Wenn die Truppe größer wird, müssen die neuen Soldaten auch irgendwo wohnen. Deutschlands größter Vermieter Vonovia hat das Thema auf dem Schirm.
Neue Siedlungen für Soldaten: Vonovia will «behilflich sein»

Deutschlands größter Vermieter Vonovia zeigt Interesse daran, als Betreiber von neuen Soldatensiedlungen tätig zu werden. «Wenn man uns fragt, sind wir behilflich», sagte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und der Deutschen Presse-Agentur in Bochum auf die Frage, ob Vonovia auch Wohnungen für Soldaten bereitstellen könnte. «Dank unserer langjährigen Erfahrung im Wohnungsbau sind wir in der Lage, passende Unterkünfte zu errichten und im Rahmen von Kooperationen Belegungsrechte für die Bundeswehr einzuräumen.»
Ende Juli gab es rund 183.000 Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr. Gemäß den neuen Nato-Zielen soll die Bundeswehr in Zukunft mindestens 260.000 Männer und Frauen in der aktiven Truppe haben.
Wohnungen könnten Job-Attraktivität steigern
Künftigen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr einen Arbeitsplatz beispielsweise 400 Kilometer entfernt von der Familie anzubieten, sei «kein besonders attraktives Angebot», sagte Buch. «Wenn ich Menschen irgendwo anders beschäftigen möchte, muss ich auch gucken, dass ich für sie eine Wohnung habe. Sonst wird das mit der Beschäftigung schwierig.»
Vonovia komme aus dem Werkswohnungsbau und habe schon früher Bestände vom Bund übernommen. «Dazu gehören auch Immobilien der Bundeswehr.» Buch sprach in diesem Zusammenhang von einem «Werkswohnungsbau 2.0».
Buch wirbt für Zusammenarbeit mit Vonovia
Es mache keinen Sinn, dass Unternehmen wieder neue Werkswohnungsgesellschaften gründeten. Diese könnten nicht von Anfang an so effizient arbeiten wie ein großes Wohnungsunternehmen. «Es ist viel besser, das mit Vonovia zusammen zu tun». Dies könne man machen, «indem wir bestehende Wohnungen zur Verfügung stellen oder neue bauen, die wir anschließend im Auftrag von Dritten bewirtschaften».
Vonovia-Chef sieht Aufbruch in Immo-Branche
Insgesamt gibt es Buch zufolge in der Immobilienbranche wieder einen Aufbruch. «Die Rahmenbedingungen haben sich so weit verbessert, dass wir wieder nach vorne blicken können», sagte er. Die Bundesregierung habe mit dem Bauturbo einen wichtigen ersten Schritt getan. Bis der Bauturbo und die gerade angekündigten günstigeren KfW-Kredite in konkrete Neubauten resultierten, werde es allerdings noch dauern. «Das geht nicht von heute auf morgen.»
Die Bundesregierung plant, den langsamen Wohnungsbau in Deutschland anzukurbeln, indem sie schnellere Genehmigungen und den Verzicht auf Bebauungspläne ermöglicht. Neue Sonderregelungen im Baugesetzbuch sollen sicherstellen, dass Planung, Genehmigung und Bau deutlich beschleunigt werden. Bis Ende 2030 können die Kommunen selbst entscheiden, ob sie von den Abweichungen vom Bauplanungsrecht Gebrauch machen möchten.
Buch: «Bauturbo» ein wichtiger Impuls
«Die Bundesregierung hat mit dem „Bauturbo“ einen wichtigen Impuls für den Wohnungsbau gesetzt», sagte der Vonovia-Chef. «Jetzt liegt es vor allem an uns, der bauenden Wirtschaft, und an den Kommunen, diese neuen Freiheiten beim Bauen zu nutzen.»
Die Baukosten sind in den letzten Jahren nicht nur durch Materialkosten gestiegen, sondern auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben beim Neubau. Einschließlich Grundstück kostet der Bau neuer Wohnungen über 5.000 Euro pro Quadratmeter. Die Kosten müssen jedoch auf unter 3.500 Euro pro Quadratmeter sinken, damit wieder bezahlbare Mieten im Neubau realisiert werden können, betonte der Manager.
«Vor allem große Städte wissen, dass sie das Wohnungsproblem lösen müssen, damit es ihnen nicht um die Ohren fliegt», sagte Buch. Die Wohnungsnot werde bei den nächsten Wahlen eines der wichtigsten Themen sein. «Wenn die Wohnungsnot ungelöst bleibt, profitieren vor allem die politischen Ränder davon.» So stehen im kommenden Jahr unter anderem in Berlin die Wahlen zum Landesparlament und zu den Bezirksparlamenten an.
Der Staat allein, davon ist Buch überzeugt, wird die Wohnungsnot nicht bewältigen können. «Die von der Bundesregierung geplanten 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur in den kommenden 12 Jahren sind zwar viel Geld. Allerdings kostet der Bau von jährlich 320.000 neuen Wohnungen auch jedes Jahr 100 Milliarden Euro», rechnete der Manager vor. Deshalb müssten öffentliche Mittel so eingesetzt werden, dass sie privates Kapital anziehen und zusätzliche Investitionen auslösten.
Deshalb appellierte Buch für stabile und verlässliche Rahmenbedingungen, insbesondere im Mietrecht. «Die derzeitige Regulierung verschärft soziale Spannungen, da Neuvertragsmieten deutlich stärker steigen als Bestandsmieten», sagte Buch. Statt immer neuer staatlicher Eingriffe brauche es Lösungen, damit systemrelevante Berufsgruppen wie Pflegekräfte, Feuerwehr oder Handwerk in den Städten bezahlbaren Wohnraum finden könnten.
Vonovia will 2025 Bau von 3.000 Wohnungen starten
Vonovia selbst hat sein zwei Jahre lang auf Eis gelegtes Neubauprogramm wieder aufgenommen. Im laufenden Jahr will das Unternehmen mit dem Bau von 3.000 neuen Wohnungen beginnen. Zudem besitzt Vonovia Grundstücke, auf denen bis zu 70.000 Wohnungen gebaut werden können. «Allerdings müssen wir den Neubau finanziert bekommen», so der Manager. Die Beschaffung von Eigenkapital sei derzeit aufgrund des Aktienkurses von Vonovia zu teuer. Erst jüngst hat das Unternehmen erstmals eine Anleihe in australischen Dollar begeben.