Müllabfuhren und Sortieranlagen von Remondis gibt es in vielen deutschen Städten, die Firma wird seit Jahren immer größer. Sie ist so groß geworden, dass sich das Kartellamt einschaltet.
Kartellamt verschärft Kontrolle über Müllriesen Remondis

Das Bundeskartellamt reguliert das Wachstum von Deutschlands größtem Abfallkonzern Remondis. Der Mutterkonzern Rethmann muss Firmenübernahmen in den nächsten drei Jahren in Bonn anmelden. Es betrifft die Abholung von Restmüll, Biomüll, Sperrmüll, Papier, Pappe, Verpackungen und Glas sowie die Glasverarbeitungsanlagen.
Bislang war so eine Fusionskontrolle erst ab einem Jahresumsatz von 17,5 Millionen Euro nötig. Da einige Firmen, die Remondis in den vergangenen Jahren übernommen hat, auf weniger Umsatz kamen, segelte das Unternehmen auf seinem Expansionskurs gewissermaßen unter dem Radar. Nun gilt die alte Schwelle für Remondis vorerst nicht mehr – das bedeutet, dass das Kartellamt dem Abfallriesen auf seinem weiteren Expansionskurs einen Strich durch die Rechnung machen und Übernahmen verhindern könnte. Der Erwerb relativ kleiner Wettbewerber durch die Rethmann-Gruppe, zu der Remondis gehört, könnte «im Einzelfall möglicherweise wettbewerbsschädlich sein», sagt Kartellamtschef Mundt.
Milliardenumsatz verdoppelt
Im Laufe der Jahre ist Remondis Schritt für Schritt auch durch kleine Übernahmen immer größer geworden. Laut eigenen Angaben erreichte Remondis im Jahr 2024 mit 46.000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 13,2 Milliarden Euro, was 1,1 Milliarden Euro mehr waren als im Vorjahr. Im Jahr 2016 waren es nur 6,1 Milliarden Euro gewesen.
Die Firma aus Lünen (NRW) ist mit großem Abstand an der Spitze der deutschen Abfallbranche. Remondis führt Müllabfuhren, Sortier- und Verwertungsanlagen, Kraftwerke und andere Entsorgungsgeschäfte durch. Zu den Wettbewerbern von Remondis zählen auch Stadtwerke.
Kartellamtschef Andreas Mundt sagte, dass die allgemeinen gesetzlichen Umsatzschwellen dazu führten, dass die Übernahme kleinerer Unternehmen einer wettbewerblichen Überprüfung entzogen seien. «Auf den regional abzugrenzenden Entsorgungsmärkten kommt häufig kleineren Unternehmen mit geringeren Gesamtumsätzen dennoch eine wichtige Rolle für den Wettbewerb vor Ort zu», sagt der Wettbewerbshüter. Die Rethmann-Gruppe sei bundesweit führend im Entsorgungsgeschäft. «Mit unserer heutigen Entscheidung wollen wir sicherstellen, dass auch die Übernahme kleinerer Wettbewerber einer effektiven Kontrolle unterliegt.»
Remondis wird wohl klagen
Ein Vertreter von Remondis erklärte, dass rechtliche Schritte gegen die Entscheidung in Betracht gezogen werden. Es besteht nun die Möglichkeit einer Beschwerde vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf.
Das Bundeskartellamt hat im Jahr 2023 die Situation in der Abfallwirtschaft in einer sogenannten Sektoruntersuchung untersucht. Bereits zu dieser Zeit kamen die Wettbewerbshüter zu dem Schluss, dass Rethmann eine starke Marktposition hat und der Abstand zu konkurrierenden Unternehmen groß ist.
Die vom Kartellamt angenommene Marktdurchdringung sei so nicht gegeben, sagte der Remondis-Sprecher und wies darauf hin, dass das privatwirtschaftliche Unternehmen mit staatlichen Betrieben in Konkurrenz stehe – die Stadtwerke haben in vielen Regionen eine starke, aber lokal begrenzte Rolle bei der Müllabfuhr und Abfallverwertung. «Rund 50 Prozent des Marktes ist in kommunaler und damit staatlicher Hand, sie fallen aus der kartellrechtlichen Bewertung heraus – allein das ist ein Problem.»








