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Marineschiffbauer TKMS legt fulminanten Börsenstart hin

Nach dem Börsendebüt von TKMS steigt der Aktienkurs rasant. Was hinter dem starken Start der Thyssenkrupp-Abspaltung steckt und welche Pläne das Unternehmen verfolgt.

Nach der ersten Börsennotierung von TKMS wird die Glocke geschwungen.
Foto: Boris Roessler/dpa

TKMS, Deutschlands größter Marineschiffbauer, hat einen klaren Kursanstieg an der Börse verzeichnet. Der Unternehmenswert von TKMS überstieg zeitweise den des Mutterkonzerns Thyssenkrupp.

Die von Thyssenkrupp abgespaltenen Aktien starteten bei 60 Euro und stiegen zeitweise fast auf 100 Euro. Danach sank die Rally wieder ab, und mittags lag der Kurs bei 89 Euro.

Die Kursanstiege bei TKMS reflektieren die Rüstungsphantasie der Anleger. Die erste Kursfestsetzung dauerte am Morgen ungewöhnlich lange, da die Nachfrage nach den Papieren groß war.

Im Zuge der Abspaltung erhielten Thyssenkrupp-Aktionäre automatisch einen Anteilsschein an TKMS für jeweils 20 ihrer Aktien. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp behält 51 Prozent der Anteile.

Der Wert aller Thyssenkrupp-Aktien sank durch die Abspaltung zeitweise unter die 6-Milliarden-Marke, während TKMS auf 6,2 Milliarden Euro bewertet wurde. Zusammen ergibt sich für die Thyssenkrupp-Aktionäre nun ein Plus von etwa 14 Prozent im Depot.

 

TKMS-Vorstandschef Oliver Burkhard nannte den Schritt in die Eigenständigkeit ein starkes Signal für die maritime Sicherheit. Das Unternehmen habe rund 9.000 Beschäftigten und einem Auftragsbestand von 18,6 Milliarden Euro. «Wir sind das maritime Powerhaus in Europa», sagte er. Der Börsengang ermögliche einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt.

U-Boote, Korvetten und Fregatten im Portfolio

TKMS gibt an, der Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote zu sein, und baut auch Fregatten und Korvetten. Neben Kiel baut TKMS auch U-Boote in Wismar und plant, dort künftig 1.500 Arbeitsplätze zu schaffen. Weitere Standorte des Unternehmens befinden sich in Hamburg, Bremen und Emden. Burkhard kündigte umfangreiche Investitionen sowohl für Kiel als auch für Wismar an.

Thomas Book, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse, erwähnte, dass sieben von zehn Nato-U-Booten von TKMS aus Kiel stammen. Für TKMS beginnt nun ein neues Kapitel, das Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit mit sich bringt. Book bezeichnete dies als ein politisches Signal für die Verteidigungsfähigkeit.

Miguel Lopéz, der Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp, unterstrich, dass sein Unternehmen weiterhin der Hauptaktionär bleibt und somit Stabilität für die Kunden sowie klare Perspektiven für die Mitarbeiter gewährleistet.

Abspaltung Teil des Thyssenkrupp-Konzernumbaus

Die Abspaltung der Marine-Sparte ist Teil einer geplanten Konzernumstrukturierung bei Thyssenkrupp für die nächsten Jahre. Die Thyssenkrupp AG bleibt auch nach dem Börsengang über eine neue Holding-Gesellschaft strategischer Hauptanteilseigner.

Die Auftragsbücher des U-Boot-Bauers sind gut gefüllt. Im Dezember hat der Haushaltsausschuss des Bundestages den Bau von vier weiteren U-Booten der Klasse 212CD für die Deutsche Marine genehmigt. Insgesamt sind zehn solcher Boote in Auftrag gegeben – sechs für Deutschland und vier für Norwegen. Die Werft wird daher bis Anfang der 2040er Jahre ausgelastet sein. Das Auftragsvolumen beläuft sich derzeit auf 18,5 Milliarden Euro.

Laut Burkhards Angaben strebt TKMS ein jährliches Umsatzwachstum von zehn Prozent an, wobei eine Ebit-Marge von mehr als sieben Prozent angestrebt wird. Es sollen 30 bis 50 Prozent des Nettogewinns als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Weitere Aufträge? 

TKMS hat sich unter anderem um einen bedeutenden Rüstungsauftrag beworben, der den Bau von acht bis zwölf konventionellen U-Booten für Kanada umfasst. Burkhard gab in seiner Ansprache zum Börsenstart bekannt, dass er noch am Montag nach Kanada fliegen werde. Im August besuchte der kanadische Premierminister Mark Carney die U-Boot-Werft in Schleswig-Holstein. Ein Mitbewerber ist eine Werft aus Südkorea.

Sollte TKMS den Auftrag erhalten, werden die Boote sowohl in der Hauptwerft in Kiel als auch in der zweiten Werft in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern gebaut. TKMS hatte kürzlich den Zuschlag für den Bau von Fregatten in Australien verpasst, der stattdessen an Japan ging.

dpa