Thyssenkrupp will seine Marineschiffbausparte TKMS verselbstständigen und an die Börse bringen. Das geht nur, wenn die Eigentümer zustimmen. Am Freitag treffen sie sich online zur Entscheidung.
Marinesparte von Thyssenkrupp soll selbstständig werden
Am Freitag wird beim Industriekonzern Thyssenkrupp über die Verselbstständigung von Deutschlands größter Marinewerft TKMS (Thyssenkrupp Marine Systems) entschieden. Die Aktionärinnen und Aktionäre treffen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung die Entscheidung, wie die Marineschiffbau-Sparte zukünftig organisiert wird. Die Versammlung wird online abgehalten.
Gemäß den Plänen des Managements und des Aufsichtsrats soll TKMS zukünftig von einer neuen Holding-Gesellschaft kontrolliert werden, an der der Mutterkonzern die Mehrheit von 51 Prozent halten wird. Die restlichen 49 Prozent der TKMS-Aktien sollen gemäß ihrer Beteiligung an die Aktionärinnen und Aktionäre von Thyssenkrupp übertragen werden. Dadurch würden sie direkt an TKMS beteiligt sein. Die Aktien sollen dann an der Börse gehandelt werden. Dies soll noch in diesem Jahr erfolgen.
TKMS bekommt direkten Zugang zum Kapitalmarkt
Mit dem sogenannten Spin-Off soll die Sparte laut Thyssenkrupp-Chef Miguel López eine größere unternehmerische Freiheit bekommen, um besser wachsen zu können. «TKMS bekommt direkten Zugang zum Kapitalmarkt und kann Investitionen in neue Technologien und Märkte aus eigener Kraft vorantreiben», heißt es in der vorab veröffentlichten Rede des Vorstandsvorsitzenden. Zudem mache die Börsennotierung den Wert des Unternehmens nach außen sichtbar.
In den nächsten Jahren plant Thyssenkrupp einen umfassenden Konzernumbau. Neben der Marinesparte sollen auch die anderen vier Sparten eigenständig agieren und für externe Beteiligungen geöffnet werden. Mit Ausnahme des Stahlbereichs beabsichtigt Thyssenkrupp, die Mehrheit an den Geschäften zu behalten. Für den Stahlsektor ist ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmen mit der EP Group des tschechischen Unternehmers Daniel Kretinsky geplant. EPG besitzt bereits 20 Prozent.
TKMS-Auftragsbestand liegt bei über 18 Milliarden Euro
TKMS ist der weltweit führende Anbieter von nicht-nuklear betriebenen U-Booten, produziert jedoch auch Fregatten und Korvetten. Laut López ist der Auftragsbestand seit Ende September um über 50 Prozent gestiegen und beläuft sich derzeit auf mehr als 18 Milliarden Euro. Ende März beschäftigte das Unternehmen etwa 8.200 Mitarbeiter. Der Hauptsitz befindet sich in Kiel. Der CEO ist der ehemalige Arbeitsdirektor von Thyssenkrupp, Oliver Burkhard.
Thyssenkrupp ist in Deutschland führend mit seinen Geschäftsbereichen Stahl, Marineschiffbau und Werkstoffhandel. Das Unternehmen ist auch in den Bereichen Autoteile und grüner Anlagenbau-Technologien tätig. Ende März hatte der Konzern weltweit fast 95.600 Mitarbeiter.