Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Commerzbank ernennt Bettina Orlopp zur Vorstandschefin

Der Aufsichtsrat hat beschlossen, Bettina Orlopp zur neuen Vorstandschefin zu bestellen. Sie soll Manfred Knof ablösen und die Bank leiten.

Die italienische Großbank Unicredit greift nach der Commerzbank (Archivbild).
Foto: Helmut Fricke/dpa

Mitten im Übernahmekampf mit der Unicredit besetzt die Commerzbank die Konzernspitze neu. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, Finanzvorständin Bettina Orlopp (54) zur Vorstandschefin zu bestellen, teilte das Institut in Frankfurt mit. Sie solle den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof «zeitnah» ablösen. Zugleich werde Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer neuer Vize-Chef der Bank. Der Zeitpunkt für den Wechsel wurde nicht genannt.

Mit Orlopp haben man eine «eine ideale Nachfolgelösung an der Spitze der Commerzbank gefunden», sagte Aufsichtsratschef Jens Weidmann. «Gerade in der jetzigen Phase der Bank sind klare Verantwortlichkeiten entscheidend. Mein großer Dank gilt Manfred Knof, ohne dessen Durchsetzungskraft und strategischen Weitblick die Bank heute nicht wieder so erfolgreich dastehen würde.»

Anfang September hat der Frankfurter Dax-Konzern überraschend bekannt gegeben, dass Knof (59) seinen Vertrag, der Ende 2025 ausläuft, erfüllen, aber nicht verlängern wird. Seit 2021 leitet er die Bank und hat den Umbau der Commerzbank vorangetrieben – einschließlich des Abbaus Tausender Stellen. Unter seiner Führung gelang es dem Geldhaus, die Wende zu schaffen, und dank der gestiegenen Zinsen erzielte es 2023 auch einen Rekordgewinn.

Unicredit-Einstieg macht Druck auf Vorstand

Jedoch geriet Deutschlands zweitgrößte Privatbank unter Druck, als kurz darauf die italienische Großbank Unicredit einstieg und nach der Commerzbank griff. Großinvestoren wie die Fondsgesellschaft Deka drängten auf eine schnelle Klärung der Vorstandsfrage. In dieser kritischen Phase benötige die Commerzbank Klarheit, wurde betont.

Die Unicredit hat kürzlich überraschend einen großen Anteil an der Commerzbank erworben. Zuvor hatten die Italiener sich durch Finanzinstrumente abgesichert, um ihren Anteil von 9 auf 21 Prozent an der Commerzbank zu erhöhen.

Die Unicredit wäre damit der mit Abstand größte Aktionär – vor dem Bund, der rund 12 Prozent hält. Gleichzeitig hat die Unicredit die behördliche Genehmigung beantragt, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Ein offizielles Übernahmeangebot für die Commerzbank wird dadurch wahrscheinlicher.

Der Bund hat beschlossen, bis auf weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr zu verkaufen. Die Bundesregierung lehnt den Übernahmeversuch der Unicredit ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einer «unfreundliche Attacke».

Orlopp schon länger Favoritin

Orlopp galt schon lange als heiße Kandidatin für die Nachfolge von Knof. Die bisherige Vize-Vorstandschefin arbeitet bereits seit 2014 für die Commerzbank und gehört seit Herbst 2017 dem Vorstand an. Zuvor war sie Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey. Sich selbst bezeichnete die promovierte Betriebswirtin und Mutter zweier Kinder einmal als «treue Seele», da sie in ihrer Karriere erst für zwei Arbeitgeber tätig war. 

«Ich freue mich auf diese herausfordernde Aufgabe, die ich mit Respekt, aber auch mit großem Selbstvertrauen und einem hervorragenden Vorstandsteam an meiner Seite antreten», sagte Orlopp. «Wir haben eine Strategie, die greift, aber auch noch große Aufgaben vor uns.»

Orlopp und Kotzbauer haben bei Amtsantritt einen Fünfjahresvertrag erhalten, wie die Commerzbank weiter erklärte. Der Aufsichtsrat hat einen Auswahlprozess für die Besetzung der Position des Finanzvorstands eingeleitet. Während der Übergangszeit nach der Stabübergabe wird Orlopp weiterhin die Rolle der Finanzchefin in Personalunion ausüben.

dpa