Kanada hatte im Handelsstreit mit den USA zurückgekämpft – war aber auch ohne Deal mit Trump geblieben. Nun will Ottawa offenbar guten Willen zeigen. Der Premier bedient dafür eine Eishockey-Metapher.
Kanada hebt zahlreiche Vergeltungszölle gegen USA auf
Während schwieriger Verhandlungen über ein umfassendes Abkommen mit den USA hat die kanadische Regierung beschlossen, zahlreiche Vergeltungszölle aufzuheben. Premierminister Mark Carney kündigte auf einer Pressekonferenz in Ottawa an, dass das Land ab dem 1. September seine Zölle für Agrarprodukte, Konsumgüter und Maschinen angleichen wird. Durch die Lockerung der Zölle hofft die Regierung von Carney, neuen Schwung in die festgefahrenen Gespräche über ein strategisches Abkommen mit der Trump-Regierung zu bringen.
Carney betonte, Kanadas Zugang zum US-Markt sei derzeit vergleichsweise gut und 85 Prozent des bilateralen Handels liefen bereits zollfrei. «Während wir an der Lösung offener Handelsfragen mit den Vereinigten Staaten arbeiten, ist es wichtig und unerlässlich, dass wir alles tun, um diesen einzigartigen Vorteil für kanadische Arbeitnehmer und kanadische Unternehmen zu erhalten.», sagte Carney. «Wir haben derzeit den besten Deal weltweit.» Strafzölle auf US-Autos sowie auf Stahl und Aluminium bleiben jedoch in Kraft.
Carney: Keine Prügelei mehr – Zeit, Tor zu schießen
Die Entscheidung fiel einen Tag nach einem Telefonat zwischen Carney und US-Präsident Donald Trump, das die Regierung als «konstruktives Gespräch» bezeichnet hatte. Ottawa und Washington verhandeln seit Monaten über ein Abkommen, das wirtschaftliche und sicherheitspolitische vereinen soll – bisher ergebnislos.
Carney wollte nicht zulassen, dass er nun vor Trump einknickt – und zog eine Eishockey-Metapher heran: „Manchmal ist es in Spielen notwendig, frühzeitig Zeichen zu setzen, die Ellenbogen auszufahren und den Gegnern einen mitzugeben.“ Kanada habe dies erfolgreich getan. Jetzt sei es jedoch an der Zeit, den Puck weiterzuspielen, um ihn schließlich im Tor zu versenken.
Kanada reagierte auf den von Trump initiierten Handelskrieg mit entschiedenen Maßnahmen. Die Beziehung zwischen den beiden Ländern ist seit Monaten angespannt – auch aufgrund von Trumps wiederholten Äußerungen, Kanada annektieren zu wollen. Diese Rhetorik wurde zuletzt aus dem Weißen Haus immer seltener gehört.