Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Lufthansa muss trotz Super-Sommer sparen

Der Lufthansa-Konzern hat im Sommer den höchsten Quartalsumsatz aller Zeiten erzielt. Dennoch muss das Unternehmen mit dem Kranich sparen.

Im reisestarken dritten Quartal erzielte die Lufthansa einen bereinigten operativen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro.
Foto: Andreas Arnold/dpa

Im Sommer verdiente die Lufthansa trotz hoher Ticketnachfrage und Rekordumsatz weniger als im Vorjahr. Daher plant Vorstandschef Carsten Spohr bei der Hauptmarke Lufthansa Airlines ein Sparprogramm, um den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) des Bereichs bis 2026 um 1,5 Milliarden Euro zu steigern. Dies entspricht ungefähr dem Betrag, den der gesamte Konzern im laufenden Jahr erwirtschaften will.

Lufthansa-Passagiere werden in Zukunft auf Kurz- und Mittelstreckenflügen häufiger mit unbekannteren Konzerngesellschaften oder in angemieteten Flugzeugen unterwegs sein. “Zusätzliche Jets will Spohr bei der lettischen Air Baltic anmieten, die bereits im laufenden Jahr auch mit Crews ausgeholfen hat.” Außerdem wird der Aufbau der neu gegründeten Flugbetriebe Discover und City Airlines fortgesetzt, die kostengünstigere Zubringer- und Fernflüge zu den Drehkreuzen anbieten sollen.

Ticketpreise steigen

Global steigt die Nachfrage nach Flugreisen so stark, dass die Branche immer öfter an der Kapazitätsgrenze arbeiten muss”, sagte Spohr. Grundsätzlich sind die Menschen bereit, mehr ihres Einkommens für Reisen auszugeben. Bei anhaltend hoher Nachfrage und begrenztem Angebot erwartet er stabile bis leicht steigende Ticketpreise. In Deutschland werden diese durch hohe staatlich regulierte Steuern und Gebühren noch teurer. Der Konzern erzielt inzwischen nur noch etwa ein Viertel seiner Erlöse auf dem deutschen Markt.

Auslastung so hoch wie noch nie

Im erfolgreichen dritten Quartal haben die Konzern-Airlines wie Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels, Eurowings und Discover insgesamt gut 40 Millionen Passagiere transportiert, was einem Anstieg von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Auslastung der Flugzeuge erreichte im August einen Rekordwert von 88 Prozent. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 10,7 Milliarden Euro an und war somit der höchste Wert, den das Unternehmen jemals in einem Quartal in seiner Geschichte erzielt hat.

Jedoch schmälerten anfangs fallende Ticketpreise, kostspielige Erstattungen, gestiegene Personalkosten und Gebühren das Ergebnis: Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) im Sommerquartal sank um neun Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Zusammen mit den Ergebnissen aus dem ersten Halbjahr ergibt sich nach neun Monaten ein nahezu halbierter Gewinn von 830 Millionen Euro (2023: 1,6 Mrd Euro).

Keine weiteren China-Flüge gestrichen

Vor allem in Richtung Asien waren die Preise unter Druck. Nach der Einstellung der Verbindung zwischen Frankfurt und Peking sind keine weiteren China-Flüge geplant. Besonders große Einbußen verzeichnet die Hauptmarke Lufthansa: Im dritten Quartal sank der Gewinn im Tagesgeschäft um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach neun Monaten verzeichnet das Unternehmen daher einen bereinigten operativen Verlust von 20 Millionen Euro – auch aufgrund mehrerer Streiks im ersten Quartal.

Neue Flugzeuge fehlen

Die Knappheit an Flugzeugen bei den Herstellern Boeing und Airbus zwingt die Lufthansa dazu, ältere und weniger effiziente Maschinen länger zu nutzen als geplant. Laut Spohr fehlen derzeit 41 Boeing-Langstreckenjets, die bereits im Einsatz sein sollten. Um diesem Engpass zu begegnen, hat das Unternehmen gerade den sechsten von insgesamt acht Airbus A380 Superjumbos wieder in Betrieb genommen, obwohl das Modell eigentlich schon ausgemustert war.

Letztlich hat die Lufthansa-Gruppe ihr Flugangebot im Sommer jedoch nicht so stark erweitert wie ursprünglich geplant. Das Niveau vor der Corona-Pandemie ist nach wie vor nicht erreicht. Im dritten Quartal betrug die angebotene Kapazität 94 Prozent des Jahres 2019. Im Juli hatte der Vorstand noch 96 Prozent angestrebt. Für das Gesamtjahr sollen es nun anstelle von 92 Prozent nur noch 91 Prozent sein.

Gewinnerwartung gedämpft

Mit Blick auf die Gewinnentwicklung hat Spohr die Erwartungen bereits im Sommer eingedampft – zum zweiten Mal in diesem Jahr. Jetzt hält er an dieser gesenkten Prognose fest: Er rechnet für 2024 konzernweit weiterhin mit einem bereinigten operativen Gewinn von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hatte die Lufthansa im Tagesgeschäft fast 2,7 Milliarden Euro verdient.

dpa