Viele Unternehmen sind fest in die globalisierte Wirtschaft eingebunden. Störungen in den Lieferketten können sich da schnell auswirken. Engpässe oder eine höhere Inflation sind aber nicht in Sicht.
Konflikt mit Huthi-Rebellen beeinträchtigt Unternehmen
Der Konflikt mit den Huthi-Rebellen im Roten Meer beeinflusst zunehmend auch deutsche Unternehmen wirtschaftlich, wird aber vorerst keine noch höhere Inflation verursachen.
Tesla, der Elektroautobauer, wird seine Produktion in Berlin aufgrund der Huthi-Angriffe auf Schiffe für etwa zwei Wochen größtenteils stoppen müssen. Tesla gab bekannt, dass aufgrund der Veränderung der Transportwege eine Lücke in den Lieferketten entstanden ist.
Die Huthi-Rebellen aus dem Jemen greifen regelmäßig Handelsschiffe im Roten Meer an. Als Antwort darauf haben die USA und Großbritannien in der Nacht zum Freitag laut eigenen Angaben Stellungen der Gruppe im Jemen bombardiert.
Die meisten Reedereien umgehen mittlerweile die Route durch das Rote Meer und den Suezkanal nach Europa und nehmen stattdessen einen Umweg über die Südspitze und die Westküste Afrikas. Die deutlich längere Fahrt um Tausende von Kilometern führt zu erheblichen Verzögerungen von mehreren Wochen.
Die Angriffe der Rebellen verursachen allein bei Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd nach Firmenangaben monatlich Mehrkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. «Es beeinflusst die gesamte Branche und auch uns selbst auf signifikante Weise», sagte ein Konzernsprecher der Funke-Mediengruppe.
Laut dem IfW Wirtschaftsforschungsinstitut zeigen die Angriffe weiterhin deutliche Auswirkungen. Die Anzahl der transportierten Container liegt fast 70 Prozent unter der erwarteten Menge.
Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade ist die Anzahl der Frachtschiffe, die den Suezkanal durchqueren, um 30 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat sich laut der Studie der Schiffsverkehr um das Kap der Guten Hoffnung nahezu verdoppelt.
Laut Allianz Trade sind die Preise für Schiffstransporte, insbesondere für Container, seit November 2023 bis Anfang Januar um 240 Prozent gestiegen, liegen jedoch immer noch bei nur einem Viertel des Höchststands im Jahr 2021.
Keine Engpässe im Handel erwartet
Verbraucher müssen sich jedoch vorerst keine Gedanken machen, dass die Inflation beschleunigt wird. Der Konjunkturexperte Torsten Schmidt vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI der Deutschen Presse-Agentur erwartet keine spürbaren Auswirkungen der Einschränkungen auf die Verbraucherpreise. Die Unsicherheit trägt jedoch dazu bei, dass es der deutschen Wirtschaft auch zu Beginn dieses Jahres schwerfällt, ihre Schwäche zu überwinden.
Auch im Einzelhandel dürfte es nach Branchenangaben nicht zu größeren Engpässen kommen. Unternehmen hätten ihre Lieferketten breiter aufgestellt. «Dazu gehören verschiedene Beschaffungsgebiete, eine erhöhte Lagerhaltung oder auch Alternativprodukte für den Bedarf», sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Langfristig sei davon auszugehen, «dass Versorgungswege stabiler gestaltet werden und entsprechende Puffer sowie Ausweichstrategien ausgebaut werden».
Die Ölmärkte reagierten nervös auf die amerikanisch-britischen Angriffe. Bis Freitagmittag stieg der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent um beinahe vier Prozent.