Der Maschinenbau in Deutschland steckt schon länger in der Krise. Jobs fallen weg. Nun will ein Mittelständler aus Baden-Württemberg gut jeden zehnten Job abbauen. Was auf die Mitarbeiter zukommt.
Maschinenbauer Voith will bis zu 2.500 Stellen streichen

Beim Maschinen- und Anlagenbauer Voith könnte gut ein Zehntel der Mitarbeiter den Job verlieren. Wie der Technologiekonzern aus dem Osten Baden-Württembergs mitteilte, prüft man Anpassungen bei Organisationsstrukturen und Belegschaft im Rahmen einer strategischen Weiterentwicklung. «Im Rahmen der Anpassungen wird eine Reduzierung von bis zu 2.500 Stellen erwartet», hieß es weiter.
Deutschland spielt bei den Überlegungen eine entscheidende Rolle. Obwohl der Standort über technologische Kompetenz und Innovationskraft verfügt, gibt es gleichzeitig strukturelle Probleme. Insbesondere wurden hohe Energie- und Arbeitskosten, komplexe regulatorische Anforderungen und ein hoher bürokratischer Aufwand genannt.
Konkrete Entscheidungen zu Standorten oder Bereichen liegen den Angaben zufolge noch nicht vor. In den kommenden Wochen prüfe man Optionen, die gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern diskutiert und bewertet werden sollen. Der erwartete Stellenabbau beschreibe «einen globalen Rahmen und stellt keine Aussage über bestimmte Standorte, Bereiche oder Funktionen dar».
Der exportorientierte Maschinen- und Anlagenbau ist einer der wichtigsten Industriezweige im Südwesten. Voith hat seinen Hauptsitz im schwäbischen Heidenheim an der Brenz. Der Konzern betreibt auch weitere Werke im Stammland. Zudem hat Voith Standorte in Bayern, NRW, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 22.000 Mitarbeiter in über 60 Ländern.
Was macht Voith?
Das Unternehmen, das im Jahr 1867 gegründet wurde, liefert Maschinen, Anlagen und technische Systeme für verschiedene Industriezweige. Voith produziert Turbinen, Generatoren und digitale Steuerungstechnik für Wasserkraftwerke. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Papiermaschinen und Anlagen zur Altpapieraufbereitung. Zudem ist Voith im Bereich Antriebs- und Industrietechnik tätig, darunter Getriebe und Kupplungen für Züge, Schiffe und industrielle Anwendungen.
Der Konzern mit seinen drei Bereichen Hydro, Paper und Turbo verzeichnete aufgrund der Konjunkturflaute zuletzt Verluste. Im Geschäftsjahr 2023/24 sank das Konzernergebnis auf minus 247 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor wurde noch ein Gewinn von 73 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz ging auf 5,23 Milliarden Euro zurück.
Bislang sind die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024/25, das im September endete, noch nicht verfügbar. Vor einem Jahr hatte das Technologieunternehmen noch mit einer Steigerung von Umsatz und Gewinn gerechnet.
«Voith steht vor großen Herausforderungen»
Konzernchef Dirk Hoke verwies auf einen zunehmenden Wettbewerbsdruck. «Voith steht vor großen Herausforderungen auf dem Weltmarkt, weshalb wir eine umfangreiche strategische Analyse unseres Geschäfts vorgenommen haben», teilte er mit. Um auch langfristig bestehen und wachsen zu können, müsse Voith über ausreichende Mittel für Investitionen verfügen und die Organisation so effizient wie möglich aufstellen.
«Die Organisation stärken, Innovation beschleunigen und Wachstumschancen nutzen – das müssen wir jetzt gemeinsam angehen, nicht zuletzt, um den Standort Deutschland zu sichern», betonte Hoke. Bei den Anpassungen geht es demnach unter anderem darum, Prozesse zu vereinfachen, Entscheidungswege zu verkürzen und gezielt in Zukunftsfelder zu investieren, die die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern. Dazu zählt Hoke das profitable Service- und Digitalgeschäft, globale Wachstumsregionen sowie neue Technologien.
Maschinenbau in der Dauerkrise
Der geplante Stellenabbau fällt in eine äußerst schwierige Phase für den deutschen Maschinenbau. Laut Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) schrumpft die Branche bereits das dritte Jahr in Folge bis 2025. Es wird erneut mit einem Produktionsrückgang von fünf Prozent gerechnet. Seit Anfang 2023 befindet sich die Produktion im Sinkflug und das bereits seit zwölf Quartalen hintereinander. Die Auslastung der Fabriken liegt bei 78,3 Prozent, was deutlich unter dem langjährigen Mittel von rund 85 Prozent liegt. Erst 2026 erwartet der Verband ein leichtes Plus.
Laut dem Verband zeigt sich die schlechte Lage immer stärker auf dem Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung sei im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf rund eine Million Menschen gesunken. Kurzarbeit werde in den Betrieben häufiger eingesetzt. Neben hohen Steuern und unnötiger Bürokratie belasten laut VDMA-Präsident Bertram Kawlath vor allem die US-Strafzölle das Geschäft der Unternehmen.








