E-Autos verkaufen sich schlecht, auch die hohen Preise schrecken potenzielle Käufer ab. Mit Zöllen auf chinesische Importe in die EU würde es vermutlich nicht besser, warnt die Branche.
Kfz-Gewerbe erwartet mit Zöllen steigende Preise für E-Autos
Mit einer Einführung von Strafzöllen auf chinesische Elektroautos erwartet die Branche negative Konsequenzen für den Kfz-Handel und Autokäufer. Für die Verbraucher drohten sich durch den Eingriff in den Wettbewerb mit chinesischen Herstellern die Preise für Elektroautos zu verteuern, sagte der Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZdK), Thomas Peckruhn, der «Augsburger Allgemeinen». Das würde die ohnehin schon zurückhaltende Kauflaune noch weiter verschlechtern.
Für die Autohändler, die sich zur Aufnahme einer chinesischen Marke entschieden und dafür Investitionen getätigt hätten, würden Strafzölle den Wettbewerb verzerren, sagte Peckruhn. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit für eine chinesische Gegenreaktion hoch. Dies würde sämtliche Exporte für nicht in China produzierte Fahrzeuge betreffen und zu einer Schwächung der in Deutschland ansässigen Hersteller und Zulieferer führen. «Strafzölle sind keine Lösung für einen fairen, globalen Handel», betonte der Verbandsvize.
Der Weg für EU-Zölle ist frei
Trotz des Widerstands aus Deutschland könnte die EU Zusatzzölle auf Elektroautos aus China erheben. Laut EU-Diplomaten am Freitag haben sich nicht genügend EU-Staaten gegen das Vorhaben ausgesprochen. Daher kann die EU-Kommission jederzeit entscheiden, Abgaben von bis zu 35,3 Prozent einzuführen. Deutsche Autobauer haben besorgt reagiert und hoffen weiterhin auf eine Verhandlungslösung. Die chinesische Regierung ihrerseits will an den Verhandlungen festhalten.
Es ist noch unklar, ob oder in welchem Ausmaß mögliche Zölle an Kunden weitergegeben werden. Wenn Hersteller die Kosten nicht weitergeben, müssten sie den Aufschlag selbst tragen. Laut Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) würden Zölle zu steigenden Kaufpreisen für Elektroautos führen, da der Import von Autos aus China zurückgehen würde.
Absatz von E-Autos ohnehin schwach
Aufgrund der geringen Nachfrage nach Elektroautos hat die Branche ihre Prognose für 2024 gerade weiter gesenkt. “Man rechne nur noch mit einem Jahresabsatz von 372.000 reinen Batteriewagen, 29 Prozent weniger als im Vorjahr”, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. Bisher war der Branchenverband von einem Rückgang um 25 Prozent auf 393.000 neue E-Autos ausgegangen.
Laut Angaben wurden in Deutschland in den ersten neun Monaten nur 276.000 reine Batteriefahrzeuge verkauft, was einem Rückgang von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der VDA gibt an, dass dies hauptsächlich auf das Wegfallen der E-Auto-Förderung im letzten Jahr zurückzuführen ist. Somit entfielen 13 Prozent aller Neuzulassungen auf Elektroautos.