Der Golf gilt als wichtiges Aushängeschild bei VW. Ist eine Produktions-Verlagerung aus dem Stammwerk Wolfsburg überhaupt denkbar? In der aktuellen Krise sind scheinbar viele Gedenkspiele möglich.
Kreise: VW prüft Verlagerung von Golf-Produktion nach Mexiko
Volkswagen, ein kriselnder Autobauer, erwägt als eine Zukunftsvariante unter anderem die Verlagerung der Golf-Produktion vom Stammwerk in Wolfsburg nach Mexiko. Diese Möglichkeit wird derzeit vom Management für die Werksbelegung geprüft, wie die Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa aus dem Umfeld des Konzerns erfahren haben. Allerdings wird diese Option nicht als die wahrscheinlichste Lösung der aktuellen Überlegungen angesehen.
VW wollte die Informationen nicht kommentieren. Ein Betriebsratssprecher sprach von Spekulationen, die weit von möglichen Beschlussfassungen entfernt seien. Zuvor hatte das «Handelsblatt» über die Gedankenspiele berichtet. Der Golf gilt vielen – wie zuvor der Käfer – als Aushängeschild unter den VW-Modellen. Aktuell wird der Golf für den weltweiten Markt nur am Konzernsitz in Niedersachsen hergestellt. In Mexiko besitzt der Konzern ein Werk in Puebla, das früher auch schon den Käfer für den nordamerikanischen Markt gebaut hat.
Aktuelle Konzernkrise geprägt vom Tarifkonflikt
Zurzeit verhandeln das Management und die Arbeitnehmervertreter in Wolfsburg über Kostensenkungen. Der Fokus liegt dabei hauptsächlich auf den Arbeits- und Fabrikkosten, wobei Kündigungen und Werksschließungen im Raum stehen.
Volkswagen verlangt unter anderem Lohnkürzungen von zehn Prozent. Laut dem Unternehmen ist dies erforderlich, um zukünftige Investitionen bewältigen zu können. Der Betriebsrat fordert hauptsächlich einen klaren Zeitplan für die nächsten Jahre im Austausch für Zugeständnisse. Die nächste Verhandlungsrunde findet Anfang der kommenden Woche statt.
Kommen Entscheidungen in der Planungsrunde?
Bei Volkswagen ist es traditionell Thema in der sogenannten Planungsrunde, wie die zukünftigen Modelle auf die Fabriken aufgeteilt werden, die die Investitionen für die kommenden fünf Jahre festlegt. Diesmal sind die Werke und die zu verteilende Arbeit auch Teil der Tarifverhandlungen aufgrund der geplanten Kostensenkungen des Unternehmens.
Die Arbeitnehmerseite würde im Falle eines Wegfalls des Golf, der neben dem Tiguan das Aushängeschild des Wolfsburger Stammwerks ist, wahrscheinlich andere Modelle fordern, um die zukünftige Arbeit im Werk zu sichern. Laut den Informationen könnte eine alternative Möglichkeit für die Golf-Produktion ein VW-Werk in Polen sein. Es war ohnehin geplant, dass das Werk in Posen als sogenannte Überlaufproduktion des Golf aus Wolfsburg dient.
Zukunft des Verbrenner-Golf ohnehin offen
Sowohl Mexiko als auch Polen sind bekannt dafür, kostengünstiger zu sein als Deutschland. Die Zollandrohungen des ehemaligen und neuen US-Präsidenten Donald Trump würden wahrscheinlich beide Standorte bei Exporten in die USA betreffen. Es ist unklar, wie lange es den Verbrenner-Golf aus Wolfsburg noch geben wird.
Denn Volkswagen hat sich auf ein grundlegendes Verbrennerverbot in der EU ab 2035 eingerichtet und viel Geld in neue E-Modelle investiert. Möglich wäre am Standort Wolfsburg daher ein neues volumenstarkes Elektromodell, etwa eine Vollelektrovariante des Golf namens «ID.Golf».