Die Inflation im Währungsraum flaut nicht weiter ab. Das macht die Lage für die Europäische Zentralbank vor einer weiteren möglichen Leitzinssenkung im Juni komplizierter.
Inflationsrate in der Eurozone verharrt bei 2,2 Prozent
Die Inflation in der Eurozone sinkt entgegen der Erwartung von Ökonomen nicht weiter. Die Teuerungsrate verharrte im April bei 2,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilt. Bereits im Vormonat waren die Verbraucherpreise im Jahresvergleich so stark gestiegen. Volkswirte hatten für April mit einem erneuten Rückgang der Inflationsrate auf 2,1 Prozent gerechnet.
Inflation kurz über Zielmarke der EZB
Die Inflation im Euroraum bleibt somit knapp über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB strebt langfristig eine Rate von zwei Prozent an.
Die EZB hat zuletzt Mitte April zum siebten Mal seit dem vergangenen Sommer die Leitzinsen gesenkt. Der Einlagenzins, der für Sparer und Banken relevant ist, liegt derzeit bei 2,25 Prozent. Im Juni 2024 lag er noch bei 4,0 Prozent. Daraufhin sind die Sparzinsen deutlich gesunken.
Im April setzte sich laut Eurostat der Rückgang der Energiepreise fort. Diese sanken im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent. Hingegen stiegen die Preise für Dienstleistungen im Vormonat um 3,9 Prozent stärker an.
Die Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie- und Lebensmittel herausgerechnet werden, stieg auf 2,7 Prozent – nach 2,4 Prozent im März. Die Kerninflation wird von vielen Ökonomen als aussagekräftiger für die Preisentwicklung angesehen als die Gesamtrate und ist für die Geldpolitik der EZB von großer Bedeutung.
«Zahlen sind Warnsignal»
«In der Eurozone verteuern sich Dienstleistungen wieder stärker und ziehen die Kerninflation mit nach oben», kommentierte KfW-Konjunkturexpertin Stephanie Schoenwald. Die Zahlen seien ein «Warnsignal», denn sie zeigten, dass der Preisdruck bei Dienstleistungen hartnäckig hoch bleibe. Zusammen mit dem starken Euro, der Importe günstiger macht, und den Belastungen aus dem Zollkonflikt dürfte es dennoch reichen, um die Inflation mittelfristig nahe des 2-Prozent-Ziels der EZB zu stabilisieren. «Die Tür für eine weitere Zinssenkung im Juni steht für die EZB damit offen.»