Volkswirte prognostizieren moderaten Anstieg der Teuerung bis Jahresende. Preise für Dienstleistungen und Nahrungsmittel steigen deutlich.
Inflation in Deutschland zieht an,Experten erwarten moderaten Anstieg bis Jahresende. Dienstleistungen und Nahrungsmittel Haupttreiber.
Die Lebenshaltungskosten in Deutschland stiegen im Oktober aufgrund überdurchschnittlicher Preiserhöhungen bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln stärker an als in den Vormonaten. Das Statistische Bundesamt bestätigt, dass die Verbraucherpreise insgesamt um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Im Zeitraum von September bis Oktober 2024 stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent.
Nach zwei Monaten mit rückläufigen Inflationsraten bis auf 1,6 Prozent im September ist dieser Trend vorerst gestoppt. Experten gehen davon aus, dass die Preissteigerung in Deutschland bis zum Ende des laufenden Jahres auf moderatem Niveau weiter steigen wird. Allerdings erwartet keiner der Fachleute eine erneute Preissteigerungswelle wie im Jahr 2022. Damals war Energie aufgrund des russischen Krieges gegen die Ukraine sprunghaft teurer geworden, was zu einer Inflationsrate von fast neun Prozent im Land geführt hatte.
Preistreiber Dienstleistungen
Im Oktober des laufenden Jahres waren Dienstleistungen und Nahrungsmittel die hauptsächlichen Preistreiber. Die Preise für Dienstleistungen wie Gaststättenbesuche, Pauschalreisen oder Autoreparatur zogen binnen Jahresfrist insgesamt um 4,0 Prozent an. Ökonomen erklären dies mit steigenden Lohnkosten, von denen Unternehmen im Dienstleistungssektor stark betroffen seien. «Da die Löhne bis zuletzt deutlich zugelegt haben, dürfte allenfalls die schwache Konjunktur die Preise in den kommenden Monaten bremsen und damit die Teuerungsrate bei den Dienstleistungen allmählich nach unten drücken», prognostiziert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Auch bei Lebensmitteln hat sich der Preisanstieg verstärkt: Nach 1,5 Prozent im August und 1,6 Prozent im September mussten Verbraucher im Oktober 2,3 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Besonders deutlich teurer waren im Oktober dieses Jahres vor allem Speisefette und Speiseöle (plus 21,3 Prozent). Butter beispielsweise verteuerte sich nach Angaben der Wiesbadener Statistiker um 39,7 Prozent.
Kraftstoffe und Heizöl günstiger
Tanken und Heizen waren im Vergleich zum Vorjahr günstiger: Energieprodukte verbilligten sich insgesamt um 5,5 Prozent im Vergleich zum Oktober 2023. Im September lagen die Preise für diese Produkte sogar um 7,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Preisentwicklung bei Energie dämpfte die Inflationsrate somit weniger stark als in den vorherigen Monaten.
Volkswirte: Inflation noch im Rahmen
Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater verweist darauf, dass die Preise in Deutschland «weiterhin nur im Rahmen der Zielvorgabe der Europäischen Zentralbank» steigen. Die Euro-Währungshüter streben für den gesamten Euroraum mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei 2,0 Prozent Teuerung an – weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten dann Investitionen aufschieben – in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht, lag in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Oktober bei 2,4 Prozent.