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Ifo-Institut: Neuaufträge im Wohnungsbau bleiben aus

Im November sind in Deutschland erneut deutlich weniger Wohnungen genehmigt worden – schlechte Vorzeichen im Kampf gegen den Wohnungsmangel. Auch das Ifo-Institut sieht keine guten Perspektiven.

Ein Gerüst steht an einem Neubau für Wohnungen. Der Wohnungsneubau in Deutschland kommt zunehmend unter Druck.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland hat sich rapide fortgesetzt. In November wurde der Bau von 24.304 Wohnungen bewilligt, gut 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Für den ohnehin stockenden Neubau in Deutschland ist das ein schlechtes Zeichen. Baugenehmigungen sind mit Blick auf den Wohnungsmangel in vielen Städten ein wichtiger Indikator. Das Ifo-Institut warnte vor einer Eintrübung beim Wohnungsbau.

Beträchtlicher Rückgang bei Einfamilienhäusern

Von Januar bis November wurden laut der Wiesbadener Statistiker 321.757 Wohnungen genehmigt, ein Minus von 5,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Besonders stark fiel dabei der Rückgang bei Einfamilienhäusern aus (minus 15,9 Prozent).

Angesichts gestiegener Zinsen und teurer Materialien stockt der Wohnungsbau in Deutschland. Viele Bauherren halten sich mit Projekten zurück oder stornieren sie. Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude legten im November um fast 17 Prozent zu. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen verfehlen wird. Mit der starken Zuwanderung, gerade von Flüchtlingen aus der Ukraine, steigt zudem die Nachfrage nach Wohnraum.

Der Wohnungsneubau in Deutschland komme zunehmend unter Druck, stellte am Mittwoch auch das Münchner Ifo-Institut fest. Im Dezember seien die Auftragsbestände den fünften Monat in Folge gefallen. «Zu den Hauptgründen zählen die erheblich verteuerten Wohnungsbaukredite, stark gestiegene Baukosten sowie die Rückführung der Neubauförderung des Bundes», sagte Ifo-Experte Ludwig Dorffmeister. «Für private Bauherren und Wohnungsunternehmen haben sich die Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert.» Das werde sich aber wegen der langen Realisierungszeiten vorerst nur bedingt am Bau niederschlagen.

ZDB fordert Senkung der Grunderwebssteuer

Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) erwartet, dass 2023 rund 245.000 Wohnungen fertig werden. Er forderte am Mittwoch unter anderem eine Senkung der Grunderwerbssteuer und eine Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) senkte zudem seine Prognose für den Wohnungsbau. Er rechnet nun damit, dass dieses Jahr noch 250.000 Wohnungen fertiggestellt werden, 25.000 weniger als zuvor erwartet.

Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden hatte jüngst bereits vor einer Verschärfung des Wohnungsmangels gewarnt. Es fehlten rund 700.000 Wohnungen in Deutschland, hatte Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten gesagt.

Der Bundesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen warnte, man stehe erst am Beginn einer rasanten Talfahrt. Die Baugenehmigung sei der Blick in die Vergangenheit, «die Anträge wurden viele Monate zuvor gestellt, weit vor der jetzigen Krise». Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion für Wohnen und Bauwesen, Ulrich Lange, kritisierte, mit dem erneuten Rückgang der Baugenehmigungen rückten die Ziele der Bundesregierung in weite Ferne.

dpa