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Neue Bahnchefin plant grundlegende Neuausrichtung ab 2026

Regionale Führungskräfte sollen mehr Entscheidungsfreiheit erhalten und für Qualität verantwortlich sein. Palla will auch den Fern- und Güterverkehr dezentraler aufstellen.

Die neue Bahnchefin, Evelyn Palla, will den Konzern neu aufstellen. (Archivbild)
Foto: Christoph Soeder/dpa

Die neue Bahnchefin Evelyn Palla will den bundeseigenen Konzern ab dem kommenden Jahr grundlegend neu aufstellen. «Das Jahr 2026 wird das Jahr des großen Umbaus sein, in dem wir uns neu ausrichten», sagte sie in Berlin. Ein wesentliches Ziel sei dabei eine Dezentralisierung der bisherigen Organisation. «Wir wollen Entscheidungsstrukturen in die Fläche bringen und dorthin verlagern, wo die Herausforderungen am besten bekannt sind», betonte Palla, die seit Anfang Oktober an der Spitze der Bahn steht. Bis Dezember solle das konkrete Konzept ausgearbeitet sein, sagte die Managerin. 

Mehr Eigenverantwortung in den Regionen 

Was bereits bekannt ist: Regionale Führungskräfte sollen zukünftig mehr Autonomie haben, um das operative Geschäft in ihren jeweiligen Regionen zu leiten. Sie sollen mehr Entscheidungsfreiheit und Ressourcen erhalten. Gleichzeitig werden sie auch dafür verantwortlich sein, wenn etwas nicht funktioniert und die Qualität sowie die Wirtschaftlichkeit nicht stimmen. Die Managerin verwies beispielsweise auf die Wartung und rechtzeitige Bereitstellung von Regionalzügen.

Palla betonte, dass sie bereits die Regionalverkehrssparte der Deutschen Bahn umgebaut hat, bevor sie als Vorständin für diesen Bereich verantwortlich war. DB Regio erzielte im ersten Halbjahr erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn.

Palla setzt auf Tempo 

Wie sie nun auch den Fern- und Güterverkehr dezentraler aufstellen will, hat sie nicht spezifiziert. Das Runterbrechen auf regionale Einheiten funktioniere dort nicht ohne Weiteres, räumte sie ein. «Trotzdem werden wir uns die Frage stellen, ob es möglich ist, unternehmerische Verantwortung im Fernverkehr stärker regional zu verankern als das heute der Fall ist.»

Das Tempo sei das entscheidende Element des Umbaus. «Ab dem 1. Januar werden wir mit der Umsetzung beginnen.» Die Neuaufstellung beinhaltet auch eine Vereinfachung der zentralen Managementstrukturen. Es müssen auch Stellen abgebaut werden. Palla nannte keine Zahlen dazu. Der Konzern mit hunderten Beteiligungen und Tochtergesellschaften beschäftigt mehr als 230.000 Mitarbeiter.

Hauptprobleme bleiben 

Das erst vor rund einem Jahr aufgelegte Sanierungsprogramm S3 des damaligen Bahnchefs Richard Lutz stellt Palla zur Disposition. Zentrale Elemente, wie die Generalsanierung wichtiger Strecken, die Verbesserung des Betriebs und die finanzielle Sanierung des hoch verschuldeten Staatskonzerns blieben bestehen, betonte Palla. Gleichwohl müsse sie das Programm anpassen. «Ich möchte eine andere Grundlage schaffen, damit diese Maßnahmen auch greifen und beim Kunden ankommen», sagte sie. 

Es wurde nicht angegeben, wann die Fahrgäste die positiven Auswirkungen der neuen Konzernstruktur spüren werden. Gemäß der neuen Bahnstrategie des Bundes sollen kurzfristig die Sauberkeit und Sicherheit an den Bahnhöfen verbessert werden. Das Hauptproblem, die hohe Unzuverlässigkeit im Fernverkehr aufgrund eines überalterten und überlasteten Streckennetzes, wird jedoch auch Palla nicht so schnell lösen können.

Umbau des Vorstands läuft schon

Die neue Bahnchefin hat bereits personelle Maßnahmen ergriffen. Es wurde am Mittwoch bekannt gegeben, dass Güterverkehrsvorständin Sigrid Nikutta ihren Posten verlassen soll. Ihr Sanierungskonzept für die kriselnde Sparte wurde in einem externen Gutachten als unzureichend bewertet. Als Nachfolger für den Regionalverkehr wird voraussichtlich Harmen van Zijderveld sein. Er war bisher im Vorstand der Bahn-Tochter DB Regio für das Ressort Schiene zuständig.

Es wird spekuliert, dass Karin Dohm, ehemalige Managerin bei der Baumarktkette Hornbach, die neue Finanzchefin wird. Sie soll Levin Holle nachfolgen, der im Frühling den Konzern verlassen hat, um im Bundeskanzleramt zu arbeiten. Die Entscheidung über beide Personalien steht noch aus und muss vom Aufsichtsrat genehmigt werden.

dpa