Die frühere Tönnies-Gruppe will Schlachthöfe des niederländischen Konzerns Vion übernehmen. Die Wettbewerbshüter lehnen dies ab – vor allem aus einem Grund.
Kartellamt verbietet Übernahme von Vion-Schlachthöfen

Die Premium Food Group aus Ostwestfalen (ehemals Tönnies-Gruppe) darf die Schlachthöfe des niederländischen Schlachtkonzerns Vion nicht wie geplant übernehmen. Das Bundeskartellamt hat ihr untersagt, verschiedene Unternehmen und Beteiligungen der Vion GmbH und der Vion Beef B.V., insbesondere die Schlachthöfe in Buchloe, Crailsheim und Waldkraiburg, zu erwerben. Dies wurde von der Wettbewerbsbehörde bekannt gegeben.
Die Übernahme der Vion-Standorte hätte die Marktposition «zum Nachteil der Landwirtinnen und Landwirte und der verbleibenden kleineren Wettbewerber in den betroffenen Regionen bedenklich verstärkt», sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Die Premium Food Group hätte neben ihrer bereits dominierenden Position in der Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen in Deutschland auch im Bereich Rinder eine Führungsposition erlangt.
Zur Begründung hieß es weiter, die Übernahme würde die Ausweichmöglichkeiten der Erzeuger und Abnehmer verringern und so die Marktstellung des Konzerns erweitern. «Nachteile wären demnach auch bundesweit für Abnehmer von Schlachtprodukten entstanden.» Der Beschluss des Kartellamtes ist bislang nicht rechtskräftig, gegen ihn kann Beschwerde eingelegt werden.
«Ein harter Schlag für die Landwirtinnen und Landwirte»
Die Premium Food Group reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. «Diese Entscheidung ist ein harter Schlag für die Landwirtinnen und Landwirte in Süddeutschland, die seit Monaten auf eine klare Zukunftsentscheidung gehofft haben», hieß es in einer Stellungnahme. Man prüfe nun die Begründung der Behörde und werde dann über mögliche Rechtsbehelfe entscheiden.
Das niederländische Schlachtunternehmen Vion produziert Fleisch, Fleischerzeugnisse und pflanzliche Fleischalternativen. Laut Kartellamt war das Unternehmen bisher führend im Bereich Rinderschlachtung in Süddeutschland. Im letzten Jahr kündigte das Unternehmen an, sich aus Deutschland zurückzuziehen und Standorte zu verkaufen. Einige Fusionen wurden bereits genehmigt.
Rückzug führt zu Verschiebungen auf dem Fleischmarkt
Laut der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) führt der Rückzug von Vion zu Veränderungen auf dem deutschen Markt. Der Abstand der beiden größten Schlachter zu den Wettbewerbern wächst dadurch deutlich. Die Premium Food Group und Westfleisch haben zusammen laut ISN einen Marktanteil von rund 45,1 Prozent.
Tönnies, Deutschlands größter Fleischkonzern, hat Anfang dieses Jahres seinen Namen in Premium Food Group geändert. Dies wurde damit begründet, dass das Unternehmen sich vom reinen Fleischunternehmen zu einer Lebensmittelfirma mit vielfältigem Sortiment entwickelt hat. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt hauptsächlich auf Fleisch- und Wurstwaren, aber es bietet auch Dienstleistungen im Lebensmitteltransport sowie Suppen, Soßen, Pharma-Rohstoffen und Veggie-Produkten an.