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Kunden warten ab: Wärmepumpen-Markt kommt nicht in Schwung

Raus aus der «Achterbahn» bei der Wärmepumpe: erst ein Boom, nun Ernüchterung. Die Verkaufszahlen bleiben weit hinter den Erwartungen. Was das mit dem Stammtisch zu tun hat.

Die Wärmepumpe soll eine Schlüsselrolle spielen bei der «Wärmewende». Doch der Verkauf läuft anders als erwartet.
Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Die Wärmepumpe soll eine Schlüsselrolle spielen bei der «Wärmewende» – doch der Markt kommt nicht in Schwung. Im Gegenteil: Der Absatz ist eingebrochen. In der Branche wächst die Ungeduld. Die Kunden warteten ab. «Die Verunsicherung ist für die Heizungsbauerbetriebe landauf landab täglich greifbar», sagte Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) spricht von einer «herausfordernden» Marktsituation. «Die Unternehmen haben teilweise Investitionen in Milliardenhöhe getätigt.»

Ziele werden verfehlt

Im ersten Quartal ist der Absatz von Wärmepumpen nach Angaben des BDH bei einem rückläufigen Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent auf 46.000 Geräte gesunken. Die Branche erwartet für das Gesamtjahr etwa 200.000 verkaufte Geräte. Dadurch bleibt der Markt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Bundesregierung hatte als Ziel formuliert, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden sollen.

Branche sieht große Verunsicherung bei Kunden

Die langwierige und öffentliche Debatte um das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe viel Vertrauen bei den Verbrauchern in puncto Heizungsmodernisierung verspielt, sagte ein BDH-Sprecher. «Hinzu kommt, dass die Menschen derzeit noch viel zu wenig über die GEG-konformen technischen Lösungen und über die neue Förderkulisse wissen.»

Der starke Nachfragerückgang gegenüber dem Vorjahr gehe auf eine Reihe von Faktoren zurück, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. «Noch vor zwei Jahren haben sich Endverbraucher große Sorgen über die Preis- und Versorgungssicherheit bei Gas und Öl gemacht. Diese Sorge besteht bei vielen derzeit nicht mehr, obwohl Gaspreise zwar gesunken, aber doch abhängig von der Weltlage ziemlich instabil geworden sind.» 

Des Weiteren würden die CO2-Preise weiter steigen, möglicherweise ab 2027 auch sprunghaft durch den europäischen Zertifikatehandel. Darüber hinaus hat die Diskussion über das GEG und die kommunale Wärmeplanung zu einer erheblichen Verunsicherung und einer abwartenden Haltung vieler Hausbesitzer geführt.

Heizungsgesetz und Förderung

Nach intensiven politischen Auseinandersetzungen auch innerhalb der Ampel-Koalition trat Anfang 2024 das GEG – auch bekannt als Heizungsgesetz – zu Jahresbeginn in Kraft. Das Ziel ist es, den Klimaschutz im Gebäudebereich deutlich zu verbessern. Gemäß dem Gesetz muss ab 2024 jede neu installierte Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Diese Vorschriften gelten jedoch vorerst nur für Neubauten in einem Neubaugebiet. Funktionierende Heizungen dürfen weiterhin betrieben werden.

Eine kommunale Wärmeplanung ist der Schlüssel für bestehende Gebäude. In Großstädten wird sie ab Mitte 2026 und in den übrigen Kommunen ab Mitte 2028 verfügbar sein. Hauseigentümer werden dann wissen, ob sie an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden oder sich um eigene dezentrale Lösungen wie eine Wärmepumpe kümmern sollen.

Bremst Wärmeplanung den Wärmepumpen-Markt?

Die Wärmeplanung aber könnte den Wärmepumpen-Markt erst einmal ausbremsen, befürchtet die Branche. «Modernisierungswillige Investoren warten ab, schauen auf die anlaufenden Wärmeplanungen in den Kommunen und ordern im Zweifel noch Gas- oder Ölheizungen», sagte Ebisch. Die Politik müsse sich in Bezug auf die kommunale Wärmeplanung und den Ausbau der Fernwärme «ehrlich» machen, so Sabel. «Denn es ist bereits heute in den weitaus meisten Versorgungsgebieten klar, dass Gebäudeeigentümer sich um eine dezentrale Form der klimaneutralen Beheizung werden kümmern müssen.»

Stammtischhoheit zurückbekommen 

«Im Sommer 2022 stand für viele Menschen fest: Ich möchte weg vom Erdgas und die Wärmepumpe ist die Lösung», sagte Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer des Heizungsbauers Vaillant Deutschland. «Am Stammtisch hieß es: “Wärmepumpe, Wärmepumpe, Wärmepumpe”.» Immobilieneigentümer sollten sich nun nüchtern mit der Sachlage beschäftigen. «Wir müssen aus dieser Achterbahn raus, in der die Wärmepumpe erst als Allheilmittel und dann zu Unrecht als ungeeignete und sehr teure Technologie dargestellt wurde.» 

Auf die kommunale Wärmeplanung zu warten, mache keinen Sinn. «Wenn ich als Hausbesitzer Platz habe, eine Wärmepumpe aufzustellen, ist das für die meisten Immobilien die beste Lösung», sagte von Schroeter. «Die Kosten für die Installation sind inklusive Förderung vergleichbar mit den Kosten für den Einbau einer Gas- oder Ölheizung. Die Betriebskosten sind langfristig niedriger.» Und der Wert der Immobilie steige. «Die Wärmepumpe ist damit für mich, meine Enkel und für mein Haus eine sinnvolle Investition. Wenn der Stammtisch das wieder weiß, haben wir einen Riesenschritt gemacht.»

Besser über Förderung informieren?

Eine Förderung von bis zu 70 Prozent ist möglich, wenn man auf eine klimafreundliche Heizung umsteigt. Neben einer Grundförderung gibt es auch einen Speed-Bonus und einen Einkommensbonus. Die maximal förderfähigen Investitionskosten betragen 30.000 Euro für ein Einfamilienhaus.

Nur: Das scheint aus Sicht der Branche bei vielen Haushalten noch nicht angekommen zu sein. «Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie ihre Anstrengungen verstärkt, über das Förderprogramm und die gesetzlichen Rahmenbedingungen nach der GEG-Novelle zu informieren», sagte Sabel. Denn unzweifelhaft sei die Bundesförderung stark verbessert worden. Auch der BDH fordert die Politik auf, eine «breit angelegte» Kommunikationskampagne zu starten.

Mario Kohle, Chef des Unternehmens Enpal, das auch Wärmepumpen verkauft, wünscht sich, dass bei der Förderung die Bürokratie erleichtert wird. Man benötige Einkommenssteuerbescheide in den letzten beiden Jahren, um den Einkommensbonus zu erhalten. «Aber Millionen Rentner machen gar keine Einkommenssteuererklärung. Dafür braucht es eine andere Lösung. Und das zweite: ich glaube, was die Politik tun kann, ist, aufzuklären. Viele Menschen glauben, dass die Wärmepumpe in Bestandsbauten oder ohne Fußbodenheizungen nicht funktionieren würde. In Wahrheit funktioniert sie sehr gut und effizient bei den meisten Gebäuden.»

dpa