Der chinesische Online-Marktplatz Temu ist seit Frühjahr 2023 in Deutschland aktiv. Mittlerweile kaufen Hunderttausende dort ein. Nun rückt Temu auch den großen Shoppingportalen auf die Pelle.
Marktforscher: Temu gewinnt schnell an Beliebtheit
Nach eineinhalb Jahren zählt das chinesische Shoppingportal Temu bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2024 belegte Temu gemessen an der Anzahl der Bestellungen den sechsten Platz unter den Top-Onlinehändlern. Dies geht aus einer Untersuchung der Consumer Panel Services GfK hervor, die zum Meinungsforschungsinstitut YouGov gehören. Die Liste wird von Amazon, eBay und Otto angeführt, gefolgt von Zalando und Kaufland.
Von Januar bis Juni haben ungefähr 1,3 Millionen Menschen in Deutschland bei Temu eingekauft. Das Unternehmen ist seit April 2023 in Deutschland tätig. Temu ist ein Marktplatz – also ein Portal, auf dem Menschen Dinge von mehr als einem Unternehmen zum Kauf angeboten werden. Der in China gegründete und heute in Singapur ansässige Modehändler Shein belegt den 19. Platz im Bestell-Ranking, etwa 900.000 Menschen haben dort eingekauft.
Experte: Temu und Shein dürften noch beliebter werden
GfK-Marktforscher Christian Koch geht davon aus, dass die zwei Onlinehändler aus Asien in den kommenden Jahren noch populärer werden: «Die Shoppingportale profitieren von den für sie günstigen Wettbewerbsbedingungen und schaffen es mit ihrer Art des Shoppings, Kunden zu begeistern», sagte Koch. Außerdem seien beide sehr präsent in der Werbung.
Das Angebot von Shein und Temu unterscheidet sich jedoch. Laut einer GfK-Untersuchung finden Kundinnen und Kunden bei Shein fast ausschließlich Mode, während Temu ein breiteres Produktsortiment hat. Beide Anbieter haben gemeinsam, dass sie eine Vielzahl von Artikeln zu günstigen Preisen anbieten – und so von dem starken Preisfokus der Kunden profitieren.
Die gesamte Branche leidet unter der schlechten Konsumstimmung im Land. Nach zwei schwachen Jahren wird auch 2024 keinen Aufschwung bringen: Im dritten Quartal gab es laut dem Branchenverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland zwar ein Wachstum. Die Lage hat sich stabilisiert. Die Erlöse von Januar bis September betrugen jedoch 55,4 Milliarden Euro und lagen damit noch 0,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.
Shoppingportale aus Asien sind umstritten
Temu und Shein stehen in der Kritik. Handelsvertreter, Politiker und Verbraucherschützer bemängeln unter anderem die Produktqualität, unfaire Wettbewerbsbedingungen und unzureichende Kontrollen. Die Plattformen weisen diese Vorwürfe jedoch zurück.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat Ende September in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appelliert. HDE-Präsident Alexander von Preen forderte darin, Direktversandhändler besser zu überwachen und die zuständigen Überwachungsbehörden wie den Zoll zu stärken.