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Industriepräsident sieht Standort «im freien Fall»

In der deutschen Industrie droht das vierte Jahr in Folge ein Rückgang der Produktion. Der Industriepräsident schlägt Alarm.

Auch die Stahlindustrie leidet.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht den Wirtschaftsstandort Deutschland im «freien Fall». Die deutsche Industrie stehe am Ende des Jahres 2025 vor einem dramatischen Tiefpunkt, sagte BDI-Präsident Peter Leibinger der Deutschen Presse-Agentur. «Der Wirtschaftsstandort befindet sich in seiner historisch tiefsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik, doch die Bundesregierung reagiert nicht entschlossen genug.»

In einem neuen Industriebericht wird prognostiziert, dass die Produktion in der Industrie in diesem Jahr um zwei Prozent zurückgehen wird. Damit würde sie das vierte Jahr in Folge schrumpfen. «Das ist keine konjunkturelle Delle, sondern ein struktureller Abstieg», so Leibinger. Die deutsche Industrie verliere kontinuierlich an Substanz. Der Wirtschaftsstandort befinde sich «im freien Fall».

Die Chemieindustrie befindet sich in einer schwierigen Lage, da die Auslastung der Chemieanlagen laut Bericht nur noch bei 70 Prozent lag. Auch der Maschinenbau und die Stahlindustrie stehen unter Druck. Im Gegensatz dazu scheint sich die Lage in der Bauindustrie zu stabilisieren. In der Autoindustrie wird mit einem Anstieg der Produktion gerechnet, während die Kapazitätsauslastung gestiegen ist. Die Beschäftigung in der Automobilindustrie steht jedoch unter Druck.

Leibinger fordert Regierung zum Handeln auf

«Deutschland braucht jetzt eine wirtschaftspolitische Wende mit klaren Prioritäten für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum», sagte Leibinger. Jeder Monat ohne entschlossene Strukturreformen koste weitere Arbeitsplätze und Wohlstand und enge künftige Spielräume des Staates massiv ein. Konkret fordert der BDI-Präsident, die Bundesregierung müsse Investitionen Vorrang vor konsumtiven Ausgaben einräumen. Das Sondervermögen müsse transparent für zusätzliche Investitionen genutzt werden. 

Es gibt bereits seit einiger Zeit Kritik daran, dass die Bundesregierung Vorhaben aus dem Kernhaushalt in das Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz verschiebt, um dann mit freiwerdenden Mitteln Projekte wie die umstrittene Ausweitung der Mütterrente zu finanzieren.

Leibinger fordert zusätzlich einen konsequenten Abbau der Bürokratie. Obwohl die Bundesregierung bereits erste Maßnahmen ergriffen habe, benötigen die Unternehmen umfassende Entlastungen, die sie tatsächlich im täglichen Geschäft spüren.

dpa