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Lagarde: Europa braucht dringend einheitlichen Kapitalmarkt

Europa braucht viel Geld, um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bewältigen. Doch einen gemeinsamen Kapitalmarkt gibt es nicht. Nun setzen zunehmende Spannungen die Europäer unter Zugzwang.

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt: Währungshüter mahnen Fortschritte an. (Archivbild)
Foto: Boris Roessler/dpa

Die Europäer müssen nach Ansicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde angesichts drohender Handelskonflikte dringend Fortschritte beim Zusammenwachsen ihrer Kapitalmärkte machen. Die Kapitalmarktunion sei «der Schlüssel, um in einer fragmentierten Weltwirtschaft widerstandsfähiger zu werden», sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag beim «Frankfurt European Banking Congress».

«Die Kapitalmärkte sind das fehlende Bindeglied für die Europäer, um ihre hohen Ersparnisse in größeren Wohlstand umzuwandeln – was sie letztendlich in die Lage versetzen wird, mehr auszugeben und unsere Binnennachfrage zu stärken», argumentierte Lagarde. «Diese wachsende Dringlichkeit geht jedoch nicht mit greifbaren Fortschritten auf dem Weg zur Kapitalmarktunion einher, was größtenteils darauf zurückzuführen ist, dass ihre Umsetzung nach wie vor unzureichend definiert ist.»

Der Kern der Kapitalmarktunion besteht darin, bürokratische Barrieren zwischen den EU-Staaten abzubauen, um einen gemeinsamen Binnenmarkt für Kapital zu schaffen. Dies würde es Unternehmen ermöglichen, einfacher an Geld zu gelangen. Die Pläne der EU-Kommission liegen seit 2015 vor.

Kapital wandert ab

Das Ziel der EU ist auch, dass mehr Kleinanleger an den hiesigen Finanzmärkten investieren, damit mehr Kapital für den grünen und digitalen Wandel zur Verfügung steht. Europa müsse Sparerinnen und Sparern Produkte anbieten, die zugänglich, transparent und erschwinglich sind, meint Lagarde: «Meiner Meinung nach ist ein „europäischer Sparstandard“ – ein standardisiertes, EU-weites Paket von Sparprodukten – der beste Weg, um diese Ziele zu erreichen.»

Wenn die Ersparnisse der Europäer die Kapitalmärkte erreichten, breiteten sich diese allerdings nicht in der gesamten europäischen Wirtschaft aus. «Das Kapital in Europa ist entweder innerhalb der nationalen Grenzen gefangen oder wandert in die Vereinigten Staaten ab», sagte Lagarde.

Europäische Börsenaufsicht

Im vergangenen Jahr hatte Lagarde auf dem Bankenkongress für eine europäische Börsenaufsicht plädiert, um die Fragmentierung des europäischen Kapitalmarkts zu überwinden. Lagarde sagte am Freitag auf einem Bankenkongress in Frankfurt, dass während der starke Kapitalmarkt in den USA seit Jahrzehnten von der einheitlichen Aufsicht der SEC profitiere, die direkte Kontrolle in Europa weitgehend auf nationaler Ebene stattfinde. Dies führe zu einer Zersplitterung bei der Anwendung von EU-Vorschriften.

dpa