Während Trumps Handelspolitik die Weltwirtschaft ins Wanken bringt, sendet IWF-Chefin Georgiewa vor der Frühjahrstagung des Währungsfonds in Washington eine deutliche Botschaft.
IWF-Chefin warnt vor geringem Wachstum und Inflation
IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat vor zunehmenden Belastungen für die Weltwirtschaft gewarnt. «Unsere neuen Wachstumsprognosen werden deutliche Abwärtskorrekturen beinhalten, aber keine Rezession vorhersagen», sagte Georgiewa vor Beginn der Frühlingstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington. Für einige Länder werde es zudem Aufwärtskorrekturen bei der Inflationsprognose geben.
Gleichzeitig warnte sie vor Anzeichen wachsender Nervosität an den Finanzmärkten. Die Unsicherheit sei «buchstäblich durch die Decke gegangen», sagte Georgiewa. Der eskalierende Handelskonflikt habe das Vertrauen in das internationale Wirtschaftssystem erschüttert – und setze nicht nur kleinere Volkswirtschaften, sondern auch große Handelspartner unter Druck.
Kleine Länder zwischen den Fronten
Die Folgen seien bereits spürbar: «Schiffe auf See wissen nicht mehr, in welchen Hafen sie einlaufen sollen. Investitions- und Konsumentscheidungen werden aufgeschoben», sagte sie. Kleinere Volkswirtschaften seien besonders betroffen, da sie stärker auf offenen Handel angewiesen seien.
Georgiewa nannte als Grund eine steigende Erosion des Vertrauens in den Multilateralismus und das internationale Handelssystem. Die Anzahl von Zöllen und anderen Handelshemmnissen nimmt zu – dies belastet den globalen Handel und verstärkt das Gefühl wirtschaftlicher Benachteiligung.
«Handelsspannungen sind wie ein Topf, der lange vor sich hin köchelte – und nun überkocht», sagte sie und rief dazu auf, internationale Spannungen abzubauen und wirtschaftspolitisch enger zusammenzuarbeiten.
USA sollen sparen, Europa investieren
Auf nationaler Ebene mahnte Georgiewa mit Blick auf die USA eine solidere Haushaltspolitik an. Das Land müsse seine hohe Staatsverschuldung reduzieren, «um die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft zu stärken». Gleichzeitig warnte sie vor langfristigen Schäden durch protektionistische Maßnahmen, die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit untergraben könnten.
Georgiewa empfahl für Europa und speziell Deutschland eine offensivere Fiskalpolitik, wie zum Beispiel höhere Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung. Außerdem sollte in der Europäischen Union vorangeschritten werden beim Aufbau einer Kapitalmarktunion, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und zukünftige Schocks besser bewältigen zu können.