Ein leichter Rückgang der Fehltage im Jahr 2024 zeigt erste positive Signale. Die Kassen rufen zu mehr Gesundheitsschutz in Firmen auf.
Positive Entwicklung: Weniger Krankheitsausfälle bei der Arbeit

Krankheitsausfälle bei der Arbeit sind laut großen Krankenkassen im vergangenen Jahr erstmals wieder leicht gesunken. Im Durchschnitt waren Erwerbstätige 19,1 Tage krankgeschrieben, wie die Techniker Krankenkasse (TK) nach eigenen Versichertendaten berichtete. Im Vorjahr wurde ein Rekordwert von 19,4 Tagen festgestellt. Die DAK-Gesundheit verzeichnete nach eigenen Versichertendaten einen Rückgang von durchschnittlich 20 auf 19,7 Fehltage. Auch bei Atemwegsinfekten als häufigster Diagnose gab es nun weniger Ausfälle. Die Kassen forderten zu mehr Gesundheitsschutz in Unternehmen auf.
«Erstes positives Signal»
DAK-Chef Andreas Storm sagte, es sei «ein erstes positives Signal», dass der Krankenstand 2024 nicht weiter gestiegen sei, sondern leicht sinke. «Ob daraus eine Trendwende wird, werden die nächsten Jahre zeigen.» Laut Auswertung der Kasse gab es zwar einen geringfügigen Anstieg der Krankmeldungen – die Falldauer war im Schnitt mit 9,7 Tagen aber kürzer als 2023 mit 10,1 Fehltagen. Zuvor berichtete die «Augsburger Allgemeine» über die DAK-Auswertung.
Die Hauptursache für Krankschreibungen im vergangenen Jahr waren Erkältungskrankheiten wie grippale Infekte, Bronchitis oder Corona-Infektionen, wie von der TK erklärt. Im Durchschnitt gab es bei ihren Versicherten 4,67 Fehltage pro Erwerbsperson, während es im Jahr 2023 noch 5,11 Fehltage waren. Bei der DAK gab es einen Rückgang bei solchen Atemwegsinfekten von durchschnittlich 4,2 Ausfalltagen auf 3,8 Tage. Die Kasse versichert 2,4 Millionen Beschäftigte, während die TK sechs Millionen Erwerbstätige versichert.
Leichter Anstieg bei psychischen Erkrankungen
Im Jahr 2024 wurden von beiden Kassen etwas weniger Krankschreibungen im Job verzeichnet, hauptsächlich aufgrund von Beschwerden wie Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen. Allerdings gab es aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen etwas mehr Ausfälle: Bei der TK betrug die durchschnittliche Anzahl der Fehltage pro Erwerbsperson daher im Jahr 2024 im Schnitt 3,75 Tage – nach 3,59 Fehltagen im Jahr 2023. Bei der DAK stiegen die durchschnittlichen Fehlzeiten von 3,2 auf 3,4 Tage.
TK-Chef Jens Baas sagte, die jüngste Debatte über einen hohen Krankenstand in Deutschland gehe in die falsche Richtung. «Statt über Ad-hoc-Lösungen für Beschäftigte mit kurzen Fehlzeiten zu diskutieren, sollten Arbeitgeber vielmehr die Langzeiterkrankten in den Fokus rücken.» Lange Krankschreibungen wie bei psychischen Diagnosen, seien seltener, fielen aber deutlich mehr ins Gewicht. Mit einer vertrauensvollen und wertschätzenden Unternehmenskultur könnten Arbeitgeber viel zum Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden beitragen. «Generell gilt: Je zufriedener die Beschäftigten, desto niedriger auch der Krankenstand.»
Diskussionen über hohen Krankenstand
Zu Jahresbeginn war die Debatte über Fehlzeiten im Job neu aufgeflammt. Der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, Oliver Bäte, hatte vorgeschlagen, wieder einen «Karenztag» einzuführen – also, dass Beschäftigte für den ersten Krankheitstag keine Lohnfortzahlung erhalten sollen. Kritik aus der Wirtschaft und von Teilen der Politik war auch an der Möglichkeit zu Krankschreibungen für leichtere Beschwerden per Telefon ohne extra Praxisbesuch laut geworden.
Die DAK erklärte, dass es von 2021 auf 2022 einen signifikanten Anstieg der registrierten Ausfallzeiten durch ein neues elektronisches Meldeverfahren gegeben habe. Dies führte zu einem statistischen Rekordkrankenstand. Seitdem sind die Schwankungen gering. Anstelle der früher üblichen gelben Zettel werden Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen nun direkt digital von den Praxen an die Krankenkassen übermittelt. Dadurch werden nun auch Krankschreibungen erfasst, die zuvor von den Kassen teilweise nicht erreicht wurden.
DAK-Chef Storm rief zu einer sachlichen Debatte auf und warnte, Misstrauen gegenüber krankgemeldeten Beschäftigten zu schüren. «Misstrauen ist ein Zeichen negativer Wertschätzung und als solches ein Gesundheitsrisiko.» Angesichts einer angespannten wirtschaftlichen Lage in vielen Firmen seien Prävention und ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu empfehlen.