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Feuerwerksfirmen in Deutschland verzeichnen steigende Nachfrage

Die Umsätze steigen, doch Kritik an Umweltauswirkungen und Sicherheitsbedenken bleibt bestehen.

Ein schöner Anblick für die einen, ein Ärgernis für die anderen: Feuerwerk an Silvester.
Foto: Christoph Reichwein/dpa

Deutschlands Feuerwerksfirmen nehmen an Silvester den nächsten Verkaufsrekord in den Blick. «Unser Warenvolumen im Handel ist etwa zehn Prozent größer als vor einem Jahr», sagt der Vertriebsleiter von Weco, Oliver Gerstmeier, in Eitorf bei Bonn. Vor einem Jahr war es sogar um 25 Prozent nach oben gegangen. Konkurrent Comet berichtet von einem moderaten Zuwachs in diesem Jahr. Die Nachfrage des Handels sei gestiegen, sagt der Marketing-Manager von Comet, Jens Thomas.

Die Unternehmen haben den Super- und Verbrauchermärkten sowie Discountern und Baumärkten Raketen, Böller und Feuerwerksbatterien geliefert, die vom 29. bis 31. Dezember verkauft werden dürfen. Was nicht verkauft wird, geht als Retoure zurück an die Unternehmen. Im vergangenen Jahr sei nur wenig zurückgekommen, sagt Weco-Vertriebsleiter Gerstmeier. «Die Retourenquote war niedriger als erwartet.»

Das Feuerwerk kommt größtenteils aus China

Weco ist das letzte große Feuerwerksunternehmen, das noch in Deutschland produziert – das Unternehmen hat insgesamt etwa 260 Mitarbeiter, davon etwa 200 in Eitorf und 30 in Kiel – an diesen beiden Standorten werden noch Produktionen durchgeführt, dort werden Raketen und sprühende Räder, auch Sonnen genannt, hergestellt. Nur etwa 15 Prozent des Umsatzes des Unternehmens stammen aus eigener Produktion, der Rest sind Importwaren, hauptsächlich aus China. Im Geschäftsjahr 2023/24 (Mai bis April) erzielte Weco einen Umsatz von rund 136 Millionen Euro, wobei das Unternehmen einen Gewinn von 17 Millionen Euro erwirtschaftete.

Die Rivalen Nico aus Berlin und Comet aus Bremerhaven sind reine Händler, die ihre Ware vollständig importieren. Comet erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 60 Millionen Euro mit 120 Mitarbeitern, das Unternehmen gehört einem chinesischen Handelskonzern. In Freiberg (Sachsen) gibt es mit der FKF GmbH noch einen anderen kleinen Produzenten in Deutschland – er kann jedoch bei weitem nicht mit dem Massengeschäft von Weco mithalten.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie zeigt sich ebenfalls optimistisch für das bevorstehende Silvestergeschäft. «Es dürfte mehr ausgeliefert sein als im vergangenen Jahr – das ist bemerkenswert, schließlich war es im vergangenen Jahr schon sehr viel», sagt Verbandsgeschäftsführer Klaus Gotzen. Er beobachtet einen Trend zu sogenannten Verbundfeuerwerken und Feuerwerksbatterien. Diese werden einmal angezündet und dann brennt verschiedenes, miteinander verbundenes Feuerwerk nacheinander ab – bisweilen dauert es mehrere Minuten, bis es abgebrannt ist.

Es ist noch unklar, ob mehr Feuerwerk verkauft wird als im letzten Jahr. Laut Verbandsvertreter Gotzen spielt auch das Wetter eine Rolle: „Bei Regenwetter ist die Lust auf ein Feuerwerk im Freien oder in öffentlichen Räumen gering und es wird weniger gekauft.“ Im Jahr 2024 verzeichnete der Verband einen Umsatz von 197 Millionen Euro im Silvestergeschäft in Deutschland, nach 180 Millionen Euro für Silvesterfeuerwerk im Jahr 2023.

Kritik flammt immer wieder auf

Das Zünden von Feuerwerk und das Abfeuern von Böllern sind für viele Menschen in Deutschland ärgerlich. Tierschützer warnen vor den negativen Auswirkungen auf Tiere. Katzen und Hunde geraten in Stress, Wildtiere werden verschreckt und verbrauchen wertvolle Energie, die sie für den Winter benötigen.

Umweltschützer kritisieren die Verschmutzung der Umgebung und den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gehört zu den Befürwortern eines Böllerverbots – sie bemängelt, dass Polizisten immer öfter mit Böllern und Raketen angegriffen werden. Die Innenminister der Bundesländer konnten sich kürzlich jedoch nicht auf ein Böllerverbot einigen. Ein Gericht hat kürzlich ein Verbot von privatem Feuerwerk auf der Nordseeinsel Föhr gestoppt.

Feuerwerksfirmen sehen starken Rückhalt in der Bevölkerung

Weco-Vertriebsleiter Gerstmeier sieht die steigende Nachfrage nach Feuerwerk als Beleg, dass sich die deutliche Mehrheit der Bevölkerung das Feuerwerk nicht verbieten lassen möchte. «Das neue Jahr mit einem farbenfrohen Feuerwerk zu begrüßen, ist für viele Menschen eine schöne Sache – das sollte man respektieren, anstatt es mit einer immer wieder aufflammenden Verbotsdebatte zu diskreditieren.»

Der Verband der pyrotechnischen Industrie weist darauf hin, dass das Gros der in Deutschland lebenden Menschen mit Silvesterfeuerwerk ordnungsgemäß umgehe. «Nur eine kleine Zahl von Chaoten und Krawallmachern in wenigen Großstädten verwenden zumeist illegales Feuerwerk in der Silvesternacht, um bewusst Menschen zu gefährden oder Sachbeschädigungen vorzunehmen», sagt Verbandsgeschäftsführer Gotzen. «Mit einem generellen Feuerwerksverbot würde man wegen dieser wenigen Chaoten die vielen Millionen Menschen, die Freude am legalen Silvesterfeuerwerk haben und dieses in völlig verantwortungsvollem Rahmen abbrennen, kollektiv mit bestrafen.»

Weco-Manager Gerstmeier betont zudem, dass die Branche der Kritik Rechnung getragen habe und anders produziere als früher. «Die Plastikkappe auf der Rakete gibt es nicht mehr – heute besteht unsere Rakete aus einem Holzstab und Pappe, beides ist kompostierbar und schadet der Umwelt nicht.» Außerdem werde relativ leises Feuerwerk angeboten, etwa um Tiere nicht aufzuschrecken. Gerstmeier schränkt allerdings ein: «Wenn der Nachbar lautes Feuerwerk nutzt, bringt das einem natürlich nur wenig.»

Die Kosten für Feuerwerkskörper könnten in diesem Jahr etwas höher sein als im Vorjahr. «Die Transportkosten für die Schiffscontainer aus China sind sehr hoch – da kann es sein, dass die Preise im Handel leicht steigen», sagt Weco-Vertriebsleiter Gerstmeier.

dpa