Naturgefahren vom Hagel bis zur Überschwemmung trafen vergangenes Jahr vor allem Bayern und Baden-Württemberg hart. Doch nur ein Teil der Schäden war versichert.
Natur richtet Milliardenschäden an – besonders im Süden

Im vergangenen Jahr verursachten Naturgefahren in Deutschland Milliardenschäden. Laut einer Übersicht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), die der dpa vorliegt, belaufen sich allein die Schäden bei Sach- und Kfz-Versicherern auf 5,7 Milliarden Euro. Dies entspricht in etwa dem Betrag von 2023. Über die Hälfte dieser Schäden entfiel auf die beiden Süd-Länder Bayern und Baden-Württemberg, die vor einem Jahr von schweren Überschwemmungen betroffen waren.
Die Schäden dürften insgesamt sogar deutlich höher sein, da längst nicht alles versichert ist. Für das Hochwasser im vergangenen Jahr gab es Schätzungen für Bayern und Baden-Württemberg, dass nur etwa die Hälfte von insgesamt mehr als vier Milliarden Euro versichert war.
«Allein Starkregenereignisse und Überschwemmungen schlugen mit 2,6 Milliarden Euro zu Buche – rund eine Milliarde Euro mehr als im langjährigen Durchschnitt», sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen bezogen auf die versicherten Schäden. Hier sieht er auch Folgen des Klimawandels, die in Deutschland «immer spürbarer» würden. Schäden durch Sturm und Hagel fielen vergangenes Jahr dagegen geringer aus. In der Kfz-Versicherung lagen die Leistungen wegen Naturgefahren bei rund 1,3 Milliarden Euro – das entspricht etwa dem langjährigen Durchschnitt. Hier wird nicht zwischen Hagel, Sturm, Hochwasser oder anderen Ursachen differenziert.
3,2 Milliarden alleine in Baden-Württemberg und Bayern
Im Bundesländervergleich hat Baden-Württemberg mit 1,601 Milliarden Euro an versicherten Schäden knapp die Nase vor Bayern mit 1,600 Milliarden. Dies könnte auch daran liegen, dass Elementarschäden wie Hochwasser im Südwesten deutlich häufiger versichert sind als im Freistaat. Es ist daher naheliegend anzunehmen, dass in Bayern mutmaßlich die höchste Gesamtsumme an Schäden verzeichnet wurde, konkrete Zahlen liegen jedoch nicht vor.
Die dritthöchsten versicherten Schäden trafen Nordrhein-Westfalen mit 613 Millionen Euro – hier waren vor allem Sturm und Hagel die Ursache, ebenso in Niedersachsen, wo 313 Millionen anfielen. In Hessen waren es 252 Millionen, im Saarland 171 Millionen und in Rheinland-Pfalz und Sachsen je 166 Millionen.
Die geringsten Schäden wurden in Bremen mit 17 Millionen verzeichnet. Auch die anderen Stadtstaaten Berlin mit 39 Millionen Euro und Hamburg mit 67 Millionen Euro kamen vergleichsweise glimpflich davon. Das gilt auch für das Flächenland Mecklenburg-Vorpommern, wo mit 34 Millionen Euro die zweitniedrigsten Schäden gemeldet wurden.
Debatte um Pflichtversicherung
Insgesamt sind die 5,7 Milliarden Euro Schäden bundesweit aber im langjährigen Vergleich eher hoch. «Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Klimafolgenanpassung muss Priorität der neuen Bundesregierung sein», sagt Asmussen vom GDV. «Eine Pflichtversicherung allein verhindert keine Schäden. Was wir brauchen, ist ein Naturgefahren-Gesamtkonzept, das neben einer Versicherungslösung auch vorsorgende Maßnahmen beinhaltet. Nur so schaffen wir mit Blick auf den Klimawandel langfristige Sicherheit – für Menschen und für die kommunale Infrastruktur.»
Zumindest die Versicherungspflicht für Wohngebäude soll aber kommen, noch in dieser Legislaturperiode, wie Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) der «Augsburger Allgemeinen» sagte. «Der Klimawandel schreitet voran, ohne besseren Versicherungsschutz wird es in Zukunft nicht gehen.»