Teure Energie und die schwache Konjunktur belasten Deutschlands drittgrößte Industriebranche. Nach schwierigen Jahren soll 2025 etwas besser werden. Die Bäume dürften aber nicht in den Himmel wachsen.
Nach Krisenjahren: Chemie erwartet Mini-Wachstum 2025
Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt wird die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie im Jahr 2025 voraussichtlich nur um 0,5 Prozent leicht wachsen, während der Umsatz stagniert. Dies geschieht nach den vergangenen Krisenjahren mit wenig Optimismus.
Es fehle weiter an Aufträgen, sodass die Chemieanlagen schlecht ausgelastet seien. Er rechne mit weiteren Stilllegungen, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann. Seine Jahresbilanz: «Ein Lichtblick ist immerhin, dass sich die rasante Talfahrt der letzten beiden Jahre nicht fortgesetzt hat».
Laut einer repräsentativen VCI-Umfrage ist die Stimmung unter den Branchenfirmen gemischt: “Im Jahr 2025 erwarten immerhin gut ein Viertel der Unternehmen einen Anstieg der Erträge, während weitere 26 Prozent mit gleichbleibenden Erträgen und 46 Prozent mit einem Rückgang rechnen.”
Schwache deutsche Wirtschaft belastet
Die energieintensive Chemie ist nach dem Auto- und Maschinenbau die drittgrößte Industriebranche in Deutschland und leidet besonders unter den vergleichsweise hohen Energiekosten im Land. Aufgrund der schwachen Konjunktur reduzieren zudem viele Industrieunternehmen ihre Produktion, was sich negativ auf die Nachfrage nach Chemieerzeugnissen auswirkt.
Erst am Freitag gab der Essener Spezialchemiekonzern Evonik eine umfangreiche Umstrukturierung bekannt, während bei BASF mit dem aktuellen Sparprogramm ein noch nicht quantifizierter Stellenabbau bevorsteht. Insgesamt blieb die Beschäftigung in der Chemie- und Pharmabranche zuletzt jedoch stabil, 2024 waren es 477.000 Mitarbeiter (minus 0,5 Prozent). In der Pharmaindustrie läuft das Geschäft weiterhin gut.
Gute Geschäfte mit Kosmetika
Der VCI erwartet für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang von zwei Prozent auf 221 Milliarden Euro. Besonders im Inland lief das Geschäft schlecht. Die Produktion in der Chemie- und Pharmaindustrie stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent, blieb jedoch 16 Prozent unter dem Niveau von 2018.
Die Grundstoffchemie verzeichnete 2024 ein Wachstum und konnte einen Teil der Rückgänge aus den Vorjahren wettmachen, während die Fein- und Spezialchemie unter der Konjunkturflaute litt. Im Gegensatz dazu erholte sich die Produktion von Reinigungsmitteln und Kosmetika aufgrund gestiegener Verbraucherausgaben.
Hoffen auf neue Bundesregierung
VCI-Präsident Steilemann forderte einen «wirtschaftspolitischen Befreiungsschlag» angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar. Energie müsse billiger werden, Bürokratielasten und Steuern sinken, Genehmigungen schneller erteilt werden.
Das schwierige Umfeld für die Chemie hat bereits Auswirkungen auf die Unternehmen. BASF, Branchenprimus, hat mehrere Sparprogramme mit umfangreichem Stellenabbau eingeführt und die Dividende gekürzt. Darüber hinaus sollen Geschäftsteile verkauft werden. Die Möglichkeit, weitere Chemieanlagen im Stammwerk Ludwigshafen stillzulegen, schließt BASF nicht aus.