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Klage gegen Lidl – Rabattaktion hat Nachspiel

Der Discounter Lidl warb kürzlich mit der «größten Preissenkung seiner Geschichte». Verbraucherschützer kritisieren: Die Werbung verspricht Kunden mehr als sie tatsächlich bietet.

Lidl kämpft mit Aldi um die Marktführerschaft der Discounter.
Foto: Marijan Murat/dpa

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat den Discounter Lidl wegen einer umstrittenen Rabattaktion verklagt. Die Angebotswerbung sei wettbewerbswidrig und führe Verbraucher in die Irre, heißt es in der Klageschrift, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Verbraucherschützer wollen mit der Unterlassungsklage erreichen, dass Lidl nicht mehr mit dem Slogan «Sofort dauerhaft 500 Produkte günstiger» werben darf. 

Aufgrund des Firmensitzes von Lidl ist das Landgericht Heilbronn zuständig. Das Unternehmen hat sich auf Anfrage nicht geäußert. Die Klage ist ihnen nicht bekannt.

Lidl hatte Ende Mai angekündigt, mehr als 500 Einzelartikel im Sortiment dauerhaft im Preis zu senken. Der Lebensmittelhändler warb mit der «größten Preissenkung seiner Geschichte». Einzelne Artikel würden um bis zu 35 Prozent reduziert. Welche Produkte genau günstiger werden sollten, ließ Lidl jedoch offen.

Armin Valet, Lebensmittel-Experte von der Verbraucherzentrale Hamburg, kritisiert das: «Es ist völlig unklar, welche Produkte im Preis sofort dauerhaft reduziert wurden. Wer mit so konkreten Zahlen und Versprechen wirbt, muss sie auch belegen.» Eine vollständige Liste liege aber nicht vor. Die beworbenen Preisreduzierungen glichen die enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre bei Weitem nicht aus. Die Kunden seien auf klare und verlässliche Informationen angewiesen. 

Experte: Lidl-Werbung «unglücklich»

Zuvor war die Werbeaktion bereits kritisiert worden – auch von Handelsexperten wie Stephan Rüschen. Der Professor der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn nannte die Lidl-Werbung «unglücklich». Er hatte in einer Filiale nachgezählt und war dabei nur auf etwa 300 Artikel gekommen. Der Spareffekt sei deutlich geringer als Verbraucher annahmen, wenn sie die Werbebotschaft hören, sagte Rüschen.

Lidl wies diese Vorwürfe zurück. Das Unternehmen erklärte, dass die Zahl 500 sich auf die Anzahl der in Deutschland reduzierten Einzelartikel beziehe. Die Aktion beinhalte sowohl bundesweite als auch regionale Preisanpassungen. Die Verbraucherschützer bemängeln, dass diese Informationen für Kunden nur in einer Fußnote zu finden seien.

Kunden sparen wenig

Die Preisvergleichsapp Smhaggle hat bei Lidl nur etwa 270 reduzierte Produkte gefunden. Basierend auf einer Analyse von über 640.000 Kassenbons sparen Kunden durch die Rabattaktion kaum signifikant.

Bei Lidl sind also viele Artikel nur um wenige Cent günstiger geworden. Bei fast zwei Dritteln der reduzierten Produkte betrug die Preissenkung zwischen 0 und 10 Prozent. Nur bei jedem achten Artikel war der Rabatt höher als 20 Prozent. Da die reduzierten Produkte nur einen Teil des Sortiments ausmachen, beträgt die durchschnittliche Ersparnis pro Einkauf laut Smhaggle nur etwa zwei Prozent.

Die Maßnahme hatte dennoch Auswirkungen. Nach der Ankündigung von Lidl zogen die anderen großen Handelsketten nach und passten ihre Preise an.

dpa