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Baywa-Konzern: Tiefrote Zahlen und lange Sanierungsdauer

Der Nettoverlust in den ersten neun Monaten summierte sich auf 641 Millionen Euro. Die Sanierung wird noch Jahre dauern, aber eine nachhaltige Gesundung ist das Ziel.

Die Baywa hat in ersten neun Monaten fast 641 Millionen Euro Verlust verbucht.
Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Der Baywa-Konzern, der zum Sanierungsfall geworden ist, verzeichnet einen tiefen Nettoverlust von knapp 641 Millionen Euro in den ersten neun Monaten des Jahres. Dies ist mehr als das Sechsfache des Verlusts im gesamten Jahr 2023. Neben schlechten Geschäften waren auch Abschreibungen im ersten Halbjahr für das hohe Defizit verantwortlich. Der Vorstand hat keine Ergebnisprognose für dieses Jahr abgegeben. Das Unternehmen erklärte, dass die Sanierung noch Jahre dauern werde.

Baywa soll bis 2027 gesunden

Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler und für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung vor allem im Süden und Osten Deutschlands von Bedeutung. Weitere Geschäftsfelder sind erneuerbare Energien und Bau. Die Baywa-Führungsetage geht nach wie vor davon aus, dass eine «nachhaltige Sanierung» möglich ist. Zieldatum für die Gesundung des Konzerns ist das Jahr 2027, wie der Quartalsmitteilung zu entnehmen. Hauptaktionäre sind die Beteiligungsgesellschaften der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern und Österreich.

Eigentümer geben Hilfskredite

Der Umsatz fiel von Anfang Januar bis Ende September um knapp 12 Prozent auf 16 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank in diesem Zeitraum von plus 215 Millionen im Vorjahreszeitraum auf minus 78 Millionen Euro, hauptsächlich aufgrund hoher Verluste im Bereich erneuerbare Energien, wie von Baywa angegeben. Dieser Bereich wird von der ebenfalls in Schwierigkeiten geratenen Tochter Baywa r.e. geführt, an der neben dem Mutterkonzern aus München auch die Schweizer Investmentgesellschaft Capital Energy Partners beteiligt ist. Die beiden Hauptaktionäre und das Schweizer Unternehmen haben die Baywa zum Stichtag 30. September mit Darlehen in Höhe von 157 Millionen Euro unterstützt.

Hoffnung auf bessere Zahlen im letzten Quartal

Grundlage der Sanierung des Baywa-Konzerns soll ein Gutachten werden, dessen endgültige Fassung im Dezember vorliegen soll. Bereits bekannt ist, dass die Gutachter umfangreiche Sparmaßnahmen aus und Verkäufe einzelner Geschäftsbereiche empfehlen werden. Für das Schlussquartal erwartet der Baywa-Vorstand um den von der Unternehmensberatung Alix Partners geholten Sanierer Michael Baur bereits «mehr Stabilität» in den einzelnen Geschäftsfeldern, wie es in der Quartalsmitteilung hieß. 

Zwei schlechte Nachrichten in einer Woche

Das Unternehmen leidet unter Milliardenschulden, die größtenteils das Erbe einer auf Kredit finanzierten schnellen Expansion während der Amtszeit des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef, der 2023 verabschiedet wurde, darstellen. Die sehr hohen Verluste in den ersten neun Monaten sind die zweite schlechte Nachricht in dieser Woche: Erst am Montag hatte die Finanzaufsicht Bafin bekannt gegeben, dass sie den Jahresabschluss 2023 überprüft, weil das Unternehmen möglicherweise seine finanziellen Risiken schönte.

Im Laufe der letzten 12 Monate hat die Baywa-Aktie drei Viertel ihres Wertes verloren, auch am Donnerstag gab es an der Börse einen Abwärtstrend. Die Baywa hat derzeit keinen Vorstandsvorsitzenden: Ende Oktober verließ der bisherige Konzernchef Marcus Pöllinger das Unternehmen vorzeitig, nach nur eineinhalb Jahren an der Spitze.

Sanierungsgutachten verunsichert Baywa-Kundschaft

Die Baywa-Krise wird durch die schwache Weltkonjunktur verschärft. In den ersten neun Monaten liefen das Agrargeschäft und die erneuerbaren Energien größtenteils schlecht, es gab nur Zuwächse im Obst- und Gemüsehandel sowie beim Verkauf von Landmaschinen. Die Sanierung als solche hat die Probleme zunächst vergrößert. Die Ankündigung des Sanierungsgutachtens im Sommer führte allein zu Unsicherheiten bei Kunden und Lieferanten, was wiederum zu Umsatzrückgängen beitrug.

dpa