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Lufthansa trotz Zollstreit mit USA auf Wachstumskurs

Die Buchungen für US-Urlaube schwächeln im dritten Quartal, aber die Nachfrage nach Europaflügen bleibt stabil. Die Lufthansa-Gruppe plant eine Reduzierung des Angebots in die USA.

Bis auf Weiteres bleiben Flugzeuge bei der Lufthansa knapp.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Trotz des Zollstreits mit den USA hat die Lufthansa Group in den ersten vier Monaten des Jahres deutlich mehr Passagiere über den Nordatlantik befördert als im Vorjahr. Im ersten Quartal stieg die Anzahl der Fluggäste um 7,1 Prozent, wie die größte Airline-Gruppe Europas berichtet. Auch im April gab es eine signifikante Steigerung der Nachfrage.

Erste Turbulenzen zeichnen sich für das dritte Quartal ab, in dem die Buchungen zumindest für die günstigsten Economy-Tickets in Richtung USA schwächeln. Vorstandschef Carsten Spohr versetzt sich zur Erklärung an den Küchentisch vieler Familien in Europa. Dort werde zum geplanten US-Urlaub überlegt: «Ob wir wirklich jetzt dahin wollen, wissen wir noch nicht.»

Der Chef von Lufthansa erwartet daher kurzfristigere Buchungen. Mit den Preisen werde man jedoch nicht heruntergehen, sondern eher weniger Plätze anbieten. Zur Überwachung der Marktveränderungen wurde eine Task-Force eingesetzt.

Lufthansa drückt im Atlantikgeschäft auf die Bremse

Zum Ende des Jahres plant die Lufthansa-Gruppe, ihr Angebot in die USA nicht mehr so schnell auszubauen wie bisher. Das Wachstum im vierten Quartal soll von 6 auf 3 Prozent reduziert werden. Diese Maßnahme könnte auch vorzeitig umgesetzt werden, kündigt Spohr an.

Die Nachfrage nach Europaflügen in den USA zeigt sich hingegen als sehr stabil. Die Probleme der großen US-Gesellschaften lassen sich lediglich durch den schwachen Inlandsverkehr und fehlende Touristen aus Mexiko und Kanada erklären.

Der Luftverkehrskonzern erhält Rückenwind durch die Abwertung des Dollar zum Euro und niedrigere Kerosinpreise. Der Vorstand rechnet für 2025 nur noch mit Treibstoffkosten von rund 7,3 Milliarden Euro – 600 Millionen Euro weniger als noch im März prognostiziert.

US-Hersteller würden stärker unter Zöllen leiden

Spohr zeigt sich optimistisch bezüglich möglicher Handelshemmnisse und Lieferkettenprobleme bei den Flugzeugherstellern. Es sei offensichtlich, dass keine Airline weltweit 20-prozentige Zölle bewältigen könne.

Spohr sagte, dass er wie viele in der Branche davon ausgehe, dass ein möglicher Zollkrieg die US-Industrie stärker treffen würde als Europa und es daher noch viele Gespräche geben werde. Nach seiner Einschätzung werden die aktuellen Lieferprobleme bis zum Ende des Jahrzehnts anhalten und die Airlines zur strikten Kapazitätsplanung zwingen.

Lufthansa sei nicht daran interessiert, bei Boeing stornierte Aufträge von chinesischen Gesellschaften zu übernehmen, erklärt Spohr. Man wolle jetzt erst einmal die eigenen Bestellungen einflotten. Derzeit fehlen dem Konzern 41 Boeing-Maschinen, die längst ausgeliefert sein sollten.

Spohr erwartet nun im Sommer die ersten 787-Dreamliner, die im dritten Quartal in Betrieb genommen werden sollen. Die bereits fertiggestellten Flugzeuge sollen zunächst im Europa-Verkehr eingesetzt werden – vorerst jedoch mit teilweise gesperrten Sitzreihen, die bisher nicht zugelassen sind.

Töchter tragen hohe Gewinne bei

Trotz höherer Einnahmen begann Lufthansa das Jahr erneut mit Verlusten. Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Verlust verringerte sich jedoch um 15 Prozent auf 722 Millionen Euro. Der Gesamtverlust des Konzerns stieg aufgrund einer geringeren Steuerentlastung um mehr als ein Fünftel auf 885 Millionen Euro.

Der Konzern verdankt es den Gewinnen seiner Töchter, dass es nicht noch schlimmer kam. Lufthansa Cargo kehrte mit einem bereinigten operativen Gewinn von 62 Millionen Euro in die schwarzen Zahlen zurück. Lufthansa Technik verzeichnete mit einem entsprechenden Gewinn von 161 Millionen Euro den höchsten Betrag, den das Unternehmen je in einem ersten Quartal erwirtschaftet hat.

Marke Lufthansa soll wieder schwarze Zahlen schreiben

Im Vergleich zum Vorjahr, in dem mehrere Streiks hohe Kosten verursachten, stiegen die Betriebskosten im ersten Quartal dieses Jahres deutlich an, insbesondere für die Flugsicherung. Darüber hinaus fiel Ostern diesmal in das zweite Quartal, was zu einem Gewinnrückgang von rund 80 Millionen Euro führte.

Da die Gruppe ein starkes Europa-Geschäft erwartet, wird die Prognose für das laufende Jahr laut Finanzchef Till Streichert ausdrücklich beibehalten. So soll der Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) den Vorjahreswert von rund 1,65 Milliarden Euro wie angekündigt «signifikant» übertreffen. Dafür soll das konzernweite Flugangebot um etwa vier Prozent wachsen – und auch die Kernmarke Lufthansa wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

dpa