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IW: USA bei Importen stärker von EU abhängig als von China

Chemie, Maschinen, Hightech: Bei vielen Waren sind die USA abhängiger von der EU als von China. Das wirft neue Fragen auf, ob Europa beim Zollabkommen mit Washington zu schlecht weggekommen ist.

Die Analyse zeigt, dass die USA eine relevante Importabhängigkeit von der EU aufweisen. (Archivbild)
Foto: Christian Charisius/dpa

Die USA sind stärker auf Importe aus der Europäischen Union angewiesen als auf Waren aus China. «Die US-Importabhängigkeit von der EU hat seit 2010 stark zugenommen», heißt es in der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). 

Laut den Angaben haben die USA im Jahr 2024 in über 3.100 Warengruppen mindestens die Hälfte ihrer Importe aus der EU bezogen, was einem Gesamtwert von rund 290 Milliarden Dollar entspricht. Dazu gehören chemische Erzeugnisse, während Maschinen, Geräte und elektrotechnische Waren die Zahl der Produkte dominieren.

Die Abhängigkeit der USA von Europa sei weitreichend, so das IW. «Fast 46 Prozent aller US-Importe aus der EU entfallen auf Produkte, bei denen Europa schwer zu ersetzen sein dürfte.»

EU liegt vor China

Insgesamt handelt es sich um fast 18 Prozent aller Warengruppen, aus denen die USA 2024 Importe bezogen haben. Der Gesamtwert von rund 290 Milliarden Dollar entspricht fast der Hälfte des gesamten US-Importvolumens aus der EU von 618 Milliarden Dollar.

Selbst im Vergleich zu China liegt die EU bei den US-Importen deutlich vorne – sowohl in Bezug auf die Anzahl der Waren als auch auf den Gesamtwert der Importe mit einem EU-Marktanteil von mindestens 50 Prozent. China wird 2024 auf 2.925 Warengruppen mit einem Gesamtwert von 247 Milliarden Dollar kommen. Dies weist laut IW auf eine deutlich verringerte US-Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen hin.

Zollabkommen mit den USA stark in der Kritik

Im Sommer hatten sich US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Zollstreit auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent für die meisten EU-Importe in die USA geeinigt.

In der Industrie steht das Abkommen stark in der Kritik. «Das Übereinkommen ist ein unzureichender Kompromiss und sendet ein fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks», hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) moniert. Die EU nehme schmerzhafte Zölle in Kauf. Der Maschinenbauverband VDMA etwa forderte Nachverhandlungen von der EU-Kommission. 

«Europa kann Washington mit mehr Selbstbewusstsein begegnen»

«Die USA haben bei zahlreichen Schlüsselprodukten kaum Alternativen zur EU», meint IW-Expertin Samina Sultan. Viele Waren ließen sich nicht kurzfristig ersetzen. «Europa hat deshalb allen Grund, den Drohungen aus Washington mit mehr Selbstbewusstsein zu begegnen», sagt Sultan. 

Die USA sind auch stark auf Waren aus Deutschland angewiesen, wie die IW-Zahlen zeigen. Von 466 Warengruppen haben mehr als 50 Prozent einen US-Importanteil, mit einem Gesamtwert von 18 Milliarden Dollar. Dies entspricht etwa 11 Prozent der gesamten US-Importe aus Deutschland im Jahr 2024.

dpa