Sinkende Neubauzahlen und lange Genehmigungszeiten bedrohen bezahlbaren Wohnraum, Experten warnen vor steigenden Mieten.
Deutschland: Wohnungsbaukrise verschärft sich laut IW-Prognose

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) werden die Probleme im Wohnungsbau in den Städten in den nächsten Jahren noch schlimmer.
Nach knapp 252.000 Fertigstellungen im vergangenen Jahr dürften 2025 nur rund 235.000 Wohnungen errichtet werden, schätzt das IW in einer Prognose für die «Wirtschaftswoche». 2026 könnten es demnach sogar nur etwa 215.000 Wohnungen werden – trotz des «Bau-Turbos», mit dem Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) gegensteuern will.
IW-Experte Ralph Henger erklärt, dass der Rückgang der Fertigstellungen im Jahr 2025 um 17.000 Wohneinheiten und im Jahr 2026 um weitere 20.000 Einheiten unvermeidbar sei. Dies liege an den stark gesunkenen Baugenehmigungen in den Vorjahren. «Nur was damals genehmigt wurde, kann heute und in nächster Zeit baulich vollendet werden», erklärte er der «Wirtschaftswoche».
Jahre von der Genehmigung bis zum Bau
Zudem dauere es immer länger von der Erteilung einer Baugenehmigung bis zur Fertigstellung – nämlich 26 Monate, im wichtigen Bau von Geschosswohnungen seien es sogar 34 Monate. «Der Zeitraum ist in den letzten Jahren noch einmal deutlich gestiegen, da viele Baugenehmigungen aufgrund des Zinsanstiegs im Jahr 2022 verzögert oder gar nicht realisiert wurden.»
Die Probleme auf dem Wohnungsmarkt würden sich verschärfen und Druck auf die Mieten ausüben, wenn die Neubauzahlen weiter sinken, obwohl die Nachfrage hoch bleibt. Experten schätzen, dass in Deutschland Hunderttausende Wohnungen fehlen, insbesondere in Ballungsräumen mangelt es an bezahlbarem Wohnraum.
Auch wenn der Trend zuletzt nach oben zeigte: Für 2025 und 2026 seien nochmals schwache Baugenehmigungszahlen zu erwarten, glaubt Henger. Der Bund müsse neben dem sogenannten Bau-Turbo weitere Maßnahmen beschließen, um die Kosten im Wohnungsbau zu senken. Zudem sollten die Städte deutlich mehr für den Wohnungsbau tun, «insbesondere beim Flächenmanagement und der Digitalisierung von Baugenehmigungen».
Wohnungsbau in tiefer Krise
Nach einem Zinsanstieg und aufgrund hoher Baukosten steckt der Wohnungsbau in einer Krise. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland so wenige Wohnungen fertiggestellt wie seit 2015 nicht mehr. Die Ampel-Regierung hat ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen nie erreicht.
Die amtierende Bundesregierung will mit dem «Bau-Turbo» über schnellere Genehmigungen den Wohnungsbau voranbringen. Zudem will der Bund Familien mit kleinen und mittleren Einkommen mit besseren Förderbedingungen stärker unterstützen, ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu kaufen.








