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Erdbeeren und Spargel aus Deutschland bald zu teuer?

Auf deutschen Feldern wurde 2025 so wenig Spargel und Erdbeeren geerntet wie seit Jahren nicht. Wegen der weiter stark steigenden Kosten wird sich der Trend fortsetzen, sagen Experten.

Deutsche Landwirte ernten weniger Erdbeeren.
Foto: Lando Hass/dpa

Erdbeeren und Spargel aus Deutschland könnten bald für die Verbraucher zu teuer werden. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden Mini-Ernten aufgrund verkleinerter Anbauflächen eingefahren. Viele Landwirte finden den Anbau nicht mehr rentabel, da sie die hohen Kosten nicht vollständig an die Verbraucher weitergeben können.

Die Ernte von Freiland-Erdbeeren wird in diesem Jahr voraussichtlich bei 75.500 Tonnen liegen, was die geringste Menge seit 30 Jahren darstellt. Dies entspricht einem Rückgang von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der langjährige Durchschnittswert wird um etwa ein Viertel verfehlt. Ähnlich ist die Situation beim Freiland-Spargel: Mit 98.900 Tonnen wird der niedrigste Wert seit 2010 erreicht.

Fast 10 Euro für ein Kilo Spargel

Spargel und Erdbeeren sind für viele Menschen in Deutschland im Frühjahr unverzichtbar, werden jedoch zunehmend zu einem Luxusgut. Laut Erhebungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mussten private Verbraucher in dieser Saison durchschnittlich 9,63 Euro für weißen deutschen Spargel zahlen, was etwa 4 Prozent mehr ist als im Vorjahr. Das Kilogramm heimischer Erdbeeren kostete in der Hauptsaison zwischen Mai und Mitte Juli mit 6,86 Euro nur geringfügig mehr als im Vorjahr (6,83 Euro). Doch im Vergleich zu 2015 zeigt sich ein Preisanstieg von rund 70 Prozent.

Bewusste Entscheidung der Landwirte

Das knappere Angebot ist das Ergebnis bewusster Entscheidungen der Landwirte, ihre Anbauflächen auch in diesem Jahr zu reduzieren. Der langfristige Schrumpf-Trend zeigt sich in einem Rückgang um vier Prozent bei Erdbeeren und um sechs Prozent bei Spargel. Laut der AMI ist der deutsche Selbstversorgungsgrad bei Erdbeeren seit 2015 von 68 Prozent auf 50 Prozent gesunken.

Der Trend zum Anbau in Gewächshäusern oder unter hohen Schutzabdeckungen ist hier nur gegenläufig. „Die Beeren können im Stehen gepflückt werden und es ist trocken und sauber“, sagt Michael Koch von der AMI. Durch die längere Saison und die einfachere Ernte seien auch die Erträge pro Hektar deutlich höher.

Angemessene Preise nur noch im Hofladen

Spargelbauer Georg Merlau aus Darmstadt hat seine Anbaufläche inzwischen von 105 auf 80 Hektar reduziert. Die Personalkosten für seine Erntehelfer seien zuletzt jedes Jahr um 10 Prozent gestiegen, erzählt der Landwirt. Seine Ware werde er zunehmend nur noch über Premium-Vertriebswege wie den eigenen Hofladen zu angemessenen Preisen los. Die Lieferungen an die Genossenschaft, die den Handel beliefert, werden hingegen immer kleiner. «Und das wird auch so weitergehen.»

Hohe Vorleistungen steigern das Risiko

Hessens Bauernpräsident Karsten Schmal weist auf das hohe unternehmerische Risiko hin, wenn die Bauern bei Spargel und Erdbeeren in hohe Vorleistungen gehen müssen, aber nicht zuletzt stark von der Witterung abhängig sind. «Am Ende des Tages sind wir alle Unternehmer. Auch die Spargel- und Erdbeerbauern müssen von dem leben können, was sie tun. Und wenn das Risiko am Ende nicht mehr übersehbar ist, baut man diese Kulturen nicht mehr an.»

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, prangert den gesetzlichen Mindestlohn an, der von aktuell 12,82 Euro auf zunächst 13,90 Euro im nächsten Jahr und ab 2027 auf 14,60 Euro steigen soll. Rukwied sagt: «Wenn der Mindestlohn noch weiter steigt, dann können wir schlichtweg im Wettbewerb nicht mehr mithalten.»

Bauernverband: Weniger heimisches Obst und Gemüse 

Die geforderte Ausnahme für landwirtschaftliche Betriebe mit einer Absenkung des Mindestlohns für Saisonkräfte auf 80 Prozent hat die Bundesregierung abgelehnt. Der Bauern-Präsident warnt: «Durch den gestiegenen Mindestlohn ist die Anbaufläche in den vergangenen Jahren bereits deutlich zurückgegangen. Diese Entwicklung wird sich verstärken. Zahlreiche Betriebe werden die Produktion in Deutschland im Obst-, Gemüse-, und Weinbau einstellen.» Die Erzeugung werde sich noch weiter ins Ausland verlagern und es werde noch mehr importiert werden. 

Die Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt wirft den Bauern überzogene Kritik vor: Der prophezeite Untergang der deutschen Wirtschaft sei schon nach der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2025 ausgeblieben, merkt Vorstandsmitglied Christian Beck an. Zudem sei in der Landwirtschaft der Selbstversorgungsgrad für Obst und Gemüse in den vergangenen zehn Jahren stabil geblieben. Beck weist auf den Mindestlohn in den Niederlanden mit 14,40 Euro hin. «Auch dort wirtschaften die Betriebe profitabel und exportieren Obst nach Deutschland.»

dpa