Experten sehen bisher keinen Einfluss auf das Kaufverhalten, da US-Produkte nicht teurer geworden sind.
Deutsche zögern beim Boykott von US-Marken

Viele Deutsche haben angekündigt, US-Marken zu boykottieren. Allerdings setzen nur wenige dies tatsächlich um. Laut dem Marktforscher NIQ hat sich bisher kein spürbarer Effekt auf das Kaufverhalten gezeigt. Eine Analyse von 25 Lebensmittelkategorien – von Schokolade bis Whiskey – ergab keinen signifikanten Rückgang bei US-Marken im Vergleich zu deutschen Marken.
NIQ-Konsumexperte David Georgi sieht den Hauptgrund dafür, dass bisher nur ein moralischer, aber kein finanzieller Druck bestehe, auf beliebte Produkte zu verzichten. Die angekündigten Zölle seien bis jetzt nicht umgesetzt und US-Produkte nicht teurer geworden. Sollten die Preise deutlich steigen, könne sich das ändern. «Der Preisaspekt ist ein ganz wichtiger für den deutschen Konsumenten», so Georgi.
Bekannte US-Produkte werden in Europa produziert
Noch im März gaben viele Verbraucherinnen und Verbraucher in einer YouGov-Umfrage an, US-Waren wegen des Handelsstreits boykottieren zu wollen. 53 Prozent kündigten an, entsprechende Produkte «bestimmt» oder «wahrscheinlich» nicht mehr zu kaufen.
Experten weisen jedoch auf weitere Faktoren hin. Viele bekannte US-Produkte wie Coca-Cola wären nicht von Zöllen betroffen, da sie in Europa produziert werden. Viele Verbraucher wissen auch nicht, welche Marken US-Unternehmen gehören. Rabattaktionen und Sonderangebote beeinflussen das Kaufverhalten ebenfalls stark.
Im Mai kündigte US-Präsident Donald Trump an, die neuen Zölle auf EU-Importe, die ursprünglich für Anfang Juni geplant waren, zu verschieben, um mehr Zeit für Verhandlungen zu haben. Der Beginn wurde auf den 9. Juli verschoben. Auch die EU verzichtete vorerst auf geplante Gegenzölle auf US-Produkte.
Gemäß einer aktuellen Umfrage von YouGov erwarten die meisten Deutschen, dass die Preise aufgrund der neuen Zölle steigen werden.