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Konsum und Absatz von Wein in Frankreich gehen zurück

Krise im Weinland Frankreich: Trotz guter Ernte geht der Absatz im In- und Ausland zurück. Die Lust auf Wein in Frankreich sinkt. Da sorgt eine Supermarktkette mit einem Angebot für Wirbel.

Langfristiger Trend: In Frankreich wird immer weniger Wein getrunken.
Foto: Finn Winkler/dpa

Trotz einer überdurchschnittlich guten Weinlese im vergangenen Jahr stecken Frankreichs Winzer in der Klemme. Zu einem rückläufigen Absatz im In- und Ausland kommen sinkende Erzeugerpreise. Das Agrarministerium in Paris teilte in seiner jüngsten Marktanalyse mit, dass die Gründe dafür die Inflation und die geringere Weinmenge sind, die von den Franzosen konsumiert wird.

Der Export geschützter Weine sank zwischen August und Dezember 2023 um sieben Prozent im Volumen und um fünf Prozent im Handelswert. Der Export anderer Weine ging sogar um 16 beziehungsweise 11 Prozent zurück. Die Menge an exportiertem Cognac sank um 18 Prozent und die an Champagner um 17 Prozent.

Laut den Daten des Ministeriums sanken die Erzeugerpreise der französischen Winzer zwischen August und Dezember 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent und im Vergleich zu den fünf vorherigen Jahren um 9 Prozent. Nur die Erzeugerpreise für Champagner konnten um zehn Prozent steigen.

Inflation trägt zum Rückgang der Exporte bei

Das Ministerium erklärte, dass die Inflation zu einem Rückgang der Exporte geführt und sich auch negativ auf den Weinabsatz im Inland ausgewirkt habe. Der Verkauf von Wein im Einzelhandel sei in Frankreich 2023 um vier Prozent zurückgegangen, nach einem genauso hohen Rückgang bereits 2022. Rotweine seien mit einem Minus von neun Prozent stärker betroffen als Weißwein (minus vier Prozent) und Rosé (minus zwei Prozent).

In Frankreich gibt es neben den Auswirkungen der Inflation einen langfristigen Trend, der dem Weinland zunehmend Sorgen bereitet: Die Französinnen und Franzosen konsumieren immer weniger Wein und bevorzugen laut Analyse des Ministeriums zunehmend andere alkoholische Getränke, insbesondere Bier.

Die Ursachen dafür sind ein veränderter Lebensstil mit weniger traditionellen Mahlzeiten in großer Runde, einer Zunahme von Single-Haushalten, in denen Wein eher in Gesellschaft konsumiert wird, sowie der Umstand, dass die Weinkultur in Familien nicht mehr automatisch weitergegeben wird, wie der Branchenverband Vin & Société feststellte.

Empörung über Angebot: Bordeaux für 1,66 Euro

In der traditionellen Weinbauregion rund um Bordeaux hat die Regierung bereits mit Rodungsprämien auf die Überproduktion von Wein und die Absatzprobleme für den wohl bekanntesten französischen Rotwein reagiert. Empörung in der Branche löste das Angebot der Supermarktkette Carrefour aus, die einen guten Bordeaux beim Kauf von mehreren Flaschen zum Stückpreis von 1,66 Euro anbot.

Winzer waren enttäuscht über einen erneuten Tiefpunkt in einem Preiskampf bei Wein, nachdem sie kürzlich noch gegen ein Rotweinangebot bei Lidl für 1,89 Euro pro Flasche protestiert hatten. Der Vermarkter des betreffenden Bordeaux sprach von einer Werbeaktion auf eigene Kosten, die sich nicht negativ auf die Einnahmen der Winzer auswirke.

Die Weinlese 2023 sollte den Winzern in Frankreich eigentlich Grund zur Freude geben. Mit 48 Millionen Hektolitern war sie vier Prozent höher als im Vorjahr und acht Prozent höher als der Durchschnitt der Jahre 2018-2022.

dpa