Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Musks KI-Firma schluckt Online-Plattform X

Der Twitter-Nachfolger X verliert auch die formelle Eigenständigkeit im Reich von Elon Musk. Die Plattform wird Teil seiner KI-Firma xAI – und dürfte viel Trainingsmaterial für die Software liefern.

Der Twitter-Nachfolger X geht in Elon Musks KI-Firma xAI auf. (Illustration)
Foto: Monika Skolimowska/dpa

Der Technologie-Milliardär Elon Musk lässt die Online-Plattform X in seiner KI-Firma xAI aufgehen. Die überraschende Übernahme wurde per Aktiendeal besiegelt, wie Musk bekanntgab. Auch X gehörte zuvor mehrheitlich ihm. Da der Twitter-Nachfolger nun ein Teil von xAI wird, dürfte es rechtlich viel einfacher werden, zum Training der von xAI entwickelten Künstlichen Intelligenz mit dem Namen Grok alle Inhalte der Online-Plattform zu verwenden.

xAI konkurriert mit anderen KI-Unternehmen wie dem ChatGPT-Entwickler OpenAI. Musk schrieb, dass mit der Übernahme unter anderem Daten, Computer-Infrastruktur und Mitarbeiter zusammengelegt würden. X habe 600 Millionen aktive Nutzer, behauptete er. Das gemeinsame Unternehmen werde «Milliarden» Nutzer erreichen.

Firmen-Rochade mit Milliardenbewertungen

Musk schrieb, dass bei der Transaktion xAI mit 80 Milliarden Dollar bewertet wurde und X mit 33 Milliarden Dollar. Im Herbst 2022 zahlte er rund 44 Milliarden Dollar für Twitter, auf dem X basiert. Dafür nahm er Kredite in Höhe von etwa zwölf Milliarden Dollar auf. Musk erklärte, dass diese Schulden nun bei der Bewertung von X nicht berücksichtigt würden.

Da beide Firmen nicht börsennotiert sind, sind sie nicht verpflichtet, offizielle Übernahmeankündigungen zu veröffentlichen. Laut einer informierten Quelle, die von dem Finanzdienst Bloomberg zitiert wurde, wird das neue Unternehmen als XAI Holdings bezeichnet und wird mit einem Wert von über 100 Milliarden Dollar bewertet.

Musk torpedierte Werbegeschäft von Twitter

Nachdem Musk Twitter übernommen hatte, reduzierte er die Belegschaft um die Hälfte und hob viele Beschränkungen auf, die dazu gedacht waren, die Nutzer der Plattform vor Hassrede und Falschinformationen zu schützen. Personen, die Musks rechte politische Ansichten unterstützen, erhielten mehr Einfluss auf den Dienst. Viele große Werbekunden zogen sich zurück, aus Angst davor, dass ihre Anzeigen neben Hassrede platziert würden und ihr Image Schaden nehmen könnte.

Musk hat mehrmals beklagt, dass sich die Werbeerlöse halbiert haben. Der aktuelle Stand ist unklar. Musk hat mehrere abtrünnige Werbekunden verklagt, denen er vorwirft, einen Boykott der Plattform vereinbart zu haben.

Im letzten Jahr wurde Musk zu einem engen Vertrauten des Republikaners Donald Trump. Nach dessen Sieg bei der Präsidentschaftswahl erwogen einige Unternehmen laut Medienberichten die Wiederaufnahme ihrer Werbung bei X, da sie Rache seitens der neuen Regierung befürchteten. Musk hat durch seine Rolle als Trumps Kostensenker mittlerweile erheblichen Einfluss innerhalb der Regierung erlangt. Mit dieser Unterstützung konnte X kürzlich Berichten zufolge 900 Millionen Dollar von Investoren einsammeln.

Plattform für alles unter neuem Dach?

Als er Twitter in X umbenannte, kündigte Musk noch an, dass der Dienst zu einer «Plattform für alles» werden sollte – von Bankgeschäften bis hin zur Job-Börse. Bisher waren nur Ansätze dafür zu erkennen. Ob die Vision auch unter dem Dach von xAI weiterverfolgt werden soll, ist unklar. Auch dazu, wie es für die von Musk berufene X-Chefin Linda Yaccarino weitergehen soll, wurden zunächst keine Angaben gemacht.

dpa