt. Im Jahr 2017 argumentierte die EU-Kommission, dass der US-Digitalkonzern auf der Seite für allgemeine Suchergebnisse die Resultate seines eigenen Dienstes gegenüber den Preisvergleichsdiensten der Konkurrenten bevorzugt habe. Anschließend präsentierte Google die Suchergebnisse seines Dienstes an erster Stelle und hob sie mit Bild und Text hervor. Die Suchergebnisse der konkurrierenden Dienste erschienen nur weiter unten als blauer Link.

Klageforderung rasant erhöht

Idealo hatte die Klage gegen Google 2019 vor dem Landgericht Berlin eingereicht; damals forderte das Unternehmen eine Entschädigung in Höhe einer halben Milliarde Euro. Das Verfahren ruhte, solange der Rechtsstreit zwischen der EU-Kommission und Google anhängig war. Idealo hatte sich vorbehalten, die Klage zu erweitern. In diesem Februar nach Wiederaufnahme des Verfahrens wurde die Forderung neu kalkuliert: Idealo verlangt nun für den Zeitraum 2008 bis 2023 rund 2,7 Milliarden Euro an Schadensersatz und 600 Millionen Euro Zinsen. «Für die Nutzer geht es um faire Auswahl und Transparenz beim Online-Kauf», sagte Idealo-Mitgründer Albrecht von Sonntag.

Die Entscheidung der Kommission aus dem Jahr 2017, die vor der Zivilkammer des Landgerichts Berlin steht, ist durch das EuGH-Urteil von 2024 bestätigt worden. Allerdings ist strittig zwischen Idealo und Google, auf welchen Zeitraum sich dieser Vorwurf bezieht.

Das sagen Google und Idealo 

Google behauptet, dass nach dem Beschluss der EU-Kommission aus dem Jahr 2017 umfangreiche Änderungen an Google Shopping vorgenommen wurden, um die Kartellvorwürfe auszuräumen. Brüssel hatte Google dazu verpflichtet, anderen Preisvergleichsdiensten Zugang zu den Shopping-Ergebnissen zu gewähren. Laut dem Unternehmen nutzen mittlerweile etwa 1.550 Vergleichsseiten in Europa dieses System – zuvor waren es nur sieben. Dies zeige, dass die Öffnung des Shopping-Bereichs funktioniert. Google-Vertreter sagen, die EU-Kommission habe keinen weiteren Handlungsbedarf gesehen.

Idealo dagegen vertritt die Auffassung, dass Google 2017 nur kosmetische Änderungen vorgenommen habe. «Das Grundproblem der rechtswidrigen Kartellvorteile besteht bis heute», sagte Idealo-Mitgründer von Sonntag.

dpa