Knaus Tabbert stellt Wohnwagen und Wohnmobile her und kämpft mit einer Absatzkrise. Nun ist das Unternehmen über Nacht in den Strudel eines Korruptionsfalls im obersten Management geraten.
Knaus Tabbert feuert nach Korruptionsfall zwei Vorstände
Der Freizeitmobilhersteller Knaus Tabbert hat zwei seiner derzeit drei Vorstandsmitglieder fristlos gekündigt. Die beiden Manager seien ab sofort nicht mehr für die Knaus Tabbert AG tätig, teilte das im niederbayerischen Jandelsbrunn ansässige Unternehmen mit. Grund sind demnach die «strafrechtlichen Vorwürfe», die Knaus Tabbert seit dem Vortag erschüttern. Die Staatsanwaltschaft Landshut hatte wegen Korruptionsverdachts Büros und Geschäftsräume am Firmensitz mit einem Großaufgebot von über 160 Polizisten durchsucht, zwei Manager sitzen in Untersuchungshaft.
Kriminalfall vergrößert die Schwierigkeiten mitten in einer Absatzkrise
Die Wohnwagen und Wohnmobile von Knaus Tabbert sind auf den Autobahnen und in Europas Urlaubsregionen ein vertrauter Anblick. In diesem Jahr kämpft das Unternehmen mit einer schweren Absatzkrise. Die Produktion am Firmensitz und in einem ungarischen Werk ruht derzeit aufgrund fehlender Nachfrage, während an zwei weiteren Standorten noch produziert wird. Nun kommt ein Kriminalfall hinzu: Die beiden Männer sollen Bestechungsgelder von Zulieferern entgegengenommen und diesen im Gegenzug Vorteile bei der Auftragsvergabe gewährt haben. Im vergangenen Jahr erzielte Knaus Tabbert noch einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro.
Aufsichtsrat greift durch
Knaus Tabbert betonte in einer Stellungnahme, dass dem börsennotierten Unternehmen kein Fehlverhalten vorgeworfen werde, sondern es selbst geschädigt sei. «Wir sind entschlossen, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern, einschließlich der Verbesserung der internen Prozesse und Kontrollen», hieß es in der Mitteilung. Offensichtlich ist, dass der Aufsichtsrat durchgriff: Das Kontrollgremium entschied, die Arbeitsverträge der beiden Vorstände mit sofortiger Wirkung zu kündigen, wie es in der Stellungnahme hieß.
Einzelheiten unbekannt
Die genauen Details sind noch nicht bekannt – zum Beispiel, wie viel Geld die beiden Geschäftsleute angenommen haben sollen. Es ist nur klar, dass es sich um eine Summe von mindestens 50.000 Euro handelt, da die Staatsanwaltschaft von einem besonders schweren Fall der Bestechlichkeit ausgeht. Für diesen Vorwurf liegt die Schwelle bei 50.000 Euro. Ebenfalls unbekannt ist, wann und über welchen Zeitraum die Taten stattgefunden haben sollen.
Spekulationen im Internet deuten darauf hin, dass möglicherweise auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck zu den Beschuldigten gehört. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Landshut erklärte jedoch, dass dies falsch sei.
Personelle Turbulenzen schon zuvor
Bereits vor den strafrechtlichen Vorwürfen gab es bei Knaus Tabbert personelle Unruhen in der Führungsebene. Im Frühjahr verließ die Finanzvorständin Carolin Schürmann das Unternehmen, danach übernahm Speck in einer Doppelrolle auch die Leitung des Finanzressorts. Der zeitweilige Vorstands- und Finanzchef schied selbst Ende Oktober aus, Interims-CEO für wenige Wochen wurde einer der beiden jetzt entlassenen Männer.
Letzte Woche hat schließlich der große Aktionär Wim de Pundert die Doppelrolle des Vorstandsvorsitzenden und des Finanzvorstands übernommen. Der Niederländer ist daher derzeit das einzige aktive Vorstandsmitglied.