Nur die Hälfte der Bundesländer verbucht im dritten Quartal ein Plus beim Wirtschaftswachstum. Darunter sind alle ostdeutschen Länder.
Ifo-Analyse: Konjunkturkrise trifft vor allem den Westen
Die Wirtschaftskrise betrifft hauptsächlich die industriellen Zentren im Westen Deutschlands, während der Osten wächst. Dies ergibt sich aus einer erstmals vom Münchner Ifo-Institut vorgelegten Quartalsschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in den 16 Ländern.
Laut Angaben sank das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal in acht Bundesländern, darunter Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, jeweils im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten.
In den übrigen acht Ländern hingegen wuchs die Wirtschaftsleistung, darunter waren alle fünf neuen Länder. «Die Aufhellung der Konsumlaune auf der einen Seite und die Probleme der Industrie auf der anderen Seite lassen die Wachstumsraten der Länder deutlich auseinanderfallen», sagte Robert Lehmann, einer beiden Autoren der Analyse.
Länderanalyse soll Lücke füllen
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im dritten Quartal bundesweit um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Dieser Anstieg war hauptsächlich auf höhere Konsumausgaben zurückzuführen. Bisher gab es keine vierteljährliche Dokumentation des Wachstums in den Ländern, aber laut Ifo wollen Ökonomen diese Lücke schließen. Lehmann und Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser wiesen darauf hin, dass es in einzelnen Quartalen Ausschläge in die eine oder andere Richtung geben kann.
Brandenburg top
Brandenburg war im dritten Quartal mit einem Plus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal führend. Hamburg war mit minus 0,9 Prozent das Schlusslicht, gefolgt von Baden-Württemberg (-0,6) und Bayern (-0,4). In den beiden süddeutschen Bundesländern, die lange Zeit wirtschaftlich erfolgreich waren, spielen die beiden wichtigsten deutschen Industriezweige Auto und Maschinenbau eine überdurchschnittliche Rolle. Beide Branchen sind stark von Exporten abhängig. Viele Unternehmen leiden unter Auftragsmangel und planen Stellen abzubauen.
Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 war auch ein ostdeutsches Bundesland Spitzenreiter: Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete das stärkste Wachstum von 3,3 Prozent und belegte den ersten Platz. Den größten Rückgang im Zwölf-Monats-Vergleich verzeichneten Bremen und Schleswig-Holstein mit jeweils minus 1,9 Prozent.