Eine Liste von über 320 Strecken mit 5.400 km Länge liegt vor. Reaktivierung könnte Wirtschaft stärken und Millionen Menschen Zugang zum Bahnnetz ermöglichen.
Stillgelegte Bahnstrecken reaktivieren: Chance für Tausende Menschen
Häufig sind die stillgelegten Bahnstrecken nur wenige Kilometer lang – aber durch ihre Reaktivierung könnten vor Ort Tausende Menschen wieder Zugang zum Bundesschienennetz erhalten. Eine aktuelle Liste solcher ehemaligen Trassen, die für eine Wiederinbetriebnahme in Frage kämen, wurde vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Allianz pro Schiene (ApS) vorgelegt. Diese umfasst mittlerweile mehr als 320 Strecken mit einer Gesamtlänge von über 5.400 Kilometern.
Eine Reaktivierung dieser Trassen könnte die Wirtschaft auf regionaler Ebene erheblich stärken, sagte VDV-Fachmann Martin Henke. «Der Anschluss an das bundesweite Schienennetz ist ein Mittel gegen das Abgehängtsein und damit ganz klar ein Politikum.» Rund 3,8 Millionen Menschen in knapp 380 Städten bekämen durch die vorgeschlagenen Reaktivierungen wieder einen direkteren Zugang zum Bahnnetz, hieß es.
Verbände fordern mehr Tempo bei Reaktivierungen
Unter den Strecken, von denen besonders viele Menschen profitieren würden, sind die Bottwartalbahn zwischen Heilbronn und Marbach in Baden-Württemberg oder die Brexbach- beziehungsweise Holzbachtalbahn zwischen Engers-Siershahn-Selters-Altenkirchen in Rheinland-Pfalz.
Die beiden Verbände drängen daher auf eine beschleunigte Wiederinbetriebnahme. Im letzten Jahr wurde kein einziger Kilometer reaktiviert, in diesem Jahr sollen es immerhin etwa 30 Kilometer sein. Für 2025 erwartet Henke bereits rund 200 Kilometer.
Der Staat refinanziert bis zu 90 Prozent der Reaktivierungskosten über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Die verfügbaren Mittel wurden vor kurzem auf etwa zwei Milliarden Euro verdoppelt. Eine aufwendige Machbarkeitsstudie ist unter anderem Voraussetzung für die Bundesunterstützung, um die Wirtschaftlichkeit der Reaktivierung nachzuweisen. DV und Allianz pro Schiene fordern hingegen eine weitere Erhöhung auf drei Milliarden Euro.