Nicht nur manche Honige, auch Schokoladen und Kräuterpasten versprechen besondere Wirkungen. Vermehrt fliegen die gefährlichen Lebensmittel auf.
Immer häufiger «Potenz-Honig» abgefangen
Sie heißen «Horny Performance Chocolate», «Jaguar Power» oder «Secret Miracle Honey» – und versprechen potenzsteigernde Wirkung. Der Zoll zieht immer öfter Lebensmittel mit nicht erlaubten Inhaltsstoffen aus dem Verkehr. Die Zollfahndungsämter München und Hamburg hätten in der Vergangenheit beispielsweise mehr als 13 Tonnen potenzsteigernde Lebensmittel sichergestellt, teilte ein Sprecher der Generalzolldirektion mit. Das Phänomen sei beim Zoll erstmals 2022 aufgetaucht.
Mehr Kontrollen entlarven nicht angegebene Wirkstoffe
Es gibt keine bundesweiten Zahlen zu sogenanntem Potenz-Honig und ähnlichen Produkten. Eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, zuständig für die Überprüfung der vom Zoll abgefangenen Produkte in Baden-Württemberg, berichtete, dass im vergangenen Jahr in 18 Fällen honigartige Pasten untersucht wurden. Im Vorjahr gab es nur drei Vorgänge.
«Alle Produkte enthielten den nicht deklarierten Wirkstoff Sildenafil und/oder Tadalafil», teilte die Sprecherin mit. Diese Stoffe würden zur Behandlung von Erektionsstörungen bei Männern angewendet. Sie dürften aber eigentlich nur nach Vorlage einer ärztlichen Verschreibung abgegeben werden.
Laut einem Sprecher hat die Arzneimitteluntersuchungsstelle am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit seit 2023 im Auftrag der Arzneimittelüberwachung 56 Proben besagter Produkte untersucht, von denen 49 potenzsteigernde Wirkstoffe enthielten. In den Vorjahren wurden nur vereinzelt solche Untersuchungen angefordert. Die Behörde hat die betroffenen Produkte als zulassungspflichtige Fertigarzneimittel eingestuft.
Risiken wie Neben- und Wechselwirkungen
Häufig fehlten Angaben zur Dosierung, erklärte die Sprecherin des Karlsruher Regierungspräsidiums. «Damit ist die Einnahme auch mit einem erheblichen Risiko der Überdosierung verbunden.» Die Inhaltsstoffe seien bei den Produkten regelmäßig nicht angegeben. «Dem Verbraucher bleibt die Zusammensetzung verborgen und er kann daher nicht wissen, mit welchen Nebenwirkungen und Risiken die Einnahme des Produktes verbunden ist.»
Menschen mit Vorerkrankungen am Herz-Kreislauf-System sind besonders gefährdet, ernste Probleme zu bekommen“, so die Aussage. Die Kombination mit bestimmten anderen Arzneimitteln wie Nitraten und Ritonavir aus der Therapie von HIV-Infektionen und Aids kann aufgrund von erheblichen Wechselwirkungen ebenfalls gefährlich sein.
Keine Gefahr im Supermarkt
Honig, Kräuterpasten und andere mit Potenzmitteln versetzte «Lebensmittel» werden laut Generalzolldirektion überwiegend aus der Türkei nach Deutschland verbracht und stammen aus der Türkei, aus Staaten des Mittleren Ostens oder aus Malaysia.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Hobby-Imker Ralf Nentwich aus Baden-Württemberg forderte strengere Kontrollen. Zwar bestehe für Verbraucher keine Gefahr, aus Versehen solche Honige im Supermarkt zu kaufen, sagte er. Die müsse man schon von einer Reise in Ausland mitbringen oder im Internet bestellen. «Aber sie schädigen den Ruf des Honigs.»