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Gastro-Preise um ein Viertel gestiegen – Branche unter Druck

Die Lage im Gastgewerbe bleibt angespannt. Die Kosten für die Gastronomen steigen weiter – und damit auch die Preise für ihre Gäste. Hoffnung setzt die Branche auf ein politisches Versprechen.

Die Lage für das Gastgewerbe bleibt schwierig. Die Branche machte im Juli eigenen Angaben zufolge ein deutliches Umsatzminus. (Archivbild)
Foto: Britta Pedersen/dpa

Wer im Restaurant speist, muss für eine Hauptmahlzeit mittlerweile gut ein Viertel mehr bezahlen als noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs Anfang 2022. Laut dem Halbjahresbericht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) stiegen die Preise in Gaststätten insgesamt zwischen Januar 2022 und Juli 2025 um mehr als 26 Prozent.

Im aktuellen Jahr hat sich die Inflation in Restaurants etwas abgekühlt. Von Januar bis Juli stiegen die Preise in der Gastronomie im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat um 4 bis 5 Prozent. Im Vorjahr lagen die monatlichen Steigerungsraten noch bei knapp 7 Prozent. In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 waren es sogar jeweils mehr als 10 Prozent.

Hohe Kosten belasten Betriebe

Laut Dehoga werden Schnitzel, Pasta und Co. immer teurer, weil die Kosten für die Betriebe gestiegen sind. Die Personalkosten für Gastronomen sind in den letzten dreieinhalb Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen. Die Kosten für Strom, Gas und andere Brennstoffe sind im gleichen Zeitraum um fast 28 Prozent gestiegen.

Ein anderer Faktor war also die Aufhebung der Umsatzsteuerermäßigung für Restaurantessen. Seit Anfang 2024 zahlen Gastronomen wieder 19 Prozent statt zuvor 7 Prozent. Das wirkt sich auch auf die Gäste auf der Speisekarte aus.

Die Betriebe spüren bereits jetzt, wie die gestiegenen Preise die Nachfrage beeinträchtigen. Laut der Hauptgeschäftsführerin des Dehoga, Ingrid Hartges, verzichten Gäste immer häufiger auf Vorspeisen oder Desserts während ihrer Besuche. Viele wechseln zu Systemgastronomen. Einige Betriebe fügen daher wieder Schweineschnitzel auf die Speisekarte hinzu, da sie mit Kalbfleisch keinen Gewinn mehr erzielen.

Sechstes Verlustjahr in Folge zeichnet sich ab

«Die Kosten explodieren, die Gäste sind preissensibler, die Umsätze sinken», teilte Dehoga-Präsident Guido Zöllick mit. «Die aktuellen Belastungen bringen viele Betriebe an ihre Grenzen.» Es drohe das sechste Verlustjahr in Folge. Einer Branchenumfrage zufolge meldeten die Betriebe im Juli dieses Jahres durchschnittliche Umsatzverluste von mehr als 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind die Umsätze im Gastgewerbe im ersten Halbjahr preisbereinigt um 3,7 Prozent zum ohnehin schwachen Vorjahreszeitraum gesunken, wie das Statistische Bundesamt berichtet. 

Entsprechend hoffnungsvoll stimmt die Gastronomen deshalb das Versprechen der neuen Bundesregierung, die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie ab dem 1. Januar dauerhaft auf sieben Prozent zu reduzieren. So steht es im Koalitionsvertrag. «Darauf vertrauen wir in unserer Branche», betonte Zöllick. 

Mit den dadurch entstehenden finanziellen Spielräumen würden viele Betriebe Arbeitsplätze sichern, neue schaffen und verschobene Investitionen nachholen. Ob die niedrigere Umsatzsteuer über günstigere Preise auch an die Gäste weiter gegeben wird, bleibt abzuwarten. Der Unternehmensumfrage des Dehoga zufolge will nur knapp die Hälfte der befragten Betriebe (44 Prozent) «ihren Gästen ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten». Preissenkungen hingen allerdings maßgeblich von der Entwicklung der übrigen Kosten in den nächsten Monaten hab, sagte der Dehoga-Präsident. 

Jahrelange Krise

Die Gastronomie hat seit langem mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Insbesondere während der Corona-Pandemie mussten viele Betriebe schließen. Mittlerweile hat sich die Anzahl jedoch etwas erholt. Zurzeit sind etwa 202.000 Gastronomieunternehmen Mitglied im Dehoga. Im ersten Halbjahr dieses Jahres blieb ihre Anzahl weitgehend stabil. Obwohl es laut Hartges fast 17.200 vollständige Betriebsauflösungen gab, wurden gleichzeitig fast genauso viele neue Unternehmen gegründet.

Die Geschäftsführerin sagte, dass insbesondere in den Ballungsgebieten die Fluktuation groß sei. Auf dem Land sei es für die Betreiber deutlich schwieriger, Nachfolger zu finden. In diesen Fällen würden die meisten Restaurants schließen, ohne dass ein neues entstünde.

dpa