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Deutscher Mittelstand unzufrieden mit Standort Deutschland

Nur 10% bewerten die Rahmenbedingungen als "sehr gut" oder "gut". Hoffnungen ruhen auf neuer Bundesregierung, Unsicherheit durch Zollstreit mit den USA.

Mittelstand hofft auf Impulse für Standort Deutschland durch neue Regierung (Symbolfoto)
Foto: Philipp Schulze/dpa

Der Mittelstand bewertet den Standort Deutschland überwiegend negativ aufgrund von zu viel Bürokratie, zu hohen Energiekosten und Lücken in der Digitalisierung. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Commerzbank landet Europas größte Volkswirtschaft in einer Liste von Wirtschaftsnationen auf Platz 9, hinter Italien und Vietnam.

Gerade einmal zehn Prozent der 1.525 Unternehmen, die zwischen Mitte November und Mitte Februar befragt wurden, bewerten die Rahmenbedingungen in Deutschland als «sehr gut» oder «gut». 60 Prozent halten sie für «befriedigend» beziehungsweise «ausreichend», beinahe ein Drittel (29 Prozent) nennt sie «mangelhaft» oder «ungenügend».

Eine große Mehrheit von 71 Prozent der befragten Unternehmen quer durch alle Branchen meint zudem, dass das Qualitätssiegel «Made in Germany» erheblich an Bedeutung verloren hat. Die Hoffnungen in der Wirtschaft sind groß, dass eine neue Bundesregierung für positive Impulse sorgen wird.

Zollstreit belastet zusätzlich

Laut den Angaben suchen viele Unternehmen aufgrund des Zollstreits mit den USA verstärkt nach neuen Absatzmärkten für ihre Produkte und planen die Erhöhung ihrer Preise, um die höheren Zollkosten auszugleichen.

Laut einer Umfrage der DZ Bank erwarten insbesondere Unternehmen im Metall-, Automobil- und Maschinenbau starke negative Auswirkungen von US-Zöllen und Gegenzöllen auf ihr Geschäft. Von den insgesamt 1.007 Mittelständlern in dieser Studie sehen sich direkt 15 Prozent von höheren US-Zöllen betroffen, während 50 Prozent befürchten, indirekt – beispielsweise durch Preiserhöhungen von Lieferanten – betroffen zu sein.

Sorge vor EU-Gegenzöllen

Die potenziellen Gegenzölle der Europäischen Union könnten den Mittelstand möglicherweise noch stärker beeinträchtigen als die US-Zölle: Fast ein Drittel (29 Prozent) der Unternehmen geht davon aus, dass sich beispielsweise die Einkaufspreise erhöhen werden. 46 Prozent befürchten Auswirkungen auf Zulieferer.

Die Daten für die DZ-Bank-Umfrage wurden im März erhoben – noch bevor US-Präsident Donald Trump sein XXL-Zollpaket vorstellte. Es war jedoch bereits bekannt, dass die USA beispielsweise 25 Prozent Zoll auf den Import von Autos und Stahl erheben würden. Anfang April drohte Trump der EU mit zusätzlichen Aufschlägen von generell 20 Prozent auf Einfuhren in die USA. Diese sind derzeit ausgesetzt. Auch die EU hat geplante Gegenzölle auf US-Waren vorerst auf Eis gelegt und hofft auf eine Verhandlungslösung.

dpa