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Arbeitskampf bei Ford in Köln, drohende Streiks nach deutlichem Urabstimmungsergebnis

Die IG Metall erhielt mit 93,5% Zustimmung ein starkes Mandat für Streiks, um arbeitnehmerfreundliche Regelungen durchzusetzen. Ford steht vor harten Verhandlungen und möglichen Arbeitsniederlegungen.

Das Ford-Logo im strahlenden Blau. Die Gegenwart sieht düster aus bei Ford Deutschland.
Foto: Christoph Reichwein/dpa

Beim Autobauer Ford rückt in Köln erstmalig ein harter Arbeitskampf in greifbare Nähe. Wie die IG Metall mitteilte, sprachen sich 93,5 Prozent der bei Ford tätigen IG-Metall-Mitglieder in einer Urabstimmung für den Einsatz «von allen gewerkschaftlichen Mitteln, einschließlich Streiks» aus, um Forderungen für arbeitnehmerfreundliche Regelungen in einem neuen Sozialtarifvertrag Nachdruck zu verleihen. 

Die Mindestzustimmung von 75 Prozent wurde damit deutlich übertroffen. Die Wahlbeteiligung habe bei 95,7 Prozent gelegen. «Die Leute im Betrieb stehen hinter uns», sagte der Sprecher der IG Metall bei Ford Köln, David Lüdtke. Nach dem klaren Votum berät die Gewerkschaft nun ihr weiteres Vorgehen, in der kommenden Woche könnten Streiks folgen – in welchem Umfang, ist unklar. Bereits im März und April hatte es an dem Standort Warnstreiks gegeben. Die neuen Arbeitsniederlegungen dürften intensiver und hartnäckiger sein.

«Wir sind entschlossen, diesen Auftrag der Kolleginnen und Kollegen umzusetzen», sagte die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen, Kerstin Klein, mit Blick auf das Ergebnis der Urabstimmung. «Ford muss sich jetzt bewegen – sonst ziehen wir das durch.» Die Gewerkschafterin warnte das Management, dass ein harter Arbeitskampf auch Schaden auch für das Nutzfahrzeuggeschäft in Europa bringen könnte, «ganz zu schweigen von dem Imageverlust, den das für Ford bedeuten würde». 

Laut der IG Metall wäre es das erste Mal, dass es nach einer Urabstimmung zu Arbeitsniederlegungen bei Ford in Köln kommt. Trotz früherer Befragungen kam es direkt danach zu einer Einigung zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft. In der Stadt hat Ford ungefähr 11.500 Beschäftigte, die meisten von ihnen sind Gewerkschaftsmitglieder.

Elektro-Investitionen zahlen sich bislang nicht aus

Die Verkaufszahlen der zwei Elektro-Automodelle, die die Deutschlandtochter des US-Konzerns in Köln herstellt, sind enttäuschend. Trotz der Investition von fast zwei Milliarden Euro in das Kölner Werk, um es auf Elektrokurs zu bringen, hat sich dies bisher nicht rentiert. Das Deutschlandgeschäft von Ford bleibt weiterhin defizitär.

Um die Ausgaben zu reduzieren, plant das Management in Köln bis zum Ende des Jahres 2027 den Abbau von 2900 Stellen. Allerdings benötigt es die Zustimmung des Betriebsrats, da eine vor zwei Jahren abgeschlossene Vereinbarung noch bis 2032 gültig ist und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

Verdi verlangt großzügige Abfindungen für Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen oder deren Abteilung an externe Dienstleister ausgelagert wird, sowie einen finanziellen Schutz für die verbleibenden Angestellten, falls die Ford-Werke insolvent werden. Dies ist bisher nur theoretisch, aber seit der Kündigung einer Bürgschaft durch die US-Mutter möglich.

Da die Verhandlungen zu einem neuen Sozialtarifvertrag in einer Sackgasse waren, rief die IG Metall zur Urabstimmung auf und erhielt den erwarteten Rückenwind. Nun kann die Gewerkschaft zu Streiks aufrufen – entweder befristet oder unbefristet. Ein Ford-Sprecher sagte als Reaktion auf die Urabstimmung, man respektiere das Streikrecht und setze weiterhin auf konstruktive Verhandlungen.

Die IG Metall gab bekannt, dass die Verhandlungen unterbrochen seien, bis der Arbeitgeber ein verhandlungsfähiges Angebot vorlege.

dpa